Die ganze Welt spricht von der „Work-Life-Balance“ und davon, dass die Digitalisierung neue Arbeitsmodelle erlaubt, welche diese Balance angeblich verbessern sollen. Leider sieht die Realität häufig anders aus: Je flexibler die Arbeitszeit, umso mehr tendieren die Arbeitnehmer dazu, ihren Spaß auf ein „Irgendwann“ zu verschieben, das niemals oder zu spät eintreten wird. Denn eine neue Studie zeigt: deine „Work-Fun-Balance“ ist essentiell für dein Glück, deine Gesundheit und deinen Erfolg.

Anzeige

Kurzfassung

  • Work-Fun-Balance: Trotz Arbeit sein „Leben zu leben“ – und zu genießen.
  • Viele Menschen machen denselben Fehler: Sie schieben ihren Spaß auf, bis sie ihre Arbeit erledigt haben.
  • Spaß macht immer gleich viel Spaß – unabhängig davon, ob du deine Arbeit erledigst.
  • Spaß gehört zum Menschsein und ist essentiell für dein Glück, deine Gesundheit und damit auch deinen Erfolg.

Wer hat behauptet, Spaß und Arbeit würden sich ausschließen?

Im Idealfall sollte dir dein Job natürlich Spaß machen. Wenn du am Morgen aufstehst und es für dich keine schönere Vorstellung gibt, als arbeiten zu „dürfen“, hast du den Jackpot geknackt. Leider wird es so nur sehr wenigen Menschen auf der Welt ergehen. Völlig unabhängig davon, wie viel Spaß dir dein Job macht, brauchst du einen Ausgleich. Wenn du den ganzen Tag im Sitzen verbringst, solltest du dich nach Feierabend oder an den Wochenenden bewusst bewegen. Wer eine kopflastige Arbeit hat, versucht sich in der Freizeit vielleicht gerne als Handwerker.

Anzeige

Lese-Tipp: Afterwork mal anders: 7 Inspirationen für einen besonderen Feierabend

Und je weniger Freude du an deiner Arbeit hast, umso dringender benötigest du diese außerhalb, um dennoch langfristig gesund und glücklich zu bleiben. Du brauchst also eine ausgewogene „Work-Fun-Balance“ – auch, wenn „Work“ für dich bereits „Fun“ bedeutet.

Definition Work-Fun-Balance

Die Work-Life-Balance: 

beschreibt das ausgewogene Maß zwischen Berufs- und Privatleben. Es geht darum, neben der Arbeitszeit noch ausreichend Freiraum für Entspannung, Zeit mit Familie und Freunden sowie andere Lebensbereiche zu finden. Die Work-Life-Balance ist vor allem aus gesundheitlichen Aspekten relevant und soll dafür sorgen, dass der Mensch langfristig psychisch sowie physisch gesund bleibt.

Anzeige

Die Work-Fun-Balance:

Es handelt sich dabei um eine neue Wortkreation, welche die Ausgewogenheit von Job und dem „Leben“ an sich in den Vordergrund stellen soll. Die Fragen, welche im Raum stehen, sind:

  • Wann und wie hast du Spaß?
  • Inwiefern kombinierst du den Spaß mit der Arbeit?
  • Was bereitet dir im Leben besondere Freude?
  • Und wie baust du diese gezielt ein?

Es geht also abseits aller gesundheitlichen, unternehmerischen und gesellschaftlichen Diskussionen schlicht und ergreifend darum, trotz Arbeit sein „Leben zu leben“ – und zu genießen.

Der größte Fehler hinsichtlich deiner Work-Fun-Balance

Leider machen in Deutschland viele Menschen denselben Fehler: Sie schieben ihren Spaß auf, quasi als Belohnung, wenn sie ihre Arbeit erledigt haben. Dies mag eine kulturell bedingte Sache sein, die aus Angst, Disziplin und einem hohen Verantwortungsbewusstsein resultiert. Genau das solltest du allerdings nicht machen. Denn eine Balance aus Spaß und Arbeit findest du schließlich nur, wenn du diese gekonnt „mischst“. Um es noch einmal zu erwähnen: Es soll hierbei nicht um deinen Spaßfaktor bei der Arbeit gehen, wie groß oder klein dieser bei dir auch sein mag, sondern um den Spaß außerhalb der Arbeitszeiten. Dies können sein:

Anzeige
  • ein Besuch im Thermalbad,
  • mit dem Snowboard die Piste herunterjagen,
  • unter Freunden ein Bier trinken und lustige Anekdoten austauschen,
  • mit den Kindern einen Spielenachmittag veranstalten,
  • als Heimwerker tätig werden,
  • einen Spaziergang mit dem Hund machen,
  • mit dem Motorboot über den See düsen,
  • und und und…

Die Möglichkeiten und individuellen Definitionen von Spaß sind denkbar vielfältig. Viele Menschen haben jedoch das ständige Gefühl, sich ihren Spaß erst einmal „verdienen“ zu müssen, zum Beispiel eben durch ihren Acht-Stunden-Arbeitstag oder das Abhaken der privaten To-Do-Liste. Sie prokrastinieren also nicht nur ungeliebte Tätigkeiten, sondern auch geliebte.

Lese-Tipp: Prokrastination: Die 6 besten Tipps gegen Aufschieberitis

Wenn du den Spaß der Arbeit hingegen vorziehst oder ihn zwischen zwei Aufgaben beziehungsweise Punkte auf der To-Do-Liste schiebst, kannst du diesen aufgrund eines dumpfen schlechten Gewissens weniger genießen – denkst du jedenfalls. Eine Studie beweist nun allerdings, dass es sich dabei um einen Irrtum handelt.

Anzeige

Studie beweist, dass Spaß immer gleich viel Spaß macht

In ihrer Studie „Worth the Wait? Leisure Can Be Just as Enjoyable With Work Left Undone“, welche erstmalig am 7. Juni 2017 im veröffentlicht wurde, fanden Ed O’Brien und Ellen Roney heraus, dass so ein angeblich schlechtes Gewissen in Realität keine negativen Auswirkungen auf das Spaßempfinden hat. Spaß macht also immer gleich viel Spaß – unabhängig davon, ob du deine Arbeit erledigst, To-Do-Listen abgehakt und andere fleißige Dinge getan hast, oder eben nicht. In ihren insgesamt vier Studien kamen die Psychologen zu folgenden Ergebnissen:

  • Die meisten Menschen haben einen intuitiven Drang, zuerst die Arbeit zu erledigen, bevor sie sich Spaß gönnen. Sie denken, dass sie den „Spaß“ sonst weniger genießen können.
  • Stattdessen empfanden die Probanden bei Massagen, dem Gaming oder dem Anschauen von Videos aber gleich viel Spaß, unabhängig davon, ob sie die anstehende Arbeit wie eine Präsentation, eine Konfliktlösungsaufgabe im Labor oder eine Prüfung zuvor oder erst anschließend erledigt haben.
  • Die Erwartung, der Gedanke an die anstehende Arbeit könnte den Spaß mindern, ist also nicht eingetroffen.
  • Spaß ist demnach ein so einnehmendes Gefühl, dass die Probanden die anstehende Arbeit simultan verdrängt haben und dadurch die spaßbringende Tätigkeit in Gänze genießen konnten.

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ ist demnach ein Credo, dessen Sinnhaftigkeit infrage gestellt werden muss. Denn viele Menschen neigen dazu, Spaß als Belohnung zu sehen. Sie überarbeiten sich aber dermaßen, bis sie sich endlich Spaß zugestehen – ihn sich quasi selbst „erlauben“ – dass sie diesen schlussendlich gar nicht mehr genießen können. Zumindest nicht mehr, als wenn sie diesen vor oder zwischen den Arbeitsphasen genossen hätten. Schlimmstenfalls landen sie sogar im Burnout oder einer anderen stressbedingten Erkrankung bis hin zur Depression aufgrund der mangelnden Freude im Leben, sodass sie den Spaß, wenn sie ihre Arbeit endlich erledigt haben, überhaupt nicht mehr als solchen sehen können – oder vielleicht gar nicht mehr erleben.

Lese-Tipp: Karoshi – Erst die Arbeit, dann der Tod

Anzeige

Die Work-Fun-Balance ist wirksamer als die Work-Life-Balance

Die Work-Life-Balance ist in vielen – vor allem US-amerikanischen – Unternehmen ein leeres Wort ist. Flexiblere Arbeitszeiten, zum Beispiel die Vertrauensarbeitszeit oder das Homeoffice, führen in der Regel dazu, dass Arbeitnehmer mehr arbeiten als beim klassischen Nine-to-Five-Job im Büro. Während du dir im Büro vielleicht noch den Spaß eines Plausches mit den Kollegen gönnst oder einen Spaziergang in der Mittagspause, neigen vor allem wir „fleißigen“ Arbeitnehmer der westlichen Geschäftswelt dazu, in Homeoffice & Co stur durchzuarbeiten, bis die Aufgaben erledigt sind oder es Schlafenszeit wird. Wenn du dein Leben hingegen an der Work-Fun-Balance ausrichtest, wird sich deine Work-Life-Balance automatisch verbessern. Aber wieso?

Ganz einfach: Du hörst damit auf, all deinen Spaß auf „nach der Arbeit“ zu verschieben. Dadurch schaffst du dir automatisch Freiräume für Entspannung, Freunde, Familie oder Tätigkeiten, die dir Freude bereiten. Du beginnst also endlich damit, dein Berufs- und dein Privatleben tatsächlich in Balance zu bringen – und zwar nicht nur im Sinne der Koordination deiner beruflichen „To-Dos“ mit den privaten „To-Dos“. Du stellst stattdessen wieder des Essentielle – das Leben selbst – in den Vordergrund, räumst ihm Priorität ein und hast wieder mehr Spaß am Leben. Zu jeder Zeit. Nicht nur nach Feierabend. Oder am Wochenende. Punkt.

Spaß am Leben bedeutet ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Leben

Wenn du endlich verstehst, dass es im Leben nicht nur um das Abhaken von To-Do-Listen geht und diese Strategie dich auch niemals zum Erfolg führen wird, hast du bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Setze den Fokus stattdessen wieder auf den Spaß im und am Leben, denn dadurch wirst du glücklicher. Du strahlst Lebensfreude aus, was dich im privaten sowie beruflichen sozialen Umfeld beliebter werden lässt.

Anzeige

Lese-Tipp: Vitamin „B“: Wie du im Job Freundschaften knüpfst

Durch dein Glück und deine Lebensfreude sowie das stabile soziale Umfeld bleibst du zudem langfristig gesünder und bist besser vor Erkrankungen wie Burnout & Co geschützt. Diese Gesundheit wiederum steigert und konserviert deine Leistungsfähigkeit, was dich im Berufsleben kurz- und langfristig erfolgreicher macht. Durch mehr Spaß im Leben gewinnst du also eine positivere Grundeinstellung, welche gemäß der selbsterfüllenden Prophezeiung positive Konsequenzen nach sich zieht.

Spaß erwirkt also noch mehr Spaß sowie Glück, Zufriedenheit, Gesundheit, Beliebtheit, Erfolg und zahlreiche weitere Faktoren eines erfüllten Lebens.

So verbesserst du deine Work-Fun-Balance

Wenn du deine Work-Fun-Balance verbesserst und von all den positiven Konsequenzen dieser neuen Art zu leben profitieren möchtest, musst du also eigentlich „nur“ Umdenken. Leider ist das meist leichter gesagt als getan. Gehe wie folgt vor:

  • Lege dir einen Kalender zu, wenn noch nicht vorhanden, und plane deine Tage ab sofort grob durch.
  • Trage für jeden Tag neben der zu erledigenden beruflichen und privaten Arbeit auch mindestens ein Zeitfenster für „Spaß“ ein – in welcher Form ist dir überlassen.
  • Überlege nun, in welcher Reihenfolge die einzelnen Tage am sinnvollsten strukturiert wären. Du möchtest als „Belohnung“ für deine Arbeit am Abend ins Fitnessstudio gehen? Das macht aber jeder so und deshalb wird das Studio am Abend voll sein. Wieso gehst du nicht stattdessen vor der Arbeit oder in einer verlängerten Mittagspause?
  • Prüfe für dich, wann der Spaß am meisten Spaß bringt und denke erst einmal unabhängig von der Arbeit. Natürlich kannst du die Steuerunterlagen aber auch nicht zur Post bringen und per Einschreiben versenden, wenn der Schalter geschlossen hat. Jongliere daher ein wenig mit deinem Tagesplan, bis er sinnvoll und vor allem realistisch ist.
  • Inwiefern du den Spaß flexibel in deinen Arbeitsalltag einbinden kannst, hängt natürlich stark von deiner Arbeitszeitenregelug sowie dem Arbeitsmodell ab. Wenn du über deine Zeit frei im Homeoffice verfügen kannst, ist die Work-Fun-Balance leichter umzusetzen als beim strikten „Nine-to-Five-Job“ im Büro. Dennoch kannst du dann vielleicht bereits vor der Arbeit Spaß einbauen, in den Pausen oder schlicht in Form eines Kaffees mit den Kollegen.
  • Plane zudem Pufferzeiten für spontane „Spaßaktionen“ ein. Pufferzeiten sind nämlich nicht nur wichtig, falls unerwartete Aufgaben erledigt werden müssen oder eine Tätigkeit deutlich länger dauert als gedacht. Sie können stattdessen auch deinem Spaß dienen. Manchmal fragt dich eine Freundin spontan, ob du zum Essen vorbeikommen möchtest oder der Kumpel ruft an, weil er einen Sportwagen Probe fahren will – wäre es nicht schade, wenn du stets „Nein“ sagen müsstest? Versuche dir deshalb im Leben so viel Zeit wie möglich freizuhalten, und zwar für Spaß.
  • Wenn du gerne einer Tätigkeit nachgehen würdest, aber den inneren Drang verspürst, zuerst die Arbeit zu erledigen, stelle dir folgende Fragen: Wieso möchte ich zuerst die Arbeit erledigen? Muss diese bis zu einer bestimmten Uhrzeit fertig werden? Habe ich also noch Puffer, um Spaß dazwischenzuschieben – beispielsweise die Lieblingsserie und ein paar köstliche Snacks? Und wenn ja: Wann kann ich die Arbeit stattdessen erledigen?

Fazit

Es ist also an der Zeit, die Work-Life-Balance als Work-Fun-Balance zu begreifen und wieder mit dem Leben zu beginnen, statt nur mit der Koordination von beruflichen und privaten Terminen. Nach einer kurzen Pause und etwas Spaß wirst du nämlich wieder motivierter und produktiver sowie weniger gestresst an deine To-Do-Listen gehen und dennoch nicht das Gefühl haben, das Leben würde an dir vorbeiziehen. Du musst dir Spaß nicht verdienen. Spaß gehört zum Menschsein und ist essentiell für dein Glück, deine Gesundheit und damit auch deinen Erfolg. Die einvernehmende Charakteristik des Gefühls „Spaß“ sorgt dafür, dass du endlich mal abschalten und die Arbeit vergessen kannst – egal, ob du diese davor oder danach erledigst. Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige!

Denn Abschalten ist für viele Deutsche ein großes Problem – und für deren psychische sowie physische Gesundheit ebenfalls.

Lese-Tipp: Burnout: Wie krank macht ständige Erreichbarkeit?

Bildnachweis: g-stockstudio/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community