Fast alles wird immer teurer, egal ob Miete, Lebensmittel oder der Kraftstoff für den Pkw. Aufgrund der erhöhten Lebensunterhaltungskosten ist es natürlich auch wichtig, dass das eigene Gehalt mit ansteigt. Aus diesem Grund nutzen einige Arbeitnehmer die anhaltende Inflation als legitimes Argument für eine Gehaltserhöhung. Doch hier solltest du aufpassen, denn das augenscheinlich verhandlungssichere Argument lässt sich schneller entkräften, als dir vielleicht lieb ist.

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Die Mehrheit würde höhere Löhne bei steigenden Preisen verlangen

Eine repräsentative Umfrage, welche von der Website Civey für T-Online durchgeführt wurde, zeigte, dass 66 % aller Befragten ein höheres Gehalt fordern würden, wenn auch die Inflation steigt. Das klingt natürlich logisch, jedoch gibt es einen Punkt, den viele Arbeitnehmer dahingehend nicht beachten. Denn hier kann es zu einem volkswirtschaftlichen Phänomen kommen, welches auch als Lohn-Preis-Spirale bekannt ist.

Dieses Phänomen lässt sich so beschreiben, dass die Menschen denken, dass sie sich gerade in einer Inflation befinden, was dafür sorgt, dass die Preise deshalb ansteigen und die Inflation weiter voranschreitet.

Denn wenn du und viele weitere Arbeitnehmer höhere Gehälter fordern, dann muss dein Chef auch die Material- und Produktionskosten erhöhen. Dadurch wird ebenfalls die Inflation weiter angetrieben. Höchstwahrscheinlich wird dein Chef deine Bitte um ein höheres Gehalt auch mit diesem Argument recht schnell entkräften und liegt dabei sogar absolut richtig. Aus diesem Grund ist, stellt die Forderung nach einem höheren Gehalt aufgrund der Inflation in vielerlei Hinsicht keine gute Argumentationsgrundlage dar.

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Womit du bei einer Gehaltserhöhung besser argumentieren solltest

Es gibt deutlich bessere Argumente und Gründe, mit denen du deinem Arbeitgeber zu einer Gehaltserhöhung bringen kannst. Wichtig ist es auf jeden Fall, dass du deinem Arbeitgeber so wenig Raum wie möglich für potenzielle Gegenargumente lässt. Die steigende Inflation ist also daher denkbar ungeeignet.

Deutlich erfolgversprechender sind hier eher die sogenannten normativen Standards. Damit sind Prinzipien, Werte und Standards gemeint, die dein Chef mit dir teilt. So wäre eine optimale Diskussionsgrundlage, um ein höheres Gehalt zu fordern, eine branchenübliche Bezahlung, welche du bereits im Vorfeld recherchiert hast.

Hier hat dein Chef recht wenig Raum für Gegenargumente. Wie soll er dir eine Bezahlung verwehren, die bei der Konkurrenz ebenfalls gezahlt wird? Wie du also siehst, ist es nicht zwangsläufig von Vorteil, wenn du besonders viele Argumente hast, sondern es kommt darauf an, welche Argumente hast.

Es bringt dir nichts, wenn du etliche Gründe für eine Lohnerhöhung anbringst, dein Chef diese jedoch alle sofort entkräftet. Setze lieber auf wenige durchschlagskräftige Argumente, denn damit sind deine Erfolgschancen deutlich höher. Denn wie bereits erwähnt, sobald dein Chef relativ schnell Gegenargumente findet, führt die Gehaltsverhandlung zu einem für dich nicht zufriedenstellendem Ergebnis.

Deine Forderungen solltest du immer mit einem „Weil-Satz“ begründen. In diesem Halbsatz soll dann einer der normativen Standards enthalten sein. Du sagst deinem Arbeitgeber beispielsweise, dass du mehr Gehalt möchtest, da du viele unterschiedliche Aufgaben innerhalb des Unternehmens übernommen hast.

Nun gilt es noch herauszufinden, wo du die passenden Argumente für deine Gehaltserhöhung findest. Wie bereits erwähnt, solltest du dich immer an den branchenüblichen Tarifen orientieren. Zahlt dein Arbeitgeber deutlich weniger, wird es Zeit für Gehaltsverhandlungen.

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Doch nicht nur ein höherer Lohn sollte hier im Fokus stehen, sondern auch Zusatzleistungen zum Gehalt können für dich als Arbeitnehmer äußerst profitabel sein. Dazu solltest du einfach kurz überlegen, was du dir am meisten wünschen würdest und aus welche Zusatzleistungen du den meisten Nutzen ziehst.

Allen voran ist es jedoch ebenfalls wichtig, inwiefern bei den jeweiligen Zusatzleistungen das Firmenbudget in Anspruch genommen wird. Denn dieser Fakt soll deine Argumentationsgrundlage untermauern. Sollte ein hohes Budget erforderlich sein, wird dein Arbeitgeber deine Forderungen höchstwahrscheinlich sofort abschmettern.

Wie oft du dein Gehalt verhandeln solltest

Abschließend fragst du dich sicherlich, wie oft du deinen Chef um eine Gehaltserhöhung bitten sollst. Eine allgemeingültige Antwort gibt es darauf leider nicht. Prinzipiell ist ein Gespräch pro Jahr nicht verkehrt. Ansonsten bieten sich Zeiträume an, in denen dein Unternehmen besonders großen wirtschaftlichen Erfolg hatte.

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Auch wenn du bereits seit mindestens zwei Jahren keine große Veränderung erlebt hast, wird es Zeit, deinen Chef nach einem höheren Gehalt oder eventuellen Zusatzleistungen zu fragen. Solltest du nach mehreren Gesprächen immer noch keinen Erfolg gehabt haben, wird es Zeit, dich zu fragen, ob dieser Arbeitgeber wirklich der richtige für dich ist oder ob du nicht den Betrieb wechseln solltest.

Bildnachweis: D-Keine/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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