Ein Bewerbungsgespräch kann enden, bevor es richtig beginnt – das beweisen einige Jobkandidaten bereits in den ersten Minuten.

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Personalmanagerin testet Bewerber – und er fällt durch

Den ersten Eindruck können Bewerber gründlich ruinieren. Möglichkeiten gibt es viele – und einige Unternehmen sind darauf vorbereitet. So auch die Personalmanagerin eines Betriebes, welche sich als Rezeptionistin des eigenen Unternehmens ausgegeben haben soll, um Jobkandidaten zu testen. In einem Post der sozialen Nachrichtenseite Reddit, welcher unter dem Titel „Lpt: interview starts immediately“ viral ging, wird geschildert, wie ein Bewerber seine Jobchance schon vermasselt, bevor das eigentliche Bewerbungsgespräch beginnt.

Die Situation: Beim Empfang soll sich der Jobkandidat der Rezeptionistin gegenüber nicht sonderlich freundlich („openly rude“) verhalten und auch den Augenkontakt vermieden haben. Der Versuch, eine Unterhaltung mit ihm zu führen, sei gescheitert, heißt es weiter. Die Unfreundlichkeit habe ein abruptes Ende gefunden, als der Bewerber später den (scheinbaren) Verantwortlichen traf, welcher die Personalentscheidungen trifft. Da es sich bei der angeblichen Rezeptionistin jedoch um die eigentliche Personalmanagerin gehandelt haben soll, soll der Jobkandidat seine Chance schon in den ersten Minuten vertan haben.

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Die Lehre daraus: Ob Chef, Mitarbeiter oder Praktikant – eine respektvolle Behandlung auf Augenhöhe sollte selbstverständlich sein. Ganz unabhängig von der Position eines Mitarbeiters bedarf es einer Gleichbehandlung von Menschen, die in der Arbeitswelt jedoch nicht immer vorhanden ist. Respektlosigkeit ist dabei nicht der einzige Erfolgskiller.

Wir zählen auf, welche Punkte dazu beitragen, sich vor dem eigentlichen Vorstellungsgespräch bereits verabschieden zu müssen – natürlich mit einer Portion Ironie.

Acht Wege, um das Bewerbungsgespräch zum Scheitern zu bringen

Weg #1: Du erscheinst jammernd zum Gespräch

Der nervige Stau. Die unerträgliche Hitze. Die unmöglichen Menschen. Der unnötig lange Anfahrtsweg zur Firma: Es ist keine große Kunst, sich über alles und jeden aufzuregen und doch versuchen einige Jobkandidaten die erste Stille beim Kennenlernen mit einer Art Erhabenheit zu füllen, die fast schon arrogant wirkt. Gut kommt das bei Personalern garantiert nicht an – und in vielen Fällen wird das Dauergejammere das Aus bedeuten, bevor es überhaupt richtig losgehen kann.

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Du möchtest beim Eintreten peinliche Stille vermeiden, diese aber nicht mit Meckern füllen? Die wahre Kunst besteht darin, in den ersten Sekunden oder Minuten klugen Smalltalk zu führen, ohne überheblich zu wirken. Alles andere ist eine Garantie für eine Absage.

Weg #2: Du setzt ein falsches Dauergrinsen auf

Ein freundlicher Gesichtsausdruck wirkt sympathisch. Ein unheimliches Dauergrinsen hingegen kann dein Gegenüber sogar verunsichern, weil nicht ersichtlich wird, welche Emotionen sich tatsächlich hinter der mimischen Kostümierung verbergen. Du wirkst fast schon unberechenbar. Das Fake-Grinsen wird dich vielleicht die Stelle kosten.

Weg #3: Du verspätest dich – ohne Benachrichtigung

In Ordnung, vielleicht gab es wirklich einen nervigen Stau und einen unnötig langen Anfahrtsweg zur Firma. Solltest du dich mit der Zeit vertan haben oder kommt es unterwegs tatsächlich zu Problemen, die du nicht beeinflussen kannst, ist der beste Weg, deine Chance zu vermasseln, einfach nicht Bescheid zu geben. Denn unabhängig davon, dass Unpünktlichkeit gar nicht gut ankommt, haben viele Betriebe eine Allergie gegen unzuverlässige, kommunikationsfaule Mitarbeiter, die schwer einzuschätzen sind.

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Weg #4: Du schweigst unerbittlich

Nervosität kann vernichtend sein: Obwohl du dich gut vorbereitet hast, findest du dich jetzt vielleicht in einer Situation wieder, in der du kein Wort herausbekommst. Auch wenn es eine Menge Überwindung kostet, ist es wichtig, proaktiv zu sein, eigene Fragen zu stellen und vor allem nicht einsilbig zu antworten. Denn Schweigen wird nicht immer als Zeichen der Nervosität gewertet. Möglicherweise wirkst du verschlossen oder gar überheblich. Ein guter Weg, sich unsympathisch zu machen.

Zudem wird dein potenzieller Arbeitgeber nach dem Gespräch mit dir genauso schlau wie am Anfang sein, wenn du schweigst. Du lässt ihm keine Chance, dich wirklich kennenzulernen. Taust du auch nach den ersten Minuten nicht auf, haben diese bereits das Urteil besiegelt – denn jetzt hast es gründlich vermasselt.

Tipp: Ein selbstsicheres Auftreten kannst du trainieren, indem du bewusst auf deine Körpersprache und Stimmlage achtest. Such den Augenkontakt, achte auf eine aufrechte Sitzhaltung und verschränke deine Arme nicht, wenn du dich in einem Gespräch befindest. Unbewusste Muster, die sich im Alltag wiederholen, etwa wenn du mit Menschen an einem Tisch sitzt, solltest du dir ebenfalls bewusst machen, um deine Außenwirkung zu kennen.

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Weg #5: Du lästerst über deinen (Ex-)Arbeitgeber

Auch wenn die Konkurrenz es gerne hört, dass sie bei Arbeitnehmern besser abschneidet, wirst du mit Lästern nicht besonders weit kommen. Unternehmen wünschen sich loyale Mitarbeiter. Wenn du schon in den ersten Minuten deines Jobinterviews über deinen Ex-Arbeitgeber herziehst, kannst du davon ausgehen, dass du unsympathisch wirkst und keinen vertrauensvollen Eindruck erweckst.

Die Art, wie (potenzielle) Mitarbeiter über andere sprechen, beeinflusst die Atmosphäre im Team. Denn so kann es schnell toxisch werden. Suchst du eine sichere Möglichkeit, ein Bewerbungsgespräch zu vergeigen, ist das der richtige Weg.

Weg #6: Du entscheidest dich für ein unpassendes Outfit

Tiefer Ausschnitt, schlabbernde Jogginghose, fleckiges T-Shirt, knapper Rock: Auch in Sachen Styling gibt es viele Wege, um Personalentscheider abzuschrecken. Was du in deiner Freizeit trägst, ist deine Sache. Geht es um deine berufliche Zukunft, ist es von großer Bedeutung, professionell aufzutreten.

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Ob zu viel Haut, zu lässig oder zu steif: Auch wenn du dich bei einem jungen Startup mit hipper Firmenkultur bewirbst, macht es keinen guten Eindruck, es mit der Kleidung nicht ernst zu nehmen oder es zu übertreiben.

Verkleiden sollst du dich natürlich nicht. Dennoch empfiehlt es sich, sich Gedanken über ein passendes Outfit für ein Jobinterview zu machen. Es muss kein teurer Anzug sein, aber mit einem gepflegten Erscheinungsbild kannst du punkten. Andernfalls bist du auf dem besten Weg, schon beim ersten Hinschauen einen unprofessionellen Eindruck zu hinterlassen.

Weg #7: Du sprichst ohne Punkt und Komma

Kommunikativ sein – das ist grundsätzlich eine gute Idee. Redest du aber schon in den ersten Minuten eures Kennenlernens wie ein Wasserfall, ohne deinen Gesprächspartner selbst zu Wort kommen zu lassen, sammelst du Negativpunkte. Wer es übertreibt, wirkt nicht selbstbewusst, sondern oft eher verunsichert. Deshalb ist das Sprechen ohne Punkt und Komma garantiert ein guter Weg, um eine Stelle nicht zu bekommen. Denn so erweckst du den Eindruck, als ginge es dir um eine nette Kaffeestunde mit Freunden und nicht um einen Job.

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Übrigens: Lautes, übertriebenes Lachen – auch an unpassenden Stellen – trägt ebenso dazu bei, das negative Urteil der Personaler über dich zu festigen.

Weg #8: Du trittst gierig auf

Ja, der Marktwert von Fachkräften ist gestiegen. Trotzdem schaffen es einige Jobkandidaten, sich nicht über diesen zu informieren, weshalb sie mit einer überzogenen Erwartungshaltung zum Bewerbungsgespräch erscheinen und diese auch in den ersten Minuten deutlich machen.

Zwar ist es wichtig, Erwartungen und Wünsche klar zu formulieren und diese mit dem, was ein Arbeitgeber bieten kann, abzugleichen. Dennoch handelt es sich um ein professionelles Arbeitsverhältnis, das aus einem Geben und Nehmen besteht – und überhebliche Forderungen werden Personalentscheider eher abschrecken.

Um einen Deal nicht schon in den ersten Minuten platzen zu lassen, empfiehlt es sich, genau zuzuhören, anstatt eigene Forderungen direkt auf den Tisch zu knallen. Während des Interviews wird sich der richtige Zeitpunkt ergeben, um eigene Vorstellungen zu formulieren. Gierig solltest du nur wirken, wenn du wirklich vorhast, deine Chance zu vermasseln.

Bild: PeopleImages/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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