Eine Frage ist aus keinem Vorstellungsgespräch wegzudenken: nämlich die nach deinen Stärken und Schwächen. Völlig unvorbereitet kann einen die Frage nach den eigenen Persönlichkeitsmerkmalen schnell einmal aus dem Konzept bringen. Vor allem dank der ohnehin vorhandenen Nervosität. Ganz oben auf der To-Do Liste bei der Vorbereitung eines Bewerbungsgespräches steht deshalb: Stärken und Schwächen finden und an Beispielen festmachen.

Kurzfassung

  • Belege deine Aussage mit handfesten Erfahrungen oder Zeugnissen.
  • Gleiche im Vornherein die in Frage kommenden Stärken und Schwächen mit dem Jobausschreibungsprofil ab.
  • Nenne keine Schwächen im Vorstellungsgespräch, die deine Eignung für die Stelle erheblich einschränken könnte.
  • Nie mehr Schwächen als Stärken nennen.

Stärken – klingt einfacher, als es ist

Eigentlich ist die Frage nach den Stärken im Vorstellungsgespräch die einfachere der beiden. Dennoch: viele Menschen tun sich äußerst schwer damit, Aussagen über ihren eigenen Charakter zu treffen. Zudem werden wir von klein auf zur Bescheidenheit erzogen und sollen jetzt plötzlich mit unserem Können prahlen. Doch natürlich möchte der potenzielle neue Vorgesetzte wissen, in welchen Bereichen er besonders auf dich zählen kann, wo deine Schlüsselqualifikationen liegen oder wie es um deine Selbsteinschätzung steht. Gerne wird auch extra darauf abgezielt, dich in Verlegenheit zu bringen, um zu sehen inwiefern du in schwierigen Situationen gelassen bleiben kannst. Umso besser also, wenn du ruhig und mit einem Lächeln auf den Lippen die Fragen glaubwürdig und angemessen beantworten kannst. 

Antwortmöglichkeiten auf die Frage nach den Stärken.

  1. Ich arbeite mich schnell in neue Themenfelder ein und bin flexibel. Wie Sie in den Zeugnissen sehen können, habe ich bei meiner früheren Stelle regelmäßig neue Projekte aus den verschiedensten Aufgabenbereichen übernommen und erfolgreich abgeschlossen.
  2. Ich kann gut mit Stress umgehen, ich habe schließlich drei Kinder groß gezogen.
  3. Ich arbeite sehr gerne im Team und hatte noch nie Ärger mit Kollegen. Wie Sie in meinem Lebenslauf sehen können, habe ich bisher immer in kleinen Teams zusammengearbeitet, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.
  4. Ich kann Konflikte lösen und habe sogar schon einmal eine Weiterbildung zum Mediator gemacht.
  5. Ich bin sehr kreativ. In meiner Freizeit belege ich schon seit über 10 Jahren einen Malkurs und habe dabei gelernt, Situationen wie Gemälde manchmal aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Bleibe einfach authentisch und belege das Gesagte mit handfesten Erfahrungen oder Zeugnissen.

Die richtige Wortwahl finden

Setzt du die Erwartungen deines Gegenübers zu hoch, so stehst du hinterher im Job schlimmstenfalls vor einem Berg aus Überforderung und selbst auferlegtem Leistungsdruck. Gleiche stattdessen im Vornherein die in Frage kommenden Stärken mit dem Jobausschreibungsprofil ab und bleibe hinsichtlich dieser optimistisch und authentisch. Suche passende Beispiele aus deinem Werdegang heraus und belege im Vorstellungsgespräch jede genannte Stärke mit der entsprechenden Erfahrung, die du bereits sammeln konntest.

Schwächen zugeben, aber in Maßen

Beachte: Nenne keine Schwächen im Vorstellungsgespräch, die deine Eignung für die avisierte Stelle erheblich einschränken könnte. Wähle eher Randbereiche der zukünftigen Tätigkeit und vermittle glaubwürdig die Bereitschaft, an dir zu arbeiten. Zudem solltest du, wenn nicht gezielt nach einer bestimmten Anzahl (meist drei) von Stärken und Schwächen gefragt wird, nie mehr Schwächen als Stärken nennen.

Antworten auf die Frage zu den Schwächen.

  1. Ich bin schüchtern und habe nicht viel Erfahrung darin, vor einer Gruppe zu sprechen. Diese Situation macht mich oftmals nervös.
  2. Ich bin schnell ungeduldig und kann nur schwer auf Ergebnisse warten.
  3. Ich habe in der Arbeit mit Microsoft Access noch nicht allzu viele Erfahrungen sammeln können.
  4. Ich wollte schon lange eine zweite Fremdsprache lernen, bin aber nie dazu gekommen.
  5. Es fällt mir manchmal schwer, „Nein“ zu sagen.
  6. Ich bin kein Morgenmensch und brauche morgens viel Zeit und Kaffee, um wach zu werden.
  7. Ich neige dazu zu viel zu reden und es fällt mir dann schwer, auch mal über mich selbst zu lachen.

Wären diese Schwächen ein Grund für dich als Personaler, den Bewerber nicht einzustellen? Vermutlich nicht. Solange du als Pilot nicht die Flugangst nennst oder als Chirurg eine mangelnde Nervenstärke, hast du viele Möglichkeiten dich selbst durch Schwächen sympathisch und ehrlich zu verkaufen. Und selbst wenn du durch ein „Nein“ aus dem Raster fällst, so hast du dich gewiss vor dem falschen Job gerettet. 

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