Plötzlich bist du Chef. Noch gestern Kollege, jetzt Vorgesetzter. Du denkst dir vielleicht: „Ich bleibe doch der gleiche Mensch, das wird schon.“ Aber dann merkst du, dass sich vieles ändert – nicht nur für dein Team, sondern auch für dich. Wie schaffst du es, in der neuen Rolle souverän zu sein, ohne die Verbindung zu deinen Kollegen zu verlieren?

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Warum sich das Verhältnis verändert – eine persönliche Erfahrung

Als ich selbst zum ersten Mal aus meinem Team heraus zur Führungskraft befördert wurde, habe ich das ziemlich entspannt gesehen. Ich dachte, es würde kaum Unterschiede machen, schließlich hatte ich ein gutes Verhältnis zu meinen Kollegen. Ich war jemand, zu dem die anderen kamen, wenn sie ein Problem hatten oder einfach mal Dampf ablassen wollten.

Doch dann kam der Wechsel, und plötzlich war alles anders. Es ging nicht von heute auf morgen, aber nach ein paar Wochen fiel mir auf, dass die Gespräche weniger wurden. Die Leute kamen nicht mehr so oft zu mir, erzählten weniger Persönliches und hielten sich bei Problemen zurück. Es war, als wäre ich über Nacht eine andere Person geworden – dabei hatte ich mich gar nicht verändert.

Das hat mich überrascht und, ehrlich gesagt, auch getroffen. Ich fühlte mich plötzlich ein bisschen allein, obwohl das Team mir gegenüber immer höflich und respektvoll war. Es war, als hätten die anderen eine unsichtbare Linie gezogen. Ich musste lernen, damit umzugehen und die neue Dynamik zu akzeptieren.

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Vielleicht kommt dir das bekannt vor – oder du stehst gerade genau vor dieser Situation. Deshalb möchte ich mit dir teilen, was mir geholfen hat, in der neuen Rolle nicht nur professionell, sondern auch menschlich zu bleiben.

Was hinter der Veränderung steckt

Wenn die Beziehung zu deinen Kollegen plötzlich anders wird, hat das selten mit dir als Person zu tun. Es liegt vielmehr an deiner neuen Position. Viele Mitarbeiter haben Respekt vor einer Führungskraft – manchmal sogar ein bisschen Angst. Die Gedanken dahinter könnten sein:

  • „Wenn ich ein Problem anspreche, denkt er vielleicht, ich bin nicht kompetent.“
  • „Kann ich ihm wirklich noch alles anvertrauen? Was, wenn das gegen mich verwendet wird?“
  • „Ich will nicht, dass er denkt, ich will ihn ausnutzen.“

Dieses Verhalten ist oft unbewusst und hat weniger mit dir als mit der neuen Dynamik zu tun. Für dich fühlt sich das anfangs vielleicht ungewohnt an, fast wie ein Vertrauensverlust. Aber es ist kein persönlicher Angriff, sondern ein Prozess, den du aktiv gestalten kannst.

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Strategien, die dir den Übergang erleichtern

Damit der Wechsel vom Kollegen zur Führungskraft gelingt, brauchst du vor allem Geduld – mit dir selbst und deinem Team. Hier sind ein paar Ansätze, die für mich den Unterschied gemacht haben:

1. Sprich das Thema direkt an

Ich erinnere mich, wie erleichtert mein Team war, als ich das Thema direkt angesprochen habe. Ich habe damals gesagt: „Ich weiß, dass sich unser Verhältnis ein Stück weit verändern wird. Aber mir ist wichtig, dass wir weiter offen und ehrlich miteinander umgehen.“ Das hat viel Druck rausgenommen, denn die Kollegen mussten nicht mehr raten, wie sie sich verhalten sollen.

2. Akzeptiere, dass sich Grenzen verschieben

Vor meiner Beförderung war ich oft der erste Ansprechpartner, wenn jemand ein Problem hatte – sei es beruflich oder privat. Nach dem Rollenwechsel hat sich das verändert. Ich musste lernen, dass ich nicht mehr die Person bin, bei der alles abgeladen wird. Das hat mich anfangs gestört, weil ich dachte, das Vertrauen sei weg. Aber mit der Zeit habe ich verstanden: Es ist keine Ablehnung, sondern einfach ein neuer Umgang miteinander.

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3. Bleib menschlich, aber professionell

Auch wenn sich die Rolle verändert, solltest du dir selbst treu bleiben. Das bedeutet, weiter authentisch zu sein. Humor, Verlässlichkeit und Empathie sind Eigenschaften, die dich auch als Führungskraft stärken. Aber gleichzeitig solltest du klare Grenzen setzen. Das hilft nicht nur dir, sondern gibt auch deinem Team Sicherheit.

4. Hol dir Unterstützung

Eine Sache, die ich damals unterschätzt habe, war, wie einsam die neue Position sein kann. Vorher konnte ich vieles mit meinen Kollegen teilen, jetzt hatte ich das Gefühl, Entscheidungen allein treffen zu müssen. Was mir geholfen hat, war der Austausch mit anderen Führungskräften. Sie kennen die Herausforderungen und können oft wertvolle Tipps geben.

5. Lass Fehler zu – bei dir und bei anderen

Du wirst nicht von Anfang an alles richtig machen, und das ist völlig in Ordnung. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern aus deinen Erfahrungen zu lernen. Das Gleiche gilt für dein Team. Gib den anderen Raum, sich an die neue Situation zu gewöhnen, und erwarte nicht, dass alles sofort reibungslos läuft.

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Was dein Team braucht, um sich anzupassen

Auch für dein Team ist der Wechsel nicht leicht. Deine Kollegen müssen sich daran gewöhnen, dass du jetzt in einer anderen Rolle bist – und das bringt oft Unsicherheiten mit sich.

Hier ein paar Dinge, die du tun kannst, um den Übergang zu erleichtern:

  • Sei klar in deinen Erwartungen: Dein Team wird wissen wollen, wie du dir die Zusammenarbeit vorstellst. Kommuniziere das offen.
  • Zeige Verlässlichkeit: Gerade in der Anfangszeit ist es wichtig, dass dein Team merkt: Du bist weiterhin jemand, auf den man zählen kann.
  • Schaffe Vertrauen: Gib deinen Kollegen das Gefühl, dass ihre Meinungen und Anliegen weiterhin zählen – auch wenn du jetzt die Entscheidungen triffst.

Typische Stolpersteine – und wie du sie vermeidest

Es gibt ein paar Herausforderungen, die beim Rollenwechsel häufig auftreten. Hier einige Beispiele – und wie du damit umgehen kannst:

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  • Einsamkeit: Es ist normal, dass du dich manchmal isoliert fühlst. Such dir ein Netzwerk aus anderen Führungskräften oder einen Mentor, um diese Phase zu überstehen.
  • Favoritismus: Wenn du aus deinem Team heraus befördert wurdest, achte darauf, alle gleich zu behandeln. Nichts sorgt schneller für Unruhe, als wenn jemand das Gefühl hat, du würdest alte Freundschaften bevorzugen.
  • Selbstzweifel: Jeder zweifelt mal an sich, besonders in einer neuen Rolle. Denk daran: Du wurdest nicht ohne Grund ausgewählt. Du kannst das schaffen.

Der Wechsel vom Kollegen zur Führungskraft braucht Zeit

Du wirst Fehler machen, und das ist in Ordnung. Wichtig ist, dass du authentisch bleibst und bereit bist, dazuzulernen. Mit der Zeit wirst du deinen eigenen Führungsstil entwickeln – und das Vertrauen deines Teams zurückgewinnen.

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