Den Job einfach so an den Nagel hängen? Eine Kündigung ist zunächst ein gedanklicher und emotionaler Prozess. Hier sind fünf wichtige Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du deine Stelle kündigst.

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Jeder Dritte denkt über Kündigung nach

Umfragen gleichen sich wie ein Ei dem anderen und zeigen immer wieder, dass jeder dritte Arbeitnehmer aus Österreich, Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz überlegt, den Job zu kündigen. Von den tatsächlich Kündigenden verlässt jeder vierte seine Position, ohne einen neuen Job zu haben.

Dir geht es ähnlich? Eine Kündigung ist ein bedeutender Einschnitt im Berufsleben. Wir haben wichtige Fragen für dich zusammengestellt, die du dir beantworten solltest, bevor du zu einer endgültigen Entscheidung kommst.

Frage 1: Wann ist der richtige Zeitpunkt zu kündigen?

Bevor wir zu den möglichen Motiven für eine Kündigung kommen, ist es wichtig, dass du herausfindest, ob jetzt der passende Zeitpunkt ist, deinem Unternehmen einfach den Rücken zu kehren.

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Was du dir beantworten solltest:

  • Ist deine Familie momentan auf dein Einkommen angewiesen?
  • Wie sieht deine aktuelle finanzielle Situation aus? Hast du Rücklagen?
  • Welche (staatlichen) Förderungen kommen für eine Übergangszeit für dich infrage?

Hinweis: Um deinen jetzigen Job zu kündigen, solltest du nicht nur persönliche Verhältnisse berücksichtigen. Schaue auch nach Bewerbungsfristen und möglichen Einstellungsdaten für neue Stellen, die für dich infrage kommen.

Frage 2: Liegt es am Unternehmen?

Du weißt, dass es für deinen Arbeitgeber momentan möglicherweise „bergab“ geht? Oder: Die Werte und die Unternehmenskultur passen nicht zu deinen Vorstellungen?

Wie eine Untersuchung der Jobplattform StepStone mit 19.000 Teilnehmern zeigt, kündigen fast 28 Prozent der Arbeitnehmer, weil die eigenen Vorstellungen nicht mit der Unternehmenskultur ihres Arbeitgebers übereinstimmen.

Ob Wertvorstellungen, schlechte wirtschaftliche Perspektiven für das Unternehmen oder ein kurioser Führungswechsel, welcher mit der Belegschaft nicht transparent kommuniziert wird – es gibt viele Gründe, über eine Kündigung nachzudenken.

Wichtige Fragen, die du dir jetzt u. a. stellen kannst:

  • Haben Kollegen und Menschen, die besonders wichtig für das Unternehmen sind, den Arbeitgeber kürzlich verlassen?
  • Investiert dein Arbeitgeber in Innovationen und neue Produkte – oder bleibt es bei alten verstaubten Schemen?
  • Wurden Kosten ohne Vorankündigung gesenkt?
  • Hat es Veränderungen bzgl. der Gewinne gegeben? Wie steht es wirtschaftlich um das Unternehmen?
  • Wie steht es grundsätzlich um die Kommunikation zwischen dir und deinem Arbeitgeber?

Frage 3: Kommt eine horizontale Karriere infrage?

Der klassische Karriereweg verläuft in aller Regel vertikal. Das bedeutet: Du beginnst unten und arbeitest dich von Position zu Position hoch.

Daneben gibt es noch den horizontalen Karriereweg. Diesen kennst du vielleicht auch als „Fachkarriere“. Es geht darum, deine Kompetenzen innerhalb deines Fachgebiets zu vertiefen und auszubauen. Die Expertise entsteht also durch fachspezifische Weiterentwicklung, sodass du zwar erfolgreich bist, aber auch ohne eine Führungsposition anzustreben.

Ist eine solche Entwicklung für dich aktuell nicht möglich, obwohl du sie dir wünschst – und plant dein Arbeitgeber andere Perspektiven oder Stellen für dich, solltest du deine Bedenken äußern.

Kommt es auch danach zu keiner Einigung, kann der Wunsch nach einem anderen Karriereweg ein guter Kündigungsgrund sein.

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Frage 4: Bist du bereit für die nächste Karrierestufe?

Unterforderung kann auftreten, wenn du für eine Stelle überqualifiziert bist oder dich in deinem Job so weit weiterentwickelt hast, dass du bereit für die nächste Karrierestufe bist. Auch das kann ein guter Grund sein, über eine Kündigung nachzudenken.

Bietet dein Unternehmen dir nur wenige oder keine Aufstiegschancen, ist ein Job- und Perspektivwechsel eine realistische Option. Dies gilt vor allem, wenn du keinen horizontalen Karriereweg anstrebst.

Deine Chancen stehen gut, wenn du einige der folgenden Fragen bejahen kannst:

  • Hast du professionelle Kontakte, die über dein gewohntes berufliches Umfeld hinausgehen?
  • Investierst du selbstständig in deine Weiterbildung und in deine Karriereentwicklung?
  • Bist du absoluter Experte/absolute Expertin auf deinem Gebiet?
  • Bitten dich andere häufiger um Hilfe, wenn es um berufliche Fragen geht?
  • Genießt du einen guten Ruf innerhalb des Unternehmens – und hat sich dies vielleicht auch bei anderen Organisationen herumgesprochen?

Frage 5: Liegt es an meinem Job?

Ob als Berufseinsteiger oder erst nach Jahren der Arbeit: Vielleicht spürst du, dass es nicht am Unternehmen oder am falschen oder richtigen Zeitpunkt liegt, dass du über eine Kündigung grübelst. Manchmal ist es ganz einfach der Job, der nicht passt.

Möglicherweise hast du ein Studium absolviert oder bist einen steinigen Weg gegangen, um diese Position zu erreichen – nur um festzustellen, dass der praktische Job nicht deinen Erwartungen entspricht. Viele von uns halten dennoch am Job fest, um die in die Aus- oder Fortbildung investierte Zeit nicht als „verschwendet“ ablegen oder die Komfortzone nicht verlassen zu müssen.

Hältst du aber lediglich aus solchen Motiven, die dein Gewissen plagen, an der Stelle fest, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit Zeit für ein Umdenken.

Tipp: Manchmal ist ein interner Positionswechsel eine gute Möglichkeit, sich eine Kündigung zu ersparen. Besprich diese Option mit deinem Arbeitgeber. Die Vorteile sind, dass du das Unternehmen bereits kennst und vergleichsweise weniger Veränderungen auf dich zukommen.

Entschieden? Dann beachte folgenden Rat, wenn du kündigst

Ein souveräner Abgang nach überbrachter Kündigung ist vielen wichtig. Solltest du dich dafür entschieden haben, deinen Job tatsächlich an den Nagel zu hängen, ist es einerseits von Bedeutung, die Kündigungsfristen und Formalitäten zu beachten. Andererseits wirst du möglicherweise noch einige Tage oder Wochen für dein jetziges Unternehmen tätig sein.

Unser heißer Tipp für dich: Bedanke dich für die Zusammenarbeit und zeige dich auch im Endspurt von deiner besten Seite. Denn du weißt nicht, ob du in Zukunft noch einmal mit deinem jetzigen Arbeitgeber in Kontakt treten wirst. Sichere dir einige berufliche Kontakte und genieße, wenn es geht, die letzten gemeinsamen Wochen.

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Schlusswort

Eine globale Studie von Randstad, an der insgesamt 35.000 Beschäftigte teilnahmen, zeigt: Viele Menschen würden lieber arbeitslos sein, wenn sie wüssten, dass ihr Job sie unglücklich macht. Befindest du dich jedoch bereits „im Job“, ist es nicht mehr so einfach, diesen von heute auf morgen zu kündigen – auch wenn du innerlich unzufrieden bist.

Um dir diesen Prozess zu vereinfachen, solltest du dir deiner Motive bewusst sein. Zusammengefasst einige zentrale Fragen:

  • Werte, Kultur, Gehalt: Bietet dein Unternehmen dir das, was du dir vorstellst?
  • Übst du den richtigen Beruf aus oder wünschst du dir eine andere Tätigkeit?
  • Kommt ein interner Jobwechsel infrage?
  • Gibt es Aufstiegschancen für dich oder bedarf es dafür eines Unternehmenswechsels?
  • Ist jetzt der passende Zeitpunkt für deine Kündigung?

Tipp: Du bist mental erschöpft und siehst gerade keinen Ausweg – nur die Kündigung? Wenn dir dein Job gefällt, du aber dringend eine Auszeit benötigst, ist der Hinschmiss nicht die einzige Lösung. Dein Hausarzt ist der richtige Ansprechpartner, wenn du psychische Erschöpfung sowie Stress verspürst und eine Krankschreibung benötigst. Sprich bei Krisen und Erschöpfungszuständen außerdem mit deinem Arbeitgeber, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Für einige bietet ein Sabbatjahr die dringend benötigte Atempause, um sich Klarheit über ihre berufliche Situation zu verschaffen.

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Bild: DjelicS/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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