Du möchtest nach jahrelanger freiberuflicher Tätigkeit in ein festangestelltes Arbeitsverhältnis zurückkehren? Dein zentrales Problem bei einer Bewerbung: Für diesen Abschnitt in deiner Berufsbiografie kannst du keine Arbeitszeugnisse vorlegen. Deshalb muss vor allem der Lebenslauf auf den ersten Blick überzeugen. Aber wie?

Lebenslauf – Dein Aushängeschild bei der Bewerbung als Freiberufler

Der Weg vom Freiberufler zurück in eine Festanstellung ist als eher ungewöhnlich zu bewerten. Schließlich träumen viele Festangestellte stattdessen vom Sprung in die Selbstständigkeit.

Egal, ob du diese Entscheidung daher aus freien Stücken oder zwangsweise getroffen hast: Die Bewerbung auf eine Festanstellung aus der Freiberuflichkeit heraus birgt einige Herausforderungen. Der Lebenslauf dient den Personalentscheidern hierbei in der Regel zur sekundenschnellen Einschätzung, ob deine Erfahrungen und Qualifikationen mit den Anforderungen für die ausgeschriebene Stelle übereinstimmen – oder nicht. Eine allgemeine Angabe über die Art der Freiberuflichkeit und ihrer zeitlich ausgeübten Dauer reicht daher längst nicht aus.

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Zur Präzisierung des eigenen Profils sollten deshalb die prägnantesten Tätigkeitsschwerpunkte und wichtigsten Auftraggeber im Curriculum Vitae erwähnt werden. Doch damit ist es nicht getan. Die grundsätzliche Entscheidung beginnt schon vor dem Verfassen des Lebenslaufs: Möchtest du die Selbständigkeit mit angemessenem Selbstbewusstsein vertreten oder glaubst du, diese als vermeintliches Manko verstecken zu müssen? Für eine überzeugende Präsentation deiner Berufsbiografie haben wir die wichtigsten Schritte für dich zusammengestellt.

Schritt 1: Selbstbewusstsein

Vielleicht begann deine Selbständigkeit einst als Notlösung oder du hast dir viele Kompetenzen mühsam selbst erworben und schätzt sie weniger profund ein als die von Festangestellten? Es gibt so manche Gründe – einschließlich der fehlenden Arbeitszeugnisse – weshalb sich Freiberufler in Konkurrenz zu Bewerbern aus einer Festanstellung nicht ebenbürtig fühlen. Die Folge: So gut es geht, soll im Lebenslauf die Freiberuflichkeit vertuscht werden. Diese Einstellung schlägt sich auf die Bewerbungsgestaltung nieder und wird von erfahrenen Recruitern erkannt. Betrachte deine Freiberuflichkeit lieber wohlwollend und mit der Haltung von Selbstvertrauen.

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Dein Profil, deine Berufsbiografie und deine Kompetenzen besitzen eine ebenso große Unverwechselbarkeit wie die aller anderen Bewerber. Welche deiner Qualifikationen letztendlich am meisten punktet, kannst du nur bedingt vorhersehen. Vielleicht ist es gerade der Wille, die Verantwortung für den Erfolg allein in die eigenen Hände zu legen, der an deiner Selbständigkeit am meisten überzeugt. Stehe zu dir und beginne in dieser Haltung mit der Bewerbung.

Schritt 2: Aufmerksamkeit

Entdeckst du eine interessante Ausschreibung, schiebe die Bewerbung nicht allzu lange auf. Demonstriere, dass du nicht auf die letzte Minute erscheinst – auch bei der Bewerbung nicht. Dennoch solltest du den Lebenslauf mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit verfassen. Gebe dir dafür ausreichend Zeit. Studiere zunächst genau, welche Anforderungen an die Bewerber gestellt werden. Sichte anschließend deine bisherigen Aufträge und suche gezielt diejenigen Projekte für deine Präsentation heraus, die eine möglichst hohe Übereinstimmung mit dem Anforderungsprofil aufweisen.

Schritt 3: Portfolio

Diese Projekte sind jetzt der ideale Grundstock für ein zielgerichtetes Bewerbungs-Portfolio. Anschließend nimmst du am besten ein Brainstorming zu folgenden Punkten vor:

  • deine erfolgreichsten Kampagnen und Projekte,
  • deine wichtigsten Auftraggeber und
  • deine höchsten Umsätze.

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Pro Kategorie solltest du zwei bis drei Angaben machen können, auf die du besonders stolz bist. Aus diesen Komponenten stellst du dein Portfolio zusammen – idealerweise mit einigen Arbeitsproben. Wichtig ist, dass die nachgewiesenen Tätigkeitsschwerpunkte im Portfolio eine möglichst hohe Übereinstimmung mit den geforderten Qualifikationen in der Ausschreibung erkennen lassen.

Schritt 4: Berufserfahrung

Die im Portfolio dokumentierten Erfahrungskompetenzen müssen auf einen Blick im Lebenslauf ersichtlich werden. Deine Tätigkeitsschwerpunkte kannst du bei den Angaben zur Berufserfahrung stichwortartig mit Bulletpoints einfügen. Diese Angaben verleihen deinem Freiberufler-Profil die relevante Individualität und zeigen sofort, dass du die geeigneten Kompetenzen für die Ausschreibung mitbringst.

Schritt 5: Soft Skills

Ohne eine Vielzahl an persönlichen Kompetenzen, könntest du keine erfolgreiche Freiberuflichkeit ausüben. Geschick in der Akquise, Fähigkeit zu verlässlichen Arbeits- und Kundenbeziehungen, Zuverlässigkeit in der Auftragserfüllung und Selbständigkeit in der Arbeitsorganisation sind Pluspunkte, die auch für eine Festanstellung von Vorteil sind. Dazu gehören ebenfalls gewisse Persönlichkeitsmerkmale. Du bist als Freiberufler sowohl Chef als auch Serviceanbieter in Personalunion.

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Das erfordert soziale und kommunikative Kompetenzen, die wahlweise für Führungs- oder für Teamaufgaben prädestinieren. Je nach Stellengebot, betone daher die relevanteren Kompetenzen. Formuliere deine gesammelten Soft Skills kurz und bündig.

Schritt 6: Referenzen

Arbeitsproben kannst du vorlegen, Arbeitszeugnisse jedoch nicht. Hier sind Empfehlungen und Referenzen eine unschätzbare Hilfe. Erkundige dich bei zufriedenen Kunden, ob sie bereit wären, Empfehlungen und Auskünfte zu erteilen. Füge eine kleine Referenzliste an. Name und Funktion des Ansprechpartners, Unternehmenstitel, Adresse und Telefonnummer sollten vollständig angegeben werden. Sei dir bewusst, dass die Referenzliste tatsächlich genutzt wird. Sollte ein genannter Ansprechpartner dich nicht kennen oder zur Auskunft nicht bereit sein, ist das ein echter Fauxpas für deine Bewerbung. Belasse es deshalb beim Portfolio, wenn du keine echten Referenzen benennen kannst.

Trotz einer gesunden Portion Selbstbewusstsein, ist von einer übertriebenen und zu ausführlichen Darstellung abzuraten. Portfolio samt Referenzliste sollten als gleichwertiger Ersatz für fehlende Arbeitszeugnisse betrachtet werden. Benenne auch deine Tätigkeitsschwerpunkte und Soft Skills nicht ausführlicher, als dies bei einer Bewerbung auf der Festanstellung der Fall wäre. Genau damit zeigst du deinen souveränen, selbstverständlichen Umgang mit deiner persönlichen Berufsbiografie.

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Fazit: Nur Mut bei der Bewerbung aus der Freiberuflichkeit

Die Bewerbung als Freiberufler unterscheidet sich nur begrenzt von einer Bewerbung aus dem Angestelltenverhältnis heraus. Mit Referenzen und Portfolio ersetzt du die fehlenden Zeugnisse und Nachweise. Deine Projekte dienen als Nachweise für die gewünschten Schlüsselqualifikationen. Diese kannst du gezielt im Lebenslauf hervorheben und damit dein individuelles Profil eindeutig charakterisieren. In allen anderen Belangen kannst du genau so vorgehen, wie du es auch bei einer Bewerbung aus einer Festanstellung heraus tun würdest.

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