Die Beförderung in eine Führungsposition ist für viele der Höhepunkt ihrer Karriere und verspricht nicht nur ein dickes Gehaltsplus, sondern auch die Möglichkeit, die Entwicklung des Unternehmens aktiv mitzugestalten. Doch dieser Rollenwechsel bringt auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. 

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Die Schattenseiten der Beförderung: Veränderte Beziehungen und Teamdynamik

Der Wechsel von einem Kollegen zum Team-Leader verändert die Beziehungsdynamik grundlegend. Ehemalige Kollegen sind nun Mitarbeiter, was eine neue, nicht ganz unproblematische, Ebene der hierarchischen Beziehung einführt. Diese Veränderung im Teamgefüge führt oft zu Spannungen, insbesondere wenn mehrere Kandidaten für die Beförderung in eine leitende Position in Frage kamen. Neid, Eifersucht und Missgunst können auftreten und die Zusammenarbeit erschweren.

Um diese Herausforderung zu meistern, ist eine klare und transparente Kommunikation unerlässlich. Der frisch gebackene Chef sollte offen über seine Visionen und Ziele sprechen und dabei die Anregungen und/oder Bedenken des Teams berücksichtigen. Regelmäßige Einzel- und Teamgespräche können hier gezielt helfen, Vertrauen aufzubauen und Missverständnisse zu vermeiden. Wichtig ist auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Autorität und Zugänglichkeit, um eine positive Arbeitsatmosphäre zu fördern.

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Der Balanceakt zwischen Mitarbeiterinteressen und Unternehmenszielen – nicht immer einfach

Als Führungskraft befindet man sich jetzt in einer Sandwich-Position, in der man das Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der Mitarbeiter und den Zielen des Unternehmens ausbalancieren muss.

Diese notwendige Balance zu finden, erfordert Fingerspitzengefühl und strategisches Denken. Mitarbeiter sollten in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Verständnisses für Unternehmensziele zu bekommen. Dies erfordert eine klare Kommunikation der Unternehmensziele und die Fähigkeit, Mitarbeiter für diese Ziele gewinnen und zu begeistern.

Die Kunst des Delegierens – kann man lernen

Effektives Delegieren ist eine Kernkompetenz jeder Führungskraft. Neue Chefs tun sich gerade zu Beginn ihrer Führungslaufbahn schwer, Aufgaben abzugeben und anderen Mitarbeitern anzuvertrauen. Jetzt hilft nur loslassen und die Stärken der einzelnen Mitarbeiter zu erkennen und ihnen die notwendige Verantwortung zu übertragen. Dies fördert nicht nur die Entwicklung des Teams, sondern reduziert auch die eigene Arbeitsbelastung deutlich.

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Der Schlüssel liegt darin, Aufgaben entsprechend den Fähigkeiten und Interessen der Mitarbeiter zu verteilen und gleichzeitig Unterstützung und Ressourcen bereitzustellen, um ihre Erfolge zu maximieren.

New Leadership: Entwicklung eines angepassten und flexiblen Führungsstils

Die Entwicklung eines angepassten Führungsstils ist ein Prozess, der Reflexion,  Anpassungsfähigkeit und vor allem Geduld erfordert. Verschiedene Führungsstile haben jeweils ihre eigene Stärken, aber auch Herausforderungen. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Führungsstile und ihre Vor- und Nachteile erörtert.

1. Autoritärer Führungsstil

    • Vorteile: Klare Anweisungen und Richtlinien sorgen für eine straffe Organisation und schnelle Entscheidungsfindung. Dieser Stil kann in Krisensituationen effektiv sein, wo schnelles Handeln erforderlich ist.
    • Nachteile: Kann zu einer geringen Mitarbeiterzufriedenheit führen, da wenig Raum für Kreativität und Eigeninitiative bleibt. Langfristig kann dies die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter beeinträchtigen.

2. Demokratischer Führungsstil

    • Vorteile: Fördert die Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen, was zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Kreativität führen kann. Dieser Stil stärkt das Teamgefühl und fördert innovative Lösungen.
    • Nachteile: Entscheidungsprozesse können länger dauern, da viele Meinungen und Perspektiven berücksichtigt werden müssen. In dringenden Situationen kann dies zu Verzögerungen führen.

3. Transformationaler Führungsstil

    • Vorteile: Inspiriert und motiviert Mitarbeiter, über ihre eigenen Interessen hinaus zu denken und sich für das größere Unternehmensziel einzusetzen. Dieser Stil fördert die persönliche und berufliche Entwicklung der Mitarbeiter.
    • Nachteile: Kann herausfordernd sein, wenn die Führungskraft nicht über das notwendige Charisma oder die Fähigkeit verfügt, andere zu inspirieren. Zudem erfordert es ein hohes Maß an Engagement und Energie.

4. Laissez-faire-Führungsstil

    • Vorteile: Bietet Mitarbeitern viel Autonomie und Selbstverwaltung, was zu hoher Kreativität und Innovation führen kann. Ideal für Teams mit erfahrenen und selbstmotivierten Mitarbeitern.
    • Nachteile: Mangel an Richtung und Feedback kann zu Unsicherheiten und inkonsistenten Leistungen führen. Nicht geeignet für Teams, die klare Anleitung und Struktur benötigen.

5. Situativer Führungsstil

    • Vorteile: Sehr flexibel, da er sich an die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Mitarbeiter sowie an die spezifische Situation anpasst. Dieser Stil kann eine effektive Leistung in einer Vielzahl von Situationen fördern.
    • Nachteile: Erfordert ein hohes Maß an Urteilsvermögen und die Fähigkeit, den Führungsstil schnell anzupassen, was für manche Führungskräfte herausfordernd sein kann.

6. Coaching-Führungsstil

    • Vorteile: Konzentriert sich auf die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter, was zu einer gesteigerten Leistung und Mitarbeiterbindung führen kann. Fördert ein Umfeld des Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung.
    • Nachteile: Kann zeitaufwendig sein und erfordert eine Führungskraft, die bereit ist, sich in die Entwicklung jedes Einzelnen zu investieren. Nicht effektiv, wenn Mitarbeiter nicht an persönlichem Wachstum interessiert sind.

Jeder dieser Führungsstile hat seine Daseinsberechtigung und kann in verschiedenen Kontexten und Situationen sehr effektiv sein. Die Kunst jedes Vorgesetzten liegt darin, den Stil zu finden, der am besten zu den eigenen Werten, der Unternehmenskultur und den Bedürfnissen des Teams passt. Eine flexible Herangehensweise, bei der Elemente verschiedener Stile kombiniert werden, ist oft die effektivste und praktikabelste Lösung sein.

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Letztendlich ist es die Fähigkeit einer Führungskraft, authentisch zu bleiben und gleichzeitig ihren Stil an die sich ständig ändernden Anforderungen anzupassen, die ihren Erfolg ausmacht.

Nicht zu unterschätzen: Die Rolle des Mentors

Ein Mentor kann eine unschätzbare Ressource für neu beförderte Führungskräfte sein. Er bietet eine unabhängige Perspektive und teilt wertvolle Erfahrungen und Einsichten. Ein guter Mentor hilft dabei, die neuen Herausforderungen zu navigieren und fördert die persönliche und professionelle Entwicklung.

Der Mentor kann aufgrund seines Erfahrungsschatzes Ratschläge geben, wie man schwierige Situationen meistert, und Feedback zu Führungsstilen und -techniken bieten. Diese Beziehung kann eine wichtige Stütze sein, um Unsicherheiten zu überwinden und Selbstvertrauen in der neuen Führungsrolle zu entwickeln.

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Selbstreflexion und kontinuierliches Lernen sind das A und O

Selbstreflexion ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung als Führungskraft. Regelmäßiges Feedback von Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten hilft, blinde Flecken zu identifizieren und das eigene Führungsverhalten zu optimieren.

Kontinuierliche Weiterbildung, sei es durch Fortbildungen, Seminare oder Mentoring-Programme, ist ebenfalls entscheidend. Wer sich über aktuelle Trends und Best Practices informiert und die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse ständig erweitert, führt nicht nur effektiv, sondern zeigt auch den Mitarbeitern, dass man sich dem lebenslangen Lernen verpflichtet fühlt.

Von Kollegen zu Vorgesetzten: Anspruchsvoll, aber möglich

Der Übergang von einem Kollegen zum Chef ist eine komplexe und herausfordernde Erfahrung, die sowohl persönliches Wachstum als auch die Bereitschaft zur Entwicklung erfordert. Eine offene und transparente Kommunikation, das Aufbauen von Vertrauen, die Entwicklung eines angepassten Führungsstils und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Selbstreflexion und Weiterbildung sind Schlüsselelemente für den Erfolg in einer Führungsposition.

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Mit der richtigen Vorbereitung, Einstellung und Unterstützung kann diese neue Rolle zu einer bereichernden und erfolgreichen Karriereerfahrung werden.

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Bild: Drazen Zigic/istockphoto.com

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