Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens bei der Arbeit. Da ist es normal, dass man sich hin und wieder unzufrieden im Job fühlt und der Gedanke an eine Kündigung immer lauter wird. Doch es gibt Möglichkeiten, die Ursachen der eigenen Unzufriedenheit zu ergründen und wieder Freude an der Arbeit zu finden.

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Die häufigsten Ursachen der Unzufriedenheit

Laut einer Studie des Gallup-Instituts, fühlen sich nur 15% der Arbeitnehmer weltweit wirklich engagiert in ihrem Job. Die Gründe für nachlassendes Engagement und die anhaltende Arbeitsunzufriedenheit sind vielfältiger Natur. Meistens werden jedoch folgende Punkte angesprochen:

  • Über- oder Unterforderung: Schwierigkeiten mit der Menge oder Komplexität der Aufgaben führen zu Frustration.
  • Nervige Kollegen oder anstrengender Chef: Beeinträchtigung der Arbeitsatmosphäre durch zwischenmenschliche Konflikte.
  • Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Arbeit: Physische oder psychische Belastungen, die das Wohlbefinden mindern.
  • Fehlender Spaß an den täglichen Aufgaben: Mangelnde Motivation und Interesse an der Arbeit.
  • Mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten: Gefühl des beruflichen Stillstands und fehlende Perspektiven.
  • Ungerechte Entlohnung oder fehlende Wertschätzung: Gefühl, nicht angemessen für die erbrachte Leistung belohnt zu werden.
  • Schlechte Work-Life-Balance: Zu lange Arbeitszeiten und Schwierigkeiten, sich von der Arbeit zu erholen.
  • Schlechtes Unternehmensklima und unpassende Unternehmenskultur: Diskrepanz zwischen persönlichen Werten und den Werten des Unternehmens.

Wenn der Drang nach einer Kündigung stärker wird

Die Versuchung ist groß, einfach zu kündigen und nach einer neuen Stelle zu suchen. Ein Jobwechsel kann tatsächlich in vielen Fällen die einfachste und beste Lösung sein, wenn die Unzufriedenheit durch äußere Umstände wie den Arbeitsplatz oder die Kollegen verursacht wird. In diesen Fällen bietet ein neuer Job zumindest frische Perspektiven.

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Wichtig ist jetzt, eine fundierte Entscheidung zu treffen, die auf einer gründlichen Selbstreflexion und einer realistischen Einschätzung des Arbeitsmarktes basiert. Bevor man den Schritt wagt, sollte man die eigene berufliche Situation genauestens analysieren und sich fragen, ob die Unzufriedenheit eventuell auch durch persönliche Gründe bedingt ist, die in einem neuen Umfeld möglicherweise wieder auftreten könnten.

Jobwechsels Risiken – Das Gras ist nicht immer grüner

Allerdings besteht bei einem Jobwechsel auch die Gefahr, dass sich die gleichen Denkmuster und Probleme wiederholen. Eine Kündigung löst nicht automatisch die wahren Ursachen der Unzufriedenheit. Es kann gut sein, dass man auch bei einem neuen Arbeitgeber ähnliche Schwierigkeiten hat. Zudem ist ein Jobwechsel mit Aufwand, finanziellen Abstrichen und bestimmten Risiken verbunden, wie zum Beispiel einer Befristung des neuen Vertrags.

Job Crafting als Alternative zur Kündigung

Bevor man den harten Schritt einer Kündigung in Erwägung zieht, sollte man überlegen, ob es nicht Möglichkeiten gibt, die bestehende Arbeitssituation zu verbessern. Ein Ansatz dafür ist das sogenannte „Job Crafting„. Dabei geht es darum, den eigenen Job, in Absprache mit dem Unternehmen, so zu gestalten, dass er besser zu den eigenen Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnissen passt. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man bestimmte Aufgaben anders angeht, mehr Verantwortung übernimmt oder versucht, das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten zu verbessern.

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Wann eine Kündigung sinnvoll ist

Trotz aller Bemühungen ist es manchmal nicht möglich, die Arbeitssituation oder das Arbeitsumfeld nach seinen Vorstellungen zu verbessern. Wenn die Unzufriedenheit so groß ist, dass sie die Lebensqualität und letzten Endes die Gesundheit leidet, kann eine Kündigung die richtige Entscheidung sein. Auch wenn man feststellt, dass man in der falschen Branche arbeitet oder wenn es keine Möglichkeit zur Weiterentwicklung oder Perspektiven gibt, kann ein Jobwechsel die beste Lösung sein.

Die Risiken einer voreiligen Kündigung

Eine voreilige Kündigung kann jedoch auch Risiken mit sich bringen. So kann es sein, dass man im neuen Job auf die gleichen Probleme stößt oder dass die Arbeitsbedingungen dort sogar schlechter sind. Zudem kann eine Kündigung finanzielle Nachteile haben, insbesondere wenn man nicht sofort eine neue Stelle findet und bei der Agentur für Arbeit vorsprechen darf.

Kündigung als letzter Ausweg – Erst Alternativen ausschöpfen, dann neu entscheiden

In einigen Fällen liegt die Ursache für die Unzufriedenheit nicht in der Arbeit selbst, sondern in der eigenen Grundeinstellung. 

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Oft suchen wir die Ursachen unserer Unzufriedenheit ausschließlich im Außen – sei es in den Arbeitsbedingungen, den Kollegen oder den täglich zu erledigenden Aufgaben. Diese Perspektive übersieht jedoch einen wesentlichen Faktor: die eigene Grundeinstellung und die Art und Weise, wie wir unsere Umstände interpretieren und darauf reagieren.

Menschen, die dazu neigen, in jeder Situation das Negative zu sehen und sich auf Probleme zu konzentrieren, anstatt nach Lösungen zu suchen oder positive Aspekte zu erkennen, tragen diese Haltung oft unbewusst in neue Lebenslagen mit.

Daher ist selbst bei einem Jobwechsel die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ähnliche Muster der Unzufriedenheit wieder auftreten, da die grundlegende Art der Wahrnehmung und Verarbeitung von Erfahrungen dieselbe bleibt. Die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz ist oft nur ein Symptom einer tiefer liegenden, Unzufriedenheit im Allgemeinen.

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Bevor also voreilig gekündigt wird, lohnt es sich, eine ehrliche Selbstreflexion vorzunehmen und zu erkunden, inwiefern die eigene Einstellung zur beruflichen Unzufriedenheit beiträgt. Führen wirklich die äußeren Umstände zu negativen Erfahrungen oder ist es die Art und Weise, wie diese Umstände selbst wahrgenommen und bewertet werden?

Die Entscheidung, den Job zu wechseln, sollte somit erst getroffen werden, wenn klar ist, dass die Unzufriedenheit tatsächlich primär durch äußere Faktoren verursacht wird und nicht durch eine negative Grundeinstellung, die auch in einem neuen Umfeld wahrscheinlich nicht zu wahrer Zufriedenheit führt. Erst wenn alle Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Situation und Einstellung ausgeschöpft sind und die Unzufriedenheit nach wie vor präsent ist, sollte ein Jobwechsel als möglicher nächster Schritt in Betracht gezogen werden.

Bild: Drazen Zigic/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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