Es gibt sie bei Menschen sowie auch bei Tieren. Eine selbstlose Art zu handeln, auch als Altruismus bezeichnet. Warum Menschen selbstlos sind, wann es zu viel des guten ist, wo die Vor- und Nachteile beim Altruismus liegen und ob nicht doch etwas Egoismus dahinter steckt, erfährst du in folgendem Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Selbstlosigkeit bedeutet, dass du deine eigenen Bedürfnisse für andere Menschen zurückstellst, und zwar ohne eigennützige Motive. Der Fachbegriff lautet Altruismus.
  • Eine selbstlose Handlung zeichnet sich dadurch aus, dass du keinen Vorteil erwartest und aus eigenem Antrieb helfen möchtest.
  • Selbstlosigkeit zahlt sich aus, da hier das Prinzip der Reziprozität greift. Dies bedeutet, dass andere Menschen dir etwas zurückgeben möchten.
  • Selbstlosigkeit führt zu mehr Glücksgefühlen und weniger depressiven Verstimmungen.
  • Übertriebene Selbstlosigkeit kann jedoch das Gegenteil bewirken.
  • Selbstlosigkeit hat eigentlich egoistische Motive. Das belegen Soziologen und Psychologen mit der Tatsache, dass man anderen Menschen helfen möchte, damit es einem selbst besser geht.
  • Vorteile von Selbstlosigkeit sind Glücksgefühle und Dankbarkeit von anderen Menschen.
  • Nachteile können jedoch depressive Verstimmungen sein und übertriebener Altruismus kommt meistens vor, wenn die Person nur wenig Selbstwertgefühl besitzt.

Selbstlos sein – was heißt das genau?

Der Begriff Selbstlosigkeit hat eine starke Bedeutung und die meisten Menschen sollten ihn bereits gehört haben. Selbstlosigkeit bedeutet, wie der Name bereits vermuten lässt, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und sich im Prinzip zuerst um die anderen zu kümmern. Menschen, die selbstlos handeln, möchten in erster Linie, dass es den anderen um sie herum gut geht, bevor sie an ihre eigenen Bedürfnisse denken.

In der Praxis sieht das jedoch ein wenig anders aus. Viele Menschen werden von Neid, Konkurrenzdenken und fehlender Dankbarkeit bestimmt. Selbstlosigkeit, falls überhaupt vorhanden, wird in den meisten Fällen nur vorgetäuscht. Doch genug davon. Zurück zur Frage, was selbstlos sein bedeutet und wie man eine selbstlose Handlung identifizieren kann.

Erkennen kannst du eine selbstlose Handlung in der Regel an drei Kriterien:

  • Jemand tut etwas nicht nur aus Eigennutzen oder weil er einen Vorteil dadurch erhält.
  • Die Person hat keine Hintergedanken bei der jeweiligen Handlung.
  • Die Handlung erfolgt aus der eigenen inneren Motivation heraus, nicht durch irgendeinen Fremdeinfluss von außen.

Zahlt sich selbstloses Handeln wirklich aus?

Die Frage, ob sich selbstloses Handeln auszahlt, gibt es eine kurze und klare Antwort. Ja, das tut es. Es gibt sogar einen wissenschaftlichen Fachbegriff, dafür, die Reziprozität, besser bekannt als das „Wie du mir, so ich dir – Prinzip.“

Der Name lässt schon vermuten, worum es geht. Handelst du im Sinne von anderen Menschen, so werden diese das Bedürfnis verspüren, dich für dein selbstloses Handeln zu belohnen. Belohnen meint hier natürlich keine materiellen Dinge, sondern viel mehr immaterielle Gefälligkeiten.

Bei der Reziprozität handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, welches bei fast allen Menschen vorkommt. Vielleicht ist dir das auch schon mal bei dir selbst aufgefallen. Wenn du etwas von einem Menschen erhalten hast, dann hast du sofort das Gefühl verspürt, dich für diesen Gefallen oder den jeweiligen Gegenstand zu revanchieren und das mit etwas Besserem. Dieses Gefühl bezeichnet die Reziprozität.

Im Zusammenhang mit Altruismus nennt sich der Begriff auch reziproker Altruismus. Beim reziproken Altruismus sind die Motive für die Selbstlosigkeit jedoch meistens egoistischer Natur, da quasi eine Gegenleistung für das selbstlose Handeln vorausgesetzt wird, was den Grundprinzipien des Altruismus eigentlich widerspricht.

Handelst du also oft selbstlos, merken das die Menschen um dich herum und wollen sich dann wie gesagt im Normalfall revanchieren. Selbstlosigkeit zahlt sich also in jedem Fall aus.

Doch Vorsicht, handelst du nur selbstlos mit dem Hintergedanken, dass du dafür entlohnt wirst, dann kann man nicht mehr von einer zweifelsfrei selbstlosen Handlung sprechen.

Kannst du zu selbstlos sein?

Grundlegend selbstloses Handeln ist also durchaus eine sehr positive Sache, wenn die Motivation wirklich intrinsischer Natur ist und es keinen eigennützigen Hintergedanken gibt. Altruismus kann sich zudem sehr stark auf dein persönliches Wohlbefinden auswirken. So kann Selbstlosigkeit beispielsweise dazu führen, dass du:

  • prinzipiell glücklicher im Leben bist.
  • dich weniger depressiv fühlst und eine grundlegendere positivere Lebenseinstellung hast.

Doch kannst du es mit der Selbstlosigkeit auch übertreiben? Auch auf diese Frage gibt es eine ganz klare Antwort. Ja, das kannst du. Selbstlosigkeit ist prinzipiell eine sehr gute Charaktereigenschaft, dennoch solltest du deine eigenen Bedürfnisse nicht komplett unterordnen. Solltest du immer nur auf die Gefühle anderer achten und deine eigenen Emotionen oder Wünsche unterdrücken, kann sich schnell der gegenteilige Effekt des Altruismus bemerkbar machen. Denn wenn du ständig deine eigenen Bedürfnisse hinten anstellst und unterdrückst, wirst du dich auf Dauer ausgelaugt und unglücklich fühlen. Zudem stehst du bei einer extremen Selbstlosigkeit auch immer unter Druck, es allen Menschen um dich herum recht zu machen, was in der Praxis sowieso niemals funktionieren wird.

Ist Egoismus der wahre Grund für Selbstlosigkeit?

Wie du bereits weißt, handelt eine Person nur dann selbstlos, wenn diese Handlungen ohne entsprechende Hintergedanken erfolgen. Doch es gibt die Theorie, dass der Kerngedanke des Altruismus generell sogar Egoismus sein kann. Um diese Theorie genauer zu beleuchten, solltest du dir zunächst die Motive anschauen, warum Menschen selbstlos handeln:

  • Moralische Gründe: Anderen zu helfen, ist in der Gesellschaft verankert.
  • Religiöse Gründe: Viele Menschen handeln altruistisch, weil es ihre Religion vorgibt.
  • Gerechtigkeit: Viele Menschen haben einen Sinn für Gerechtigkeit und wollen Menschen helfen, die ungerecht behandelt wurden.
  • Aus Zuneigung: Tiefe Zuneigung für einen Menschen kann dafür sorgen, dass du dieser Person helfen möchtest.
  • Dankbarkeit: Manchmal handeln Menschen auch aus Dankbarkeit selbstlos.

Doch warum soll Selbstlosigkeit nun aus egoistischen Motiven heraus erfolgen? Als Beweis, dass dies wirklich der Fall ist, führen Soziologen und Psychologen gerne die Tatsache an, dass Menschen selbstlos handeln, weil es für ein gutes Gefühl bei einem selbst sorgt. Davon zu sprechen, dass eine altruistische Lebensweise reiner Egoismus ist, mag im ersten Moment etwas theatralisch klingen, jedoch ist dieser Gedanke nicht völlig absurd. Ein gewisser Eigennutzen steckt immer hinter der Selbstlosigkeit, auch wenn es keinen offensichtlichen Vorteil für die jeweilige Person gibt.

Drei Vor- und Nachteile von Selbstlosigkeit

Abschließend bekommst du noch einmal jeweils drei Vor- und Nachteile von Selbstlosigkeit kompakt zusammengefasst.

Vorteile von Altruismus

  • Erhöhtes Glücksgefühl durch selbstlose Handlungen.
  • Menschen sind dir dankbar.
  • Du stellst eine Inspiration für andere dar.

Nachteile von Altruismus

  • Übertriebene Selbstlosigkeit führt zu Depressionen, da deine eigenen Wünsche nicht erfüllt werden.
  • Übertriebener Altruismus kann oft auch eine Form von fehlendem Selbstvertrauen sein
  • Altruismus kann oft auch aus egoistischen Motiven erfolgen, siehe reziproker Altruismus

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