Du hast Auslandserfahrung gesammelt? Verfügst über unzählige Hard Skills und Soft Skills? Rackerst dich täglich ab und hast bereits den Überblick über deine Überstunden verloren? Du hast sogar die „richtigen“ Kontakte? Wenn trotz all deiner Mühe der Erfolg ausbleibt, könnte das daran liegen, dass du nicht zur Herde passt.

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Die Geschichte vom „schwarzen Schaf“

„Diversity“, Querdenker, Authentizität – all diese Dinge werden im Berufsleben anscheinend immer wichtiger. In der Theorie wäre das durchaus wünschenswert, denn dass Konformität dumm macht, ist längst bewiesen.

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In der Praxis gestalten sich die Führungsetagen bislang aber konservativer. Die „Chef-Herde“ aus weißen Schafen fühlt sich von dem andersartigen, schwarzen, lila, gestreiften oder auch tätowierten Schaf gestört. Wer nicht zur Herde passt, wird ausgeschlossen – also schlichtweg nicht in die Chefetage befördert. Es ist die berühmte Geschichte vom „schwarzen Schaf“, welche sich in deutschen Führungsetagen wieder und wieder abzuspielen scheint. Dass die richtigen Kontakte, das sogenannte „Vitamin B“, Türen öffnen können, ist allseits bekannt und wurde von uns bereits in folgendem Artikel ausführlich erörtert:

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Doch offensichtlich ist es nicht genug, die richtigen Leute zu kennen. Und sogar, wenn du mit dem Chef per Du bist, ist das noch lange keine Garantie für eine baldige Beförderung. Der Elitenforscher Michael Hartmann ist sich stattdessen sicher: Sympathie, Leistung oder „Vitamin B“ reichen längst nicht aus, um Chef zu werden. Wer auf eine steile Karriere abzielt, muss eigentlich bereits Chef sein – in allen Aspekten von der Kleidung über Mimik, Gestik und Körperhaltung bis hin zum sozialen „Background“. Denn nur, wer sich perfekt in die Herde einfügt, hat Chancen, in diese aufgenommen zu werden.

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Dein sozialer Hintergrund kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden

Chancengleichheit? Von wegen! Der Experte ist sich sicher, dass es für deine Beförderung nicht ausreicht, wenn du dich kleidest wie die Chefs, verhältst wie die Chefs oder redest wie die Chefs. Schon der kleinste Hinweis darauf, dass du aus einer anderen sozialen Schicht kommst, kann dich für eine Führungsposition disqualifizieren. Das Märchen vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde, bleibt in den meisten Fällen leider ein Märchen. Und so sehr du dich auch anstrengst: deinen sozialen Hintergrund zu vertuschen, ist beinahe unmöglich. Selbst deine Sprachgewohnheiten können Aufschluss über deinen „social Background“ geben.

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Eventuell ist es dein Name – dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz zum Trotz – der dir einen Strich durch die Rechnung macht. Hast du auch diesen erfolgreich an die „Elite“ angepasst, scheitern deine Ambitionen schlussendlich vielleicht einfach daran, dass du dir die Mitgliedschaft im Golfclub nicht leisten kannst. Was nach einer schlechten „Upper Class Soap Opera“ aus den siebziger Jahren klingt, ist leider in vielen Großunternehmen die Realität des 21. Jahrhunderts. Die Wenigen, welche mit solchen Konventionen brechen, sind junge und innovative Startups. Doch auch hier würde der konservative Anzugträger in einer Art und Weise diskriminiert werden, da er schließlich nicht zu den hippen und jugendlichen Chefs passt. Es scheint eine skurrile Form der Diskriminierung zu sein, welche da in den deutschen Führungsetagen herrscht.

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„Außenseiter“ verschwenden ihre Energie auf das „Dazugehören“

Leider sind es eher Ausnahmefälle, dass es ein Außenseiter – diesem Fall also eine Person aus einem anderen sozialen Milieu – tatsächlich in die Herde schafft. Einmal angekommen, ist das „schwarze Schaf“ dann aber ständig damit beschäftigt, seinen weißen Pelz nicht zu verlieren. Es sind ganz subtile Verhaltensmerkmale, welche Chefs aus der „falschen“ sozialen Schicht entblößen können. Diese werden in der Kindheit von den Eltern vermittelt und sind nur schwer nachträglich zu erlernen. Es kann also ein falsches Wort sein, die falsche Kleiderwahl oder dein Interesse für die falsche Sportart – und schon steht deine Karriere auf der Kippe.

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Klingt anstrengend? Ist es auch und endet deshalb nicht selten im Burnout, einem Karriereknick oder einfach darin, dass der „Außenseiter“ früher oder später von selbst das Handtuch wirft. So absurd das Ganze scheint, so weit entfernt ist es auch von jeder Vernunft sowie irgendeiner Form der Authentizität. Tag für Tag in eine Rolle zu schlüpfen, wie ein Schauspieler im Theater, ist für die Betroffenen nämlich nicht nur äußerst anstrengend, sondern auf Dauer meist auch psychisch sowie physisch belastend.

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Ist das berufliche Netzwerk also nutzlos?

Verstehe uns nicht falsch: Das „Vitamin B“ ist nach wie vor der wohl wichtigste Erfolgsfaktor für deine Karriere. Nur wird es leider sehr schwierig sein, die „richtigen“ Kontakte kennen zu lernen, wenn du eben nicht aus dem „richtigen“ sozialen Milieu – der Herde – stammst. Und selbst, wenn du auf irgendeine Art und Weise als „schwarzes Schaf“ Kontakt zur Chefetage knüpfen kannst, kommt es eben nicht nur auf Sympathie an, sondern leider auch auf deine Konformität. Denn obwohl es sich niemand laut auszusprechen wagt, wird bei mehreren gleich qualifizierten Bewerbern stets derjenige „gewinnen“, welcher den Chefs am ähnlichsten ist.

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Und was ist mit Leistung? Sie spielt natürlich ebenfalls eine tragende Rolle für die Laufbahn deiner Karriere. Ebenso wie zahlreiche andere Faktoren, beispielsweise:

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Doch wenn wir einmal einen realistischen Blick auf die Lage werfen, wirst du es trotz allem schwer haben, wenn dir eben der passende soziale Background fehlt.

Auch die Herde unterliegt Modetrends

Nach Schwarzmalerei klingt das für dich? Das mag sein. Natürlich gibt es mittlerweile Startups, welche die Konventionen aufzubrechen scheinen. Den Haken an der Sache haben wir aber bereits gefunden. Und auch, wenn sich hier und dort der Dresscode ändert, alle Chefs plötzlich Stierkämpfe statt Fußball schauen oder nur noch mit dem Elektroauto auf den Hof fahren würden, bliebe der Mechanismus schlussendlich derselbe: Wer sich nicht anpasst, wird zum „schwarzen Schaf“ und damit aus der Herde verbannt. Trotz aller oberflächlicher Veränderungen und Modetrends, scheint der in der menschlichen Psyche tief verankerte Wunsch nach Konformität bis heute auch in den Chefetagen derselbe zu bleiben.

Denn was fremd ist, ist unberechenbar und könnte eine Bedrohung darstellen.

Zur Verteidigung der Entscheider sei aber zu sagen, dass dieser Mechanismus in der Regel völlig unbewusst und vollautomatisch greift.

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Geht der Weg die Chefetage also nur über Anpassung?

Der Versuch, sich an die Herde anzupassen, mag in den meisten deutschen Unternehmen nicht der einzige, gewiss aber der schnellste Weg in die Führungsetage sein. Wenn das alles für dich nach Arschkriecherei (bitte entschuldige den Ausdruck) klingt, müssen wir dir durchaus Recht geben. Ob deine Karriere es dir schlussendlich wert ist, deine Authentizität gegen Anpassung einzutauschen, bleibt deine eigene Entscheidung. Vielleicht wäre es aber eine sinnvolle Alternative, sich lieber einen Job zu suchen, der dich glücklich macht. Denn wie wir in folgendem Artikel bereits erörtert haben, ist es das Glück, welches erfolgreich macht – nicht umgekehrt.

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Sollte der Erfolg dennoch ausbleiben, so hast du dann wenigstens einen Job, der dir Spaß macht und in welchem du dir selbst treu bleiben kannst.

Oder was denkst du? Würdest du dich für eine steile Karriere vollkommen an die „Herde“ anpassen? Bist du stattdessen der Meinung, dass Authentizität in den Führungsetagen mittlerweile einen größeren Stellenwert einnimmt als Konformität? Lässt sich in deinem Unternehmen bereits ein Umdenken beobachten und wenn ja, inwiefern?

Bildnachweis: SmoothGoodies/Shutterstock.com