Der Aufstieg in eine Führungsposition kann vielen gelingen, aber nicht jeder kann Mitarbeiter auch gekonnt führen. Folgendes erwarten Beschäftigte von ihren Vorgesetzten.

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„Menschenführung“ – ein Begriff der Sozialpsychologie, welcher, übertragen auf die Arbeitswelt, die Führung von Mitarbeitern beschreibt. Die soziale Komponente macht gute Mitarbeiterführung so komplex: Wer aufsteigt und eine Führungsposition innehat, sollte nicht nur fachlich überzeugen können. Sondern in der Lage sein, Menschen und Gruppendynamiken zu verstehen, sie einzuordnen und Schlussfolgerungen für künftige Entscheidungen zu ziehen.

Mitarbeiterführung bedeutet, die Belegschaft so in die Arbeit und in das Unternehmen einzubinden, dass Beschäftigte in der Lage sind, aufkommende Herausforderungen gut zu meistern, Probleme selbstständig oder im Team zu lösen und so zum Unternehmenserfolg beizutragen. Damit das alles gelingen kann, stellen nicht nur Führungskräfte Forderungen, sondern auch Mitarbeiter. Sie sind auf eine Richtung, auf Orientierung und auf Unterstützung von ihren Vorgesetzten angewiesen.

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Mitarbeiter erfolgreich führen: Folgende Erwartungen haben Arbeitnehmer von heute

#1: Unternehmensvision vermitteln und Sinn aufzeigen

Hinter jedem menschlichen Handeln steckt eine Motivation. Als Motivationsquelle für die eigene Arbeit sollte heutzutage nicht nur Geld als Anreiz dienen, sondern auch ein tieferer Sinn. Denn das wünschen sich vor allem jüngere Arbeitskräfte, die allen voran der Gen Z angehören: eine sinnvolle Arbeit. Aus diesem Grund sollten Führungskräfte es schaffen, ihren Mitarbeitern aufzuzeigen, wofür gearbeitet wird: Was sind die Ziele des Unternehmens? Was sind die wichtigsten Werte? Wofür steht der Arbeitgeber?

#2: Klar und deutlich kommunizieren

Um produktiv arbeiten zu können, sich auf den Job zu freuen und zusammen ans Ziel zu kommen, gilt es, eine gemeinsame Sprache zu finden. Führungskräfte sollte deshalb von sich aus dafür sorgen, dass offen und klar kommuniziert wird. Anstatt zu riskieren, dass es zu Missverständnissen oder Frustration im Team kommt, weil Absprachen auf der Strecke bleiben, Aufgaben nicht deutlich erklärt werden oder andere Kommunikationsprobleme auftreten.

Deshalb wünschen sich Arbeitnehmer vor allem diese eine Sache: dass deutlich gesagt und gezeigt wird, was von ihnen erwartet wird. Eine klare Kommunikation vermittelt Sicherheit im Team und bei einzelnen Mitarbeitern.

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#3: Konflikte angehen und fair lösen

Es gibt Probleme im Team, aber der Chef möchte einfach zur Tagesordnung zurückkehren oder zeigt sich parteiisch? Wer Mitarbeiter vorbildlich und erfolgreich führen möchte, sollte taff genug sein, um Konflikte wirklich anzugehen und auf gesunde Weise zu lösen. Fakt ist: Sie werden in jedem Team auftreten und deshalb wünschen sich Mitarbeiter, wirklich gesehen zu werden.

Jetzt ist es wichtig, die Rolle des Vermittlers oder Mediators – je nach Situation und Konfliktart – einzunehmen, Mitarbeiter fair zu behandeln und sie zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.

Übrigens: Jede Partei sollte erwarten dürfen, gleich behandelt zu werden – unabhängig von der Position. Wenn es zu einem Streit kommt, sollten andere Führungskräfte deshalb nicht bevorzugt behandelt werden. Es gilt, gemeinsame Lösungen zu finden, welche die Interessen aller Parteien berücksichtigen. Denn das erwarten Arbeitnehmer von einer guten Führungskraft: die Fähigkeit, fair zu bleiben.

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#4: Individuelle Talente wertschätzen und fördern

Damit eine gute Mitarbeiterführung gelingen kann, ist es von Bedeutung, die Skills der Mitarbeiter zu erkennen. Ein Unternehmen ist stärker, wenn Potenziale gezielt gefördert werden, um alle Ressourcen sinnvoll einsetzen zu können. Persönliches Wachstum, fachgerechte Unterstützung in Bezug auf die Karriere und Wertschätzung der individuellen Stärken – das alles wünschen sich Arbeitnehmer von heute.

#5: Menschlichkeit und Authentizität zeigen

Vorbei sind die Zeiten, in denen Chefs unnahbare Autoritätspersonen waren. Viele (junge) Beschäftigte freuen sich über Führungskräfte, mit denen sie an einen Tisch kommen können. Mitarbeiter möchten sich mit ihren „Vorbildern“ identifizieren können.

Um Vertrauen aufbauen zu können und sich führen beziehungsweise beeinflussen zu lassen, braucht es Nähe und Authentizität, die sich erarbeiten lässt, wenn Führungskräfte auf einer Ebene mit den Mitarbeitern zusammenkommen. Sie signalisieren: „Ich bin genau wie du.

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Moderne Führungskräfte von heute glänzen deshalb mit menschlichem Verhalten. Das heißt: Sie zeigen sich nahbar und sie zeigen auch mal ihre Emotionen. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass es keinen hierarchischen Unterschied gibt. Sondern, dass wir alle menschliche Wesen sind. Auch der Chef leidet mal unter familiären Problemen, Versagensängsten, Bauchschmerzen, Liebeskummer, Leistungsdruck oder einem schlechten Tag. Auf diese Weise entsteht gegenseitiges Verständnis und Vertrauen.

#6: Rücksprachen halten und regelmäßig Feedback geben

Tägliche Aufgaben sollten Mitarbeitern keine Schwierigkeiten bereiten, sondern lösbar sein. Und doch beschäftigen wir uns manchmal lieber mit unseren Unsicherheiten und fragen uns, ob wir das Dokument richtig einsortiert haben, die neue Kollegin korrekt einarbeiten oder andere Fehler machen, die den Chef verärgern und das Team in Mitleidenschaft ziehen könnten.

Mitarbeiter wünschen sich Feedback. Sie wollen wissen, was sie gut machen und was sie verändern können. Feedbackgespräche vermitteln ihnen Sicherheit. So können sie sich in Ruhe auf das Wesentliche konzentrieren.

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#7: Bereit sein, Verantwortung für Fehler zu übernehmen

Der Chef darf alles, weil er der Chef ist? Nicht ganz: Mitarbeiter erwarten, dass sie gut behandelt werden und dazu gehört, nicht die Fehler anderer ausbaden zu müssen oder gar die Verantwortung dafür zu tragen. Führungskräfte demonstrieren Stärke, indem sie zugeben, dass sie nicht unfehlbar sind. Sie sind bereit, sich zu entschuldigen und die Konsequenzen zu tragen. Dazu gehört, die eigene Scham abzulegen, sich zu zeigen und für das geradezustehen, was sie verursacht haben. Das zeigt Größe, Menschlichkeit und Mut.

Zusatztipp für Führungskräfte: Mehr Ausgleich, ausreichend Pausen & Fokus auf psychische Gesundheit

Wer sich in einer Führungsposition befindet und eine gute Mitarbeiterführung anstrebt, sollte eine Sache verinnerlichen: Die Arbeit mit Menschen bedeutet, dass es immer ein Geben und ein Nehmen ist und keine Einseitigkeit. Führungskräfte erwarten Leistung von Mitarbeitern. Beschäftigte eine Gegenleistung. Dieses Äquivalent ist aber nicht nur eine Lohn- oder Gehaltszahlung. Sondern ein Ausgleich in Form von arbeitsfreier Zeit.

Ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür, wie wichtig dieser Punkt für Arbeitnehmer ist, gehört zu einer guten Mitarbeiterführung. Vorgesetzte sollten deshalb in der Lage sein, den Wert dieser Thematik zu betonen, sie zu begrüßen und eine gemeinsame Vision aufzuzeigen, in der nicht nur gearbeitet, sondern auch gemeinsam „pausiert“ wird.

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Wichtig: Es geht nicht ausschließlich um die Umsetzung entsprechender Angebote, sondern um den Anspruch, arbeitsfreie Zeit als Teil der Arbeitskultur zu integrieren. „Ackern“ bis zum Umfallen war gestern.

Diese Tendenz hat in den letzten Jahren mit den Forderungen der Millennials zugenommen. Verstanden haben es nicht alle Unternehmen: Noch immer leiden Beschäftigte unter Burnout, Stress und weiteren mentalen Belastungen. Die Krankentage wegen psychischer Erschöpfung haben zugenommen; vor allem sind es Depressionen, die häufig auftreten. Das zeigt unter anderem der DAK-Psychoreport 2020.

Deshalb stehen Führungskräfte in der Verantwortung, für einen ausreichenden Ausgleich zu sorgen, damit Beschäftigte eine gesunde Work-Life-Balance genießen.

Folgende Angebote eignen sich zum Beispiel:

  • Job Rotation für mehr Abwechslung und auch Entlastung
  • Sport- und Entspannungsangebote
  • flexible Arbeitszeitmodelle
  • Zugang zu Lernmöglichkeiten in Bezug auf Zeit- und Stressmanagement
  • Möglichkeiten, ortsunabhängig (sofern machbar) zu arbeiten; stunden- oder tageweise
  • Mentoring und/oder psychologische Beratungsangebote

Bild: filadendron/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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