„Ich darf nicht wütend sein“: Limitierende Überzeugungen unserer Eltern gehen auf uns über. Sie begleiten uns mindestens bis ins Berufsleben.

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Glaubenssätze steuern unser Handeln, lenken unsere Entscheidungen und beeinflussen unseren Selbstwert. Sie sind tief in uns verwurzelt: Es handelt sich um innere Überzeugungen, derer wir uns nicht einmal bewusst sein müssen. Und sie können im Berufsleben zur größten Hürde werden.

Schon früh nehmen Glaubenssätze der Eltern Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und können blockierend sein. Auch Mütter und Väter wurden von ihren eigenen Eltern, Bezugspersonen, Lehrern oder von Menschen aus dem nahen Umfeld geprägt und geben ihre inneren Überzeugungen oft unbewusst an ihren Nachwuchs weiter. Instinktiv greifen Erwachsene dann zu spezifischen Ausdrücken oder Sätzen, um beispielsweise ein Kind zu tadeln.

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Dabei müssen Glaubenssätze nicht nur negativ sein: Positive Glaubenssätze können beflügelnd wirken und im Job zur Selbstverwirklichung führen. Leben Eltern ihren Kindern beispielsweise Entscheidungsfreiheit bei der Berufswahl vor, weil sie selbst davon überzeugt sind, könnte die innere Haltung der Eltern – und später auch der Kinder lauten:

„Ich kann alles schaffen, was ich will – weil ich genug bin.“

Wie sehen limitierende Glaubenssätze der Eltern aus?

Typische blockierende Überzeugungen, die sich aufgrund der Haltung der Eltern bei Kindern einbrennen, können folgendermaßen klingen:

  • „Ohne Geld bin ich ein Niemand.“
  • „Ich muss mich anpassen.“
  • „Ich darf nicht weinen.“
  • „Ich darf mir keine Fehler erlauben.“
  • „Ich muss das alles alleine schaffen.“
  • „Das ist nur etwas für Männer/Frauen.“
  • „Die Welt ist böse und alle nutzen mich aus.“
  • „Ich darf nicht widersprechen.“
  • „Ich darf keine Wut zeigen.“
  • „Andere sind viel hübscher/attraktiver als ich.“
  • „Ich muss brav und nett sein.“
  • „Ich muss studieren, um es allen zu beweisen.“
  • „Ich bin nicht gut genug, um das zu schaffen.“
  • „Ich muss es mir erst verdienen, geliebt/anerkannt zu werden.“

Woran erkenne ich blockierende Glaubenssätze im Berufsleben?

Auch wenn die eigenen Eltern bereits verstorben sind, der Kontakt abgebrochen ist oder nur wenig Austausch stattfindet, ist das, was uns „eingetrichtert“ worden ist, immer präsent. Das reicht weit über die Schulzeit hinaus, geht über die Berufswahl – bis hin zum Aufstieg in eine Führungsposition. Während positive Glaubenssätze uns dabei helfen, selbstsicher, bewusst und mutig unserer Karriere nachzugehen, können limitierende Überzeugungen uns nicht nur die Sympathie, sondern manchmal auch unsere Träume kosten. Denn im Berufsleben zeigen sich negative innere Überzeugungen zum Beispiel in Form von:

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Glaubenssätze und Selbstsabotage im Job

Verpasste Chancen, Blockaden und Selbstzweifel, geprägt von den Einflüssen der Eltern, führen zur Überkompensation oder dazu, sein Glück gar nicht erst zu versuchen. Auch Selbstsabotage ist das Ergebnis von inneren Überzeugungen, die uns unterbewusst in unserem Denken und Handeln eingrenzen. So ist es keine Seltenheit, eine neue Jobchance gar nicht erst anzunehmen, weil die Überzeugung besteht, es nicht verdient zu haben oder die Angst, in der neuen Rolle zu versagen. Weitere Anzeichen von Selbstsabotage auf Basis von limitierenden Glaubenssätzen:

1. Keine Grenzen setzen

Menschen, die innerlich und im Unterbewusstsein davon überzeugt sind, sich anpassen zu müssen, um im Job anerkannt zu werden, setzen keine Grenzen. Sie sabotieren sich selbst, indem sie im Glauben leben, andere andernfalls vor den Kopf zu stoßen und damit „aberkannt“ zu werden.

2. Misserfolge zentrieren

Während Erfolge wenig Aufmerksamkeit bekommen, werden Misserfolge ganz besonders in den Fokus gestellt – denn diese bestätigen die tiefen Überzeugungen, zum Beispiel: „Ich bin einfach schlecht!“

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Sei es ein neues Projekt, ein neuer Beruf oder ein Aufstieg: Alles wird dem Zufall zugeschrieben, um sich selbst bestätigt zu sehen, dass es sich zum Beispiel um pures Glück und nicht um Können handelt.

3. Perfektionismus

Den perfekten Zeitpunkt und die perfekten Umstände abwarten, bis man kündigt, sich selbstständig macht, ein Wagnis eingeht oder eine Entscheidung trifft? Auch das kann eine Form der Selbstsabotage sein, um sich vom eigenen Erfolg abzuhalten. Wer mit dem Glaubenssatz aufgewachsen ist, dass nur das Beste genügt und Fehler ein Makel sind, neigt zu Perfektionismus.

4. Hohe Selbstkritik

Der unterbewusste Glaubenssatz, nicht gut genug zu sein, führt regelmäßig zu Selbstvorwürfen sowie zu einer hohen Selbstkritik. Auch wenn Kritik nicht angebracht oder unverhältnismäßig ist, kommt sie vor. Betroffenen fällt es schwer, ihre positiven Eigenschaften zu sehen und sich selbst zu loben. Sie gehen übermäßig hart mit sich ins Gericht.

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Geprägt von den eigenen Eltern: Kann ich meine Glaubenssätze ablegen?

Ja, Glaubenssätze lassen sich auflösen oder umändern. Dennoch solltest du im Hinterkopf behalten, dass der Prozess kein einfacher ist und sich über mehrere Jahre erstrecken kann – und manchmal sogar scheitert. Sitzen die Denkmuster so tief, dass sie dich im Handeln einschränken und zu ernsthaften psychischen Problemen führen, ist professionelle Hilfe eine Möglichkeit, um sich davon Schritt für Schritt zu befreien.

Folgendes kann dir grundsätzlich helfen:

1. Schmerzhaft, aber wichtig: Mache dir unbewusste Glaubenssätze bewusst

Der erste Schritt ist die Erkenntnis: Welche inneren Überzeugungen beeinflussen dich in deinem Denken und Handeln? Da Glaubenssätze besonders tief in uns verankert sind und manchmal einer Art Automatismus unterliegen, werden sie nicht einfach aufzuspüren sein.

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Du kannst sie erkennen, indem du wiederkehrende Denkmuster genauer unter die Lupe nimmst. Schreckst du beispielsweise vor Herausforderungen zurück? Scheust du dich davor, dir einen neuen Job zu suchen – und das schon seit Jahren? Kritisierst du dich in bestimmten Situationen? Achte hier auf deine Gedanken, die in solchen Momenten besonders präsent sind.

2. Stimmt alles? Überprüfe den Wahrheitsgehalt deiner inneren Überzeugungen

Ob du einem Glaubenssatz tatsächlich Glauben schenken kannst, überprüfst du, indem du deine Überzeugung der Realität gegenüberstellst: Welche Erfolge konntest du bereits feiern, die einen negativen Glaubenssatz entkräften können? Denke daran, dass das, was unsere Eltern uns mitgegeben haben, zum größten Teil mit ihnen selbst zu tun hat – und nicht unbedingt mit dir. Deine eigene Realität, deine Erfolge, sehen vielleicht ganz anders als die deiner Eltern aus.

3. Probiere es mit (glaubwürdigen) Affirmationen

Ersetze negative Glaubenssätze. Wenn du Affirmationen durchführst, können sich positive Glaubenssätze langsam in dein Gedächtnis einprägen und bleiben. Es kann eine Weile dauern, bis wir das, was wir uns selbst sagen, glauben. Am ehesten gelingt es, wenn du realistisch bleibst und neue Glaubenssätze so formulierst, dass sie glaubwürdig und nicht übertrieben sind.

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Tipp: Füllwörter (wahrscheinlich, eigentlich, vielleicht) wirken entkräftend. Verzichte bei deinen Formulierungen auf sie, um keine „halben Sachen“ zu machen, damit der Prozess tatsächlich gelingen kann.

Wie können positive Glaubenssätze aussehen?

  • „Meine Meinung zählt.“
  • „Ich darf sein, wie ich bin.“
  • „Ich entscheide über meinen Karriereweg.“
  • „Ich darf meine Gefühle und Emotionen zeigen.“
  • „Ich genüge.“
  • „Ich habe in vielen Lebenssituationen Stärke bewiesen.“
  • „Ich kann leben, wie ich es möchte.“
  • „Ich sehe und fühle Dankbarkeit.“
  • „Ich bin gut genug für diese Position.“

Bild: SolStock/istockphoto.com

Bild: Nastia11/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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