Glaubst du, dass deine Fähigkeiten festgelegt und dein Potenzial ausgeschöpft ist? Oder bist du offen für Neues? Deine Überzeugung beeinflusst deinen Erfolg.

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Kindheitserinnerungen: „Das schaffst du auf keinen Fall alleine!“

Während unserer Kindheit machen wir die ersten Erfahrungen mit Erfolgen, Misserfolgen und dem Glauben an unsere Fähigkeiten: Wir trauen uns das erste Mal alleine auf die Rutsche. Wir versuchen, unseren Schuh zuzubinden und wehren uns vehement dagegen, dass ein Erwachsener hilft. Möglicherweise hören wir Sätze wie: „Das schaffst du auf keinen Fall alleine!

Die Intention unserer Eltern ist oft die, uns zu schützen, ein weinendes Kind zu vermeiden oder uns vor Frust zu bewahren. Was aber bei uns ankommt, ist der Zweifel am eigenen Können, sofern das „Abschreiben“ unserer Fähigkeit, etwas alleine zu schaffen, nicht auf Augenhöhe erklärt wird.

Bekanntlich begleiten uns diese Prägungen aus der Kindheit unser ganzes Leben oder mindestens bis ins Erwachsenenalter, wenn wir in die Arbeitswelt eintreten.

Ausschlaggebend für unseren beruflichen (und auch privaten) Erfolg ist dann, wofür wir uns später entscheiden und an welchen Glaubenssätzen wir arbeiten: Akzeptieren wir, dass wir angeborene Fähigkeiten haben und unsere Intelligenz, unser mathematisches Können oder auch unsere „Unfähigkeit“, etwas zu schaffen, bereits festgelegt ist? Oder glauben wir daran, dass wir Fähigkeiten erlernen können, auch wenn wir zunächst scheitern?

Wachstumsmentalität verstehen: Growth Mindset vs. Fixed Mindset

Psychologin Carol Dweck, die an der Stanford Universität lehrt, entwickelte das Modell des Fixed und Growth Mindsets. Was unterscheidet die eine Mentalität von der anderen?

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Fixed Mindset:

Wie der Name erahnen lässt, handelt es sich bei einem Fixed Mindset um Denkweisen, Verhaltensmuster und Überzeugungen, die wir als festgelegt betrachten. Wer zum Beispiel eine Jobabsage kassiert, schreibt diese der eigenen Unfähigkeit zu, den Job nicht zu können. Bei Erfolgserlebnissen glauben Menschen mit einem Fixed Mindset, dass sie etwas erreicht haben, weil sie zum Beispiel klug geboren worden sind. Typische Überzeugungen:

  • „Ich bin nicht gemacht für diesen Job.“
  • „Ich scheitere an etwas, weil ich ‚dumm‘ bin und mir die Intelligenz fehlt.“
  • „Ich habe diesen Job bekommen, weil ich intelligent geboren bin.“
  • „Ich bleibe bei dem, was sicher ist, weil das mein Schicksal ist“.

Growth Mindset:

Im Gegensatz zum Fixed Mindset glauben Menschen mit einem Growth Mindset, dass sie in der Lage sind, Fähigkeiten zu erlernen. Ihre Überzeugung beruht auf dem Fundament der Wachstumsmentalität. Wenn sie einen Plan haben, für diesen aber Skills benötigen, die sie nicht besitzen, sind sie bereit, diese zu erlernen. Fehler gehören zum Prozess, weshalb das Scheitern, anders als beim Fixed Mindset, nicht verurteilt, sondern als eine Art Wachstumsschmerz wahrgenommen wird. Typische Denkweise:

  • „Ich bin darin zwar nicht so gut. Aber ich glaube, dass ich üben kann.“
  • „Ich bin gescheitert. Wenn sich eine weitere Chance ergibt, versuche ich es aber noch einmal.“
  • „Ohne Fehler zu machen, kann ich nicht wachsen.“
  • „Ich weiß noch nicht alles. Aber ich bin bereit, dazuzulernen.“

Wie entwickle ich eine Wachstumsmentalität?

Heute weiß man aus der Verhaltensforschung, dass unsere Ansichten und Verhaltensmuster eine Mischung aus Biologie und Umwelteinflüssen sind. Im Grunde also eine gute Nachricht: Auch wenn wir mit gewissen biologischen Grundzügen und Erbanlagen auf die Welt kommen, müssen wir nicht davon ausgehen, dass es das schon war. Menschen sind in der Lage, über sich hinauszuwachsen, um beispielsweise beruflich erfolgreicher zu werden.

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Entwicklungsneurobiologin Prof. Dr. Anna Katharina Braun verweist in ihren wissenschaftlichen Beiträgen auf zwei weitverbreitete Theorien: Die eine beruhe auf dem sogenannten „Nativismus“ und gehe davon aus, dass bestimmte Verhaltensweisen und Grundeinsichten durch unser genetisches Potenzial angeboren sind. Die andere Theorie würde hingegen davon ausgehen, dass unser Hirn frei und quasi ein „unbeschriebenes Blatt“ sei. Treffen wir uns in der Mitte, ist der Mensch nicht zu 100 Prozent fertig, aber lernfähig auf die Welt gekommen, was wunderbar ist, um sich weiterentwickeln zu können.

Um eine Wachstumsmentalität zu entwickelt, solltest du jetzt Folgendes berücksichtigen:

#1: Mehr an die eigene Meinung glauben – nicht an die der anderen:

Ein Grund, weshalb wir nicht von einem Fixed Mindset loskommen, ist der, dass wir uns zu sehr um die Meinungen unseres Umfeldes scheren. Im Arbeitsleben wirst du häufiger auf Menschen treffen, die kritisieren, ablehnen und verurteilen. Was wir dabei vergessen, ist die Tatsache, dass diese „negative Energie“ viel mehr mit diesen Menschen selbst zu tun hat, als mit uns. Auch wenn du jetzt getriggert wirst, solltest du dich daran erinnern, was die Realität ist: Du bist nicht unfähig, sondern in der Lage, zu wachsen.

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#2: Fehler zulassen:

Wer nicht bereit ist, Schamgefühle hinter sich zu lassen und lieber versucht, das eigene Bild aufrechtzuerhalten, lässt meist keine Fehler zu. Um eine Wachstumsmentalität zu entwickeln, solltest du jedoch bereit sein, diese Fassade nicht nur bröckeln zu lassen, sondern zu erschlagen. Fehler haben ihre Daseinsberechtigung. Sie helfen uns dabei, neue Perspektiven zu erschaffen und kreative Lösungen für unser Problem zu finden.

#3: Schubladen schließen:

Jeder Mensch denkt – ob mehr oder weniger – in Schubladen, weil wir Orientierung benötigen, um Gefahren einschätzen zu können. Etwas, das wir „einordnen“ können, fühlt sich weniger gefährlich an. Und doch gehört zu einer Wachstumsmentalität dazu, dass du einen großen Teil dieser Schubladen schließt. Wachstum setzt unbedingt Offenheit, Verletzlichkeit und Mut voraus.

Ein simples Beispiel: Wenn du als Frau zum Beispiel glaubst, dass alle Männer gleich sind, oder umgekehrt als Mann, verwehrst du dir die Möglichkeit, jemanden wirklich kennenzulernen – weil deine Schublade mit Vorurteilen gefüllt ist, die auf Prägungen oder Verletzungen beruht.

#4: Selbstverantwortung zeigen:

Beginne, Verantwortung für dein eigenes Handeln zu übernehmen. Wer sich seinem Schicksal ausgeliefert fühlt, gibt die Verantwortung ab und überlasst diese „höheren Mächte,“, mit der Überzeugung, keine Entscheidungsmacht zu besitzen. Auch wenn uns in schlimmen Fällen Schicksalsschläge treffen, sind wir es, die entscheiden, wie wir damit umgehen möchten.

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#5: Scheitern ist kein Grund, es sein zu lassen:

Das Festklammern an einem Fixed Mindset beruht auch darauf, dass wir schnell aufgeben und ihn gewohnte Verhaltensmuster fallen. Es ist schließlich bequemer, einfach in der eigenen Komfortzone zu bleiben. Sie ist sicherer und nicht so herausfordernd. Für eine Wachstumsmentalität ist es aber wichtig, am Ball zu bleiben. Rückschläge werden stattfinden – sie gehören zum Prozess.

#6: Auf die Menschen achten, mit denen man sich umgibt:

Einen besonderen Einfluss auf unsere Denk- und Verhaltensweise können die Menschen nehmen, mit denen wir uns umgeben. Deshalb hilft es, einen kritischen Blick auf das soziale Umfeld zu werfen: Mit wem hängen wir ab? Wie ist der Grundtenor? Welche Themen werden besprochen? Gibt es Räume zum Wachsen oder zieht uns die Gesellschaft eher herunter?

Warum eine Wachstumsmentalität heute so bedeutend ist

Vor allem in der heutigen Arbeitswelt solltest du bereit sein, an deiner Flexibilität und deiner Denkweise zu arbeiten. Denn diese Welt ist schnell, sie wächst rasant, bietet Herausforderungen, aber auch viele Chancen für die berufliche Verwirklichung. Um erfolgreich zu werden, gilt es, festgefahrene Denkmuster hinter sich zu lassen und Lernbereitschaft sowie Offenheit zu zeigen.

Übrigens: Auch privat können sich positive Veränderungen ergeben, wenn wir bereit sind, an unseren Denk- und Verhaltensmustern zu arbeiten. Ob Kindererziehung oder Partnerschaft – wir werden idealerweise geduldiger, toleranter und empathischer, wenn es um unsere eigene Fehlertoleranz geht. Denn jeder Fehler bietet Wachstumspotenzial.

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Bildnachweis: FG Trade/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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