Startups müssen mit den großen Arbeitgebern und Konzernen um Talente konkurrieren und wettbewerbsfähig bleiben. Wie die Suche nach Top-Talenten gelingt.

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Deutschland ist – im internationalen Vergleich – recht zurückhaltend mit dem Rekrutieren von Talenten aus dem Ausland: Nur knapp 17 Prozent der deutschen Unternehmen gaben im Fachkräftemigrationsmonitor 2022 (Bertelsmann Stiftung) an, dass sie es als sinnvoll erachten, ausländische Fachkräfte einzustellen, damit der große Fachkräftemangel ausgeglichen werden kann. Wichtig ist es aber allemal: Migrationspolitik-Expertin Susanne Schultz von der Bertelsmann Stiftung betont, dass der Wohlstand der Deutschen, vor allem weil die Babyboomer-Generation sich in die Rente verabschiedet, ohne Zuwanderung nicht gesichert werden könne.

„Recruiting abroad“: Talente aus dem Ausland schaffen Abhilfe für Startups

Gerade Startups können vom Talentmarkt aus dem Ausland profitieren, was Tech-Unternehmen zunehmend in die Praxis umsetzen. Denn junge Unternehmen konkurrieren mit den bereits etablierten Arbeitgebern im „War for Talents“, die im Vergleich einen geringeren Kostendruck haben. Angesichts der Entlassungen, die Arbeitnehmer beispielsweise in größeren Tech-Unternehmen erleben, werden hier neue Möglichkeiten für Gründer und Jungunternehmen geschaffen: Wer wettbewerbsfähig sein will, bietet jetzt attraktive Arbeitsbedingungen für diese Talente an – und gewinnt sie für sich.

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Der Arbeitsmarkt wird generell globaler und Remote Work etabliert sich, weshalb Unternehmen heute darauf angewiesen sind, diesen Umstand zu berücksichtigen. Um die passenden Talente auch im Ausland zu finden, werden für die internationale Personalbeschaffung interkulturelle Kompetenzen und das Verständnis für die Märkte außerhalb des eigenen Landes immer wichtiger. Wer Talente aus dem Ausland rekrutieren will, sollte deshalb anpassungsfähig und offen sein und über Kontakte vor Ort verfügen.

Übrigens: Je unkomplizierter und präziser eine Arbeitgebermarke sich präsentiert, desto eher werden Talente angelockt. Vor allem Startups profitieren so von Talenten aus dem Ausland, weil der Konkurrenzdruck aufgrund des erheblichen Fachkräftemangels permanent steigt.

Darauf müssen Startups beim Einstellen neuer Talente achten

Damit Startups anfangen können, Top-Talente für sich zu gewinnen, diese zu binden und gemeinsam mit ihnen zu florieren, sollten einige Punkte berücksichtigt werden. Neben wichtigen Formalitäten und gesetzlichen Regelungen, gehört beispielsweise das Anbieten einer attraktiven Unternehmenskultur dazu. Hier kommt ein Überblick zu den wichtigsten Faktoren, die Berücksichtigung finden sollten, wenn Startups vom Talentmarkt profitieren wollen.

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1. Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Ob IT-Developer oder Online-Marketing-Experten: Wer sich dafür entscheidet, internationale Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, muss vorab die rechtliche Lage kennen. Fachkräfte, die nicht aus einem EU-Staat einreisen oder aus den EFTA-Staaten (Schweiz, Island, Liechtenstein, Norwegen) kommen, müssen einen Aufenthaltstitel sowie ein nationales Visum haben.

Das sogenannte Vorabzustimmungsverfahren, welches in § 36 Abs. 3 BeschV beschrieben wird, kann hier übrigens Abhilfe schaffen. Dabei wird die Bundesagentur jeweils individuell prüfen, ob der Prozess beschleunigt werden kann, indem sichergestellt wird, dass die Jobstelle alle Bedingungen erfüllt, die notwendig für die Erteilung einer Arbeitserlaubnis sind.

Das Verfahren wird Startups generell empfohlen, die prüfen wollen, ob die zu vergebende Stelle einer Arbeitserlaubnis auf Seiten der potenziellen Arbeitnehmer bedarf – oder ob man den Kreis für potenzielle Fachkräfte auf EU-Bürger einschränken sollte.

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2. Klarheit in der Stellenbeschreibung

Auch wenn Englisch die Sprache ist, die international gesprochen wird, ist „Klarheit“ eine fast noch wichtigere Sprache: Startups, die Fachkräfte im oder aus dem Ausland suchen, sollten bei der Stellenbeschreibung keinesfalls zu kompliziert sein und auf Einfachheit setzen. Denn Kulturen, Werte und Normen unterscheiden sich. Lange, ausufernde Jobangebote können deshalb befremdlich wirken und für Verwirrung sorgen. Die Erarbeitung eines klaren Anforderungsprofils kann auch dem Unternehmen dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.

Wer sich als Arbeitgeber präsentiert, sollte Werte und Benefits für potenzielle Arbeitnehmer deshalb deutlich machen und so wenig Barrieren wie möglich schaffen. Nur so ist es möglich, Talente auf sich aufmerksam zu machen und wertvolle Fachkräfte anschließend an sich zu binden.

3. Wettbewerbsfähige Bezahlung ist ein Muss

Ist der Cashflow noch nicht besonders stark, müssen Startups eine clevere Finanzstrategie fahren. Auch wenn gerade junge Unternehmen Kosten einsparen müssen, sollten sie aber keinesfalls pauschal an den falschen Ecken und Enden sparen. Gutes Personal ist essenziell und der wichtigste und nachhaltigste Schlüssel zum Erfolg. Deshalb ist eine wettbewerbsfähige Vergütung besonders wichtig.

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Ein attraktives Vergütungsmodell kann ausschlaggebend sein, um Fachkräfte zu überzeugen. Das bedeutet nicht unbedingt, sofort mit den „Großen“ konkurrieren zu müssen. Denn das wäre für Startups wohl der Ruin. Aber: Die Vergütung sollte immer dem Wert eines Talents entsprechen und die Fähigkeiten und das, was eine Fachkraft zu bieten hat, niemals erheblich „unterbieten“. Wer zum Beispiel sicherstellt, zusätzliche Benefits zum Grundgehalt anzubieten, spielt schon ganz oben mit.

Tipp: Eine Mitarbeiterbeteiligung kann einen Vorteil für junge Startups darstellen und das fehlende Geld, welches beispielsweise in größeren Unternehmen bereits als Vergütung dienen kann, gut kompensieren sowie als Motivation dienen. Unternehmen sollten hierbei alle Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer berücksichtigen, bevor sie sich für diese Option entscheiden.

Lese-Tipp: New Pay: Warum wir alternative Vergütungsmodelle brauchen

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4. Wachstumsmöglichkeiten locken besonders viele Top-Talente an

Ein großer Vorteil von Startups ist, dass sie ihren Arbeitnehmern meist mehr Aufstiegsmöglichkeiten anbieten können, weil viel Wachstumspotenzial vorhanden und die Strukturen nicht festgefahren sind, wie es beispielsweise bei bereits etablierten Unternehmen der Fall sein kann. Das können junge Unternehmen nutzen, um sich von größeren Arbeitgebern abzuheben.

Wer den gerade vorhandenen Talentmarkt für sich nutzen möchte, bietet potenziellen Beschäftigten deshalb die Chance, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam Großes zu erreichen. Wachstumsmöglichkeiten locken auf diese Weise Top-Talente regelmäßig an und sorgen dafür, dass diese sich langfristig binden.

Übrigens: Um mit dem Unternehmen und karrieretechnisch wachsen zu können, bieten sich auch Seminare sowie Weiterbildungsmöglichkeiten an, zu denen beispielsweise die Förderung von Fremdsprachen, Gesundheitsangebote sowie Kurse zum Thema Stress- und Zeitmanagement an. Auch damit können junge Betriebe bei potenziellen Arbeitnehmern punkten und so ihre Herzen als Arbeitgeber für sich gewinnen.

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5. Die Arbeit an der Unternehmenskultur ist essenziell

Ob Jungunternehmen Talente für sich begeistern können, hängt auch vom Image und der Unternehmenskultur ab. Denn die Werte und die Haltung, die ein Unternehmen vertritt und repräsentiert, entscheidet darüber, ob potenzielle Arbeitnehmer sich mit den Grundsätzen verbinden können. Ob der Umgang mit Fehlern, die Personalstrukturen oder die Art, wie mit Anliegen von Beschäftigten umgegangen wird: Eine positive Unternehmenskultur ist ein entscheidender Faktor für Erfolg.

Gerade junge Unternehmen stehen aufgrund der noch frischen Firmengeschichte jedoch vor der Herausforderung, spezielle Werte zu transportieren, weil eine Unternehmenskultur sich auf Basis von Erfahrung, Geschichte, Gewohnheiten und gelebten Werten bildet. Um das Image der Arbeitgebermarke authentisch zu transportieren, ist deshalb nicht nur das Ankündigen der eigenen Grundsätze wichtig, sondern auch das Ausleben.

Unser Zusatztipp: Schlanke Bewerbungsprozesse

Startups sollten den Talentmarkt gut nutzen können, indem sie schlanke Bewerbungsprozesse anbieten. Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren: Gerade für die Gewinnung von Talenten kann es hilfreich sein, kurze und standardisierte Prozesse für eine objektive und schnelle Bewerbung und Beurteilung anzubieten. Stimmen neben den fachlichen und sozialen Skills auch Sympathie und Chemie auf beiden Seiten, steht einer Zusammenarbeit nichts mehr im Weg.

Bild: jeffbergen/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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