Ghosting tritt nicht nur beim Dating, sondern auch bei der Jobsuche auf. Wenn Bewerber plötzlich nicht mehr auf Einladungen, Mails oder Anrufe reagieren, nennt man das Job-Ghosting. Für Arbeitgeber ist dies problematisch, da Bewerbungsverfahren mit hohen Kosten verbunden sind. Laut einer LinkedIn-Umfrage halten 40% der Bewerber Job-Ghosting für legitim, während 95% der Arbeitgeber es bereits erlebt haben.

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Welche Gründe gibt es für das Job-Ghosting?

Eine Bewerbung bei einem Unternehmen erfolgt in der Regel aus freien Stücken. So gesehen ist ein Bewerber nicht dazu verpflichtet, einem potentiellen neuen Arbeitgeber mitzuteilen, dass er es sich anders überlegt hat. Rechtlich gesehen hat er keine Konsequenzen zu fürchten, wenn er abtaucht. Die Gründe für sein Ghosting können vielschichtig sein:

1. Dem Bewerber mangelt es an Professionalität

Gerade junge Bewerber, die auf der Suche nach ihrer ersten Anstellung sind, verhalten sich in Bewerbungssituationen wie beim Dating. Wenn sie ein besseres Angebot gefunden oder festgestellt haben, dass der Job doch nicht ihren Vorstellungen entspricht, tauchen sie ohne Vorwarnung ab. Es fehlt ihnen an Weitblick, um die Situation richtig einzuschätzen. Schließlich kann es in ihrem späteren Berufsleben sein, dass sie wieder mit der Firma oder den Angestellten aus der Personalabteilung in Kontakt kommen. Blöd, wenn diese sich dann noch an ihr unprofessionelles Verhalten erinnern.

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2. Dem Bewerber ist es unangenehm, seinen Rückzug zu diskutieren

Der Bewerber hat eine Bewerbung abgeschickt und vielleicht sogar ein erstes Vorstellungsgespräch bei der Firma absolviert. Es wird ihm aber in der Zwischenzeit klar, dass dieser Job nicht zu ihm passt. Gerade wenn er schon das Vorstellungsgespräch hatte und dieses gut gelaufen ist, möchte er den Beteiligten nicht direkt auf den Kopf zusagen, dass er dort nicht arbeiten möchte. Er wählt den einfachen Weg, die Anrufe nicht mehr entgegenzunehmen und die Mails unbeantwortet zu lassen.

3. Der Bewerber findet sein Verhalten angemessen

Häufig haben Bewerber selbst bereits mit Ghosting von Seiten des Arbeitgebers Erfahrungen gesammelt. Es ist ihnen schon mindestens einmal passiert, dass sie sich auf eine Stelle beworben haben und irgendwann während des Bewerbungsprozesses einfach nichts mehr von der Gegenseite gehört haben. Sie denken daher, dass dieses Verhalten normal sei und denken sich nichts Böses dabei, wenn sie es auch selbst anwenden.

Was Arbeitgeber tun können, um Job-Ghosting vorzubeugen

Job-Ghosting ist so etwas wie die „neue Normalität“ geworden. Bedeutet das aber, dass du dich einfach damit abfinden sollst? Nicht zwingend, finden wir. Es gibt durchaus einiges, was du als Arbeitgeber unternehmen kannst, um einem Ghosting durch deine Bewerber vorzubeugen.

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1. Modernisiere deinen Bewerbungsprozess 

Traditionell geht es im Bewerbungsprozess sehr langsam voran. Wenn du erst wartest, bis eine gewisse Anzahl an Bewerbungen eingegangen ist, bevor du überhaupt damit anfängst, diese zu sichten, sind dir die besten Kandidaten vielleicht schon durchs Netz gegangen. Das kannst du vermeiden, indem du schneller wirst als die Konkurrenz. Halte Online-Bewerbungsverfahren so knapp wie möglich und sieh dir die Bewerbungen sofort durch, wenn sie eintreffen. Lade interessante Kandidaten zeitnah zum Vorstellungsgespräch ein.

Ein schlanker, schneller Bewerbungsprozess reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass Bewerber abspringen. Sagt dir einer zu, dann trau dich und stelle ihn an – ohne davor noch dreißig weitere Gespräche zu führen.

2. Was du nicht willst, was man dir tut…

Das kennst du vermutlich schon seit dem Kindergarten: Behandle andere immer so, wie du auch gerne selbst behandelt werden möchtest. Für den Bewerbungsprozess bedeutet das, dass du offen und ehrlich kommunizierst. Sag den Bewerbern, woran sie sind und sprich mit allen, nicht nur mit deinen Favoriten. Es spricht sich herum, wie ein potentieller Arbeitgeber Bewerber und Angestellte behandelt.

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Auf einschlägigen Plattformen kann man heutzutage nicht nur als Angestellter einen Arbeitgeber bewerten, sondern auch als Bewerber. Sorg dafür, dass die Bewertungen für dein Unternehmen positiv ausfallen. Auch die Mund-zu-Mund-Propaganda für deine Reputation als Arbeitgeber sollte tadellos sein. Das ist gar nicht so schwer zu erreichen, wenn du jeden jederzeit mit Respekt behandelst. Egal, ob langjährige Angestellte oder neue Bewerber.

Lese-Tipp: Unternehmensimage: Ein Schlechter Ruf vergrault Bewerber

3. Mach den Top-Kandidaten ein unwiderstehliches Angebot

Du willst einen Kandidaten unbedingt in deinem Unternehmen haben? Dann sollte er dir auch etwas wert sein. Du erhöhst deine Chancen, dass er sich für dein Unternehmen entscheidet, wenn du ihm attraktive Konditionen bietest. Auch wenn du im Vorstellungsgespräch schon angedeutet hast, dass die Bezahlung nicht die beste ist und das Unternehmen auch sonst keine außergewöhnlichen Extras zu bieten hat – wenn du ihm ein Angebot unterbreitest und ihn unbedingt willst, setze noch das ein oder andere Zuckerli obendrauf.

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4. Kommuniziere mit Bewerbern auch jenseits der klassischen Medien

Viele Unternehmen setzen immer noch ausschließlich auf Anrufe und Mails. Gerade Millenials checken ihre Mails aber nicht allzu oft und gehen häufig nicht ans Telefon, wenn eine ihnen unbekannte Nummer anruft. Willst du sie erreichen, kontaktiere sie doch beispielsweise per WhatsApp oder schicke ihnen zumindest eine SMS. Einen Text auf dem Handy liest sich schneller als Briefe oder Mails.

5. Verschicke Nachrichten, die die Wahrscheinlichkeit einer Antwort erhöhen

Statt eine Standardmail zu verschicken, versuch es doch einmal mit einem personalisierten Text. Schreibe, was dir am Vorstellungsgespräch gefallen hat und was du am Bewerber schätzt. Weise die Kandidatin darauf hin, dass sie perfekt in euer Team passen würde. Beende deine Message mit einem konkreten nächsten Schritt. Sag etwa, dass du gerne einen Termin für nächste Woche ansetzen würdest, bei dem ihr das Job-Angebot diskutiert und einen Termin für den Dienstantritt vereinbart.

Als Arbeitgeber erhöhst du deine Chancen, Job-Ghosting zu vermeiden, wenn du Bewerber fair und respektvoll behandelst. Begegne ihnen auf Augenhöhe, besonders wenn es sich um interessante Kandidaten handelt und zeig ihnen deine Wertschätzung mit deinem Angebot. So steigerst du auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie dir nicht nur auf deine Mails antworten, sondern sich auch für dein Unternehmen entscheiden.

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Fazit: Job-Ghosting ist unprofessionell und sorgt für Frust

Job-Ghosting ist ein unprofessionelles Verhalten, das bei Arbeitgebern und Bewerbern gleichermaßen für Frustration und Unsicherheit sorgt.

Arbeitgeber sollten Bewerbern eine angemessene Rückmeldung geben, auch wenn sie nicht für den Job in Frage kommen. Eine einfache Nachricht oder E-Mail reicht oft aus, um Bewerbern das Gefühl zu geben, dass sie gehört und wertgeschätzt werden. Ebenso sollten Bewerber sich ethisch verhalten und ihr Interesse an der Stelle offen kommunizieren oder absagen, wenn sie das Gefühl haben, dass es einfach nicht passt.

Eine offene Kommunikation, Transparenz und Ehrlichkeit sind der Schlüssel für eine erfolgreiche und respektvolle Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und zukünftigen Mitarbeitern.

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Nachgefragt: Hast du schon einmal einen Arbeitgeber geghostet oder wurdest du selbst als Arbeitgeber geghostet? Welche Strategien hast du entwickelt, um Job-Ghosting vorzubeugen?

Bild: Goodboy Picture Company/istockphoto.com