Outreach Manager, Social Interactions Specialist oder Schedule Master – auf deutschen Visitenkarten tummeln sich zahlreiche kuriose Jobtitel. Selbst der Praktikant wird mittlerweile als Master, Specialist, Hero oder Associate bezeichnet. Wer sogar ein „Senior“ oder „CEO“ auf seinem kleinen Kärtchen stehen hat, trägt die Nase besonders weit oben. Dabei sind viele dieser neumodischen Berufsbezeichnungen nicht nur lächerlich überzogen, sondern auch noch schlichtweg falsch. 

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Welche Rolle spielt der Jobtitel im Berufsalltag?

Mehr Schein als Sein“, dieses Motto macht in der westlichen Geschäftswelt offensichtlich die Runde. Jeder, der etwas auf sich hält, besitzt einen wohlklingenden Jobtitel, teuren Markenanzug und beeindruckenden Geschäftswagen. Man übt sich in „Namedropping“ und einem stilvollen Vokabular.

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Das mag einerseits daran liegen, dass sich in den Führungsetagen zahlreicher Unternehmen Narzissten tummeln und gegenseitig den Rang ablaufen möchten. Andererseits scheint es aber auch schlichtweg ein Konzept zu sein, das funktioniert. Selbstmarketing ist das A und O für Ihren beruflichen Erfolg. Der Jobtitel ist dementsprechend ein wichtiger Bestandteil Ihrer „Marketing-Strategie“. Schade nur, dass diese Mentalität dazu führt, dass viele Schaumschläger und Angeber befördert werden, während wahre Leistungsträger unbemerkt bleiben.

Die Visitenkarte auszutauschen ist bei einem beruflichen Zusammentreffen gang und gäbe – sei es im Rahmen eines Kundentermins, auf Messen oder bei einem Geschäftsessen. Auch in anderen Kulturen, beispielsweise in China, kannst du nur mit einer beeindruckenden Visitenkarte punkten. Der erste Blick wandert dabei nicht selten auf den Jobtitel. Wer hier die Buchstaben „C-E-O“ vorweisen kann, den Titel „Manager“ oder am besten sogar noch ein „Senior“ oder „Head of“, verdient sich direkt ein Plus an Respekt.

Wieso sind alle Berufsbezeichnung auf Englisch?

Die Internationalisierung mag einer der Hauptgründe dafür sein, dass plötzlich Hinz und Kunz einen englischen Jobtitel tragen. „Wichtige“ Personen sind heutzutage schließlich viel auf Geschäftsreise und verteilen ihre Visitenkarten rund um den Globus. Und wer dafür nicht „wichtig genug“ ist, wäre es gerne und legt sich deshalb ebenfalls einen englischen Titel zu. Je mehr du schließlich vorgiebst, ein hohes Tier zu sein, umso besser stehen deine Chancen, zu einem solchen aufzusteigen.

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Wir hoffen, du hörst die Ironie aus den letzten Sätzen heraus. Denn wenn man einmal von außen einen Blick auf die Thematik wirft, wirken die ganzen „eingeenglischten“ Jobtitel in vielen Fällen eher lächerlich als beeindruckend. Ein Freiberufler ist heutzutage Freelancer. Ein Abteilungsleiter ist Manager und ein Kommunikationsprofi wird zum Master. Sind wir nicht schlussendlich alle „Master“ in unserem Beruf, mag er auch noch so „unbedeutend“ sein?

Dass sämtliche Jobbezeichnungen mittlerweile auf Englisch sind, hängt also durchaus teilweise mit der Internationalisierung zusammen, zu großen Teilen aber auch schlichtweg mit Wichtigtuerei oder dem Drang der Unternehmen, in ihren Stellenausschreibungen besonders „trendy“, „hip“ oder „modern“ zu wirken.

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Steigert eine wohlklingende Berufsbezeichnung die Motivation?

Die Unternehmen nutzen hochtrabende Jobtitel aber nicht nur für ihr Employer Branding, sondern auch als Strategie zur Erhöhung der Motivation ihrer Mitarbeiter. Wer einen wichtig klingenden Jobtitel trägt, fühlt sich schließlich wichtiger. Dadurch soll die Mitarbeiterbindung gefördert werden. Denn würdest du dich nicht auch lieber als „Facility Manager“ bezeichnen, statt als „Liegenschaftsverwalter“? Die Mitarbeiter tragen ihren Titel also – zumindest in der Theorie – mit mehr Selbstbewusstsein, was ihre Performance steigern soll. Doch ob so ein Jobtitel in der Praxis tatsächlich Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter hat, bleibt zu bezweifeln.

Das Problem an der Sache ist: Wenn du jeden Mitarbeiter durch einen entsprechenden Jobtitel motivieren möchtest, werden alle plötzlich zum „Master“, „Head of“ oder „Manager“ und damit schwindet auch deren besondere Bedeutung. Plötzlich hast du mehr „Head of’s“ als Mitarbeiter im Unternehmen, aber so richtig zufrieden ist dennoch niemand. Und die letzte Schwierigkeit liegt für zahlreiche Betriebe offensichtlich auch noch darin, diese Jobtitel korrekt zuzuteilen.

Die häufigsten englischen Jobtitel – und was sie wirklich bedeuten

Offensichtlich haben die „Head’s of Jobtitel“ in vielen Unternehmen nämlich nur wenig Verständnis für die eigentliche Bedeutung ihrer englischen Wortkreationen. Wir haben deshalb die häufigsten Jobtitel aus dem englischsprachigen Raum sowie deren korrekte Übersetzung zusammengetragen. Viel Spaß bei unserer kleinen „Titel-Nachhilfestunde“:

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  • Head of: Leiter eines Fachbereichs oder – ebenfalls in schönem Englisch – „Departments“
  • Manager: Mitarbeiter mit Führungsposition, zum Beispiel Abteilungsleiter
  • CEO: Chief Executive Officer, sprich die höchste Führungsposition im Unternehmen
  • Associate: Angestellter ohne Führungsverantwortung, in der Regel Facharbeiter oder Spezialist auf seinem Gebiet
  • CFO: Chief Financial Officer, Leiter des Finanzbereichs des gesamten Unternehmens
  • Officer: Vorstand in vergleichbarer Position zum Director
  • Director: Führungsposition, welche über der Managementebene angesiedelt ist
  • Vice President: Führungsposition als Ressortleiter zwischen der „Director-Ebene“ und den höchsten Tieren wie dem CEO, COO oder CFO
  • Senior: Zusatz zu beinahe allen denkbaren Jobtiteln, zum Beispiel „Senior Manager“ oder „Senior President“, welcher ein höheres Maß an Berufserfahrung ausdrückt
  • COO: Chief Operating Officer, höchste Position im Unternehmen im Bereich des leitenden Tagesgeschäfts

13 skurrile Jobtitel, die nur zum Schmunzeln geeignet sind

Schlussendlich kommt es also darauf an, in welchem Ausmaß und in welcher Kombination solche englischen Jobtitel verwendet werden. Wenn es im Unternehmen plötzlich vier CEO’s, 25 Head of’s und drei Officer’s gibt, dafür aber nur fünf „normale“ Angestellte, wirkt das nach außen nicht nur lächerlich, sondern kann auch im Unternehmen dafür sorgen, dass sich Unzufriedenheit breitmacht – sowohl unter jenen mit Titel als auch unter jenen Mitarbeitern ohne.

Zudem macht ein Unternehmen sich selbst und ihre Mitarbeiter lächerlich, wenn es besonders kreativ sein möchte oder scheinbar „sinnlose“ Jobtitel erfindet. Beispiele dafür sind folgende:

  1. Country Manager
  2. Food Stylist
  3. Mystery Shopper
  4. Head of Verbal Communications
  5. Answer Bar Representative
  6. Event Researcher
  7. Fraud Analyst
  8. Chief Evangelist
  9. Welcome Manager
  10. Proofreader
  11. Trafficer
  12. Information Broker
  13. Issues Manager

Wüsstest du nun auf Anhieb, welche Position und Aufgaben die betreffende Person innehat? Bei diesen Titeln liegt die Vermutung nahe, dass der Mitarbeiter dies vielleicht sogar selbst nicht weiß.

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Wie hilfreich – oder schädlich – ist der hochtrabende Titel?

Wenn du dich so oder so ähnlich vorstellst, bringst du dein Gegenüber entweder zum Schmunzeln oder du verschwendest Tag für Tag Zeit damit, anderen Personen deinen Titel beziehungsweise deinen Job zu erklären. Wäre es denn wirklich so schlimm, einen klassischen deutschen Jobtitel zu führen wie „Einkäufer“, „Buchhalter“ oder „Freiberufler“?

Zudem sind die meisten Mitarbeiter ja schlau genug, „echte“ Jobtitel von Euphemismus unterscheiden zu können. Besonders hilfreich für die Karriere ist dieser lächerliche Titelwahn deshalb wohl nicht. Stattdessen könnte es eine viel bessere Motivation sein, wenn das „Manager“ oder „Head of“ auf der Visitenkarte noch eine tatsächliche Rarität und eine Art Belohnung für herausragende Leistungen darstellen würde.

Bild: Arbeits-ABC/Midjourney/Canva

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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