Beruf kommt von „Berufung“ und die Arbeit muss Spaß machen – das sind moderne Mantras der deutschen Arbeitnehmer, die wohl vor einem Jahrhundert noch niemandem in den Sinn gekommen wären. Damals war jede Arbeit noch ein Geschenk und in erster Linie zum Geldverdienen gut. Wir sind froh, dass sich diese Zeiten geändert haben und sich die meisten Menschen in Deutschland relativ frei ihren Beruf sowie ihren Job aussuchen können. Doch was hat das eigentlich mit dir als Führungskraft zu tun, fragst du dich jetzt? Eine ganze Menge!

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Inhalt
1. Die Generation Y und Z leben nicht mehr, um zu arbeiten
2. Die Umbruchstimmung erwirkt auch ein Umdenken im Führungsstil
3. Was die „innere Bestimmung“ mit dem Beruf zu tun hat
4. „Innere Bestimmung“ – Was hast du als Führungskraft davon?
5. Fazit: Die Suche nach dem Sinn…

Die Generation Y und Z leben nicht mehr, um zu arbeiten

Der Wandel, welcher sich in unserer deutschen Gesellschaft im vergangenen Jahrhundert vollzogen hat, ist beeindruckend. Glücklicherweise haben wir die Zeiten des Krieges (hoffentlich) hinter uns gelassen und die Menschen – sowohl Männlein als auch Weiblein – leben hierzulande „freier“ denn je. Dank BAföG & Co kann zumindest auf dem Papier jeder studieren und sich anschließend an die große Karriere wagen. Zwar herrscht in vielen männerdominierten Branchen immer noch akuter Frauenmangel und die Gender Pay Gap lässt die propagierte Chancengleichheit wie einen geschmacklosen Witz erscheinen, doch eine merkliche, wenn auch langsame, Verbesserung der Situation ist in Sicht.

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Die sogenannten „Babyboomers“, die „Generation X“ und deren Vorgänger lebten noch vor allem für die Arbeit. Sie waren in der harten Nachkriegszeit froh, überhaupt einen Job zu finden und strebten in den Zeiten des Wirtschaftswunders eine steile Karriere an. Beruflicher Erfolg und finanzielle Sicherheit wurden großgeschrieben. Dass die Familie, das Privatleben oder die Selbstentfaltung dabei in der Regel zu kurz kamen, wurde großzügig übersehen. Was für die deutsche Wirtschaft und damit für unsere heutige Gesellschaft ein echter Segen war, wurde für die Angestellten in deutschen Unternehmen nicht selten zum persönlichen Fluch. In der sogenannten „Generation Y“, also den aktuellen Berufseinsteigern, und auch in der nachfolgenden „Generation Z“ lässt sich diesbezüglich ein Umdenken feststellen.

Lese-Tipp: Umbruchstimmung: Wie die Generation Y die Arbeitswelt verändert

Die Fach- und Führungskräfte von morgen leben nicht mehr, um zu arbeiten, sondern sie arbeiten, um zu leben. Natürlich sehnen auch sie sich nach einem hierarchischen Aufstieg und finanzieller Sicherheit. In erster Linie suchen sich in ihrem Beruf aber nach Sinnhaftigkeit, Selbstentfaltung und einem Mindestmaß an persönlicher Freiheit.

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  • Flexible Arbeitszeiten,
  • Eigenverantwortung,
  • eine freundschaftliche Arbeitsatmosphäre oder
  • eine „weltverbessernde“ Tätigkeit

sind Argumente, mit welchen Arbeitgeber in ihrem Employer Branding Erfolge verzeichnen können. Eine Tatsache, die angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels in immer mehr Branchen an Wichtigkeit gewinnt. Wer auch in Zukunft noch hoch qualifizierte Nachwuchskräfte rekrutieren und dadurch konkurrenzfähig bleiben möchte, muss der Generation Y und Generation Z also unter anderem eine sinnhafte Tätigkeit bieten.

Die Umbruchstimmung erwirkt auch ein Umdenken im Führungsstil

Was das mit dir als Führungskraft zu tun hat? Ganz einfach: Du musst verstehen, dass deine neuen, jungen und „andersdenkenden“ Mitarbeiter vor allem Sinn in ihrer Arbeit suchen. Nur, wenn du ihnen diesen bieten kannst, wird dein Team langfristig zufrieden sowie motiviert und konfliktfrei zusammenarbeiten – ohne steigende Mitarbeiterfluktuation.

Lese-Tipp: Motivation statt Fluktuation: Wie Führungskräfte die Fluktuationsrate senken

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Dass immer mehr Berufseinsteiger mit dieser „neuen Gedankenwelt“ und den erhöhten Ansprüchen der Generation Y und auch der Generation Z im Unternehmen ihre Bestimmung suchen, verändert auch die Ansprüche an deinen Führungsstil. Dein Ziel sind schließlich motivierte, zufriedene sowie gesunde Mitarbeiter, die Höchstleistungen erbringen können und wollen. Und genau das schaffst du bei den Fach- und Führungskräften der Zukunft eben vor allem durch die Suche nach der „inneren Bestimmung“.

Aber was soll das bedeuten und wie kannst du als Führungskraft deine Mitarbeiter bei der Suche nach deren „Berufung“ unterstützen?

Was die „innere Bestimmung“ mit dem Beruf zu tun hat

Die Suche nach dem perfekten Beruf beginnt für viele Menschen bereits sehr früh. Wolltest auch du im Kindesalter unbedingt Feuerwehrmann, Arzt oder Pilot werden? Nur in den seltensten Fällen bleibt es im Laufe der Jugend bei diesen ersten Wünschen für die eigene Zukunft. Irgendwann beginnen sich die Ziele zu ändern oder du merkst, dass du leider Höhenangst hast, kein Blut sehen kannst oder schlichtweg nicht den Notendurchschnitt für ein Medizinstudium erreichen wirst. Also stehst du spätestens nach dem Schulabschluss erneut vor der Frage: „Welcher Beruf passt zu mir?“

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Natürlich spielen dabei Aspekte wie der Verdienst oder die Jobsicherheit eine Rolle. Doch in der Regel steht die Suche nach einem Job, der Spaß macht, im Vordergrund. Zwar wird es den Beruf, bei welchem du jeden Morgen freudig aus dem Bett springst und dich auf den Arbeitstag freust wie ein kleines Kind auf seinen Geburtstag, nur in den seltensten Fällen geben. Dennoch – davon sind wir zumindest überzeugt – gibt es für jeden Menschen passende sowie weniger passende Berufsbilder. Was passiert, wenn du einen „unpassenden“ Beruf ergreifst, haben wir dir bereits in zahlreichen Artikeln erläutert, beispielsweise:

Lese-Tipp: 9 Warnzeichen, dass dein Job dich unglücklich und krank macht

Es ist deshalb wichtig, dass du deine „Berufung“ findest, eine „innere Bestimmung“ oder auch eine sinnhafte Tätigkeit. Es gibt viele Bezeichnungen, doch sie alle bedeuten dasselbe: Am glücklichsten wirst du sein, wenn du in deinem Job eine intrinsische Motivation spürst. Wenn du also nicht nur Tag für Tag zur Arbeit gehst, um genügend Geld für die Miete zu verdienen, sondern aus einer tiefen inneren Überzeugung heraus agierst. Beispiele dafür sind

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  • die Krankenschwester, welche durch ihre Arbeit kranken Menschen ihr Leid lindert und bei der Genesung hilft.
  • der Ingenieur, welcher an Technologien tüftelt, um gewisse Verfahren umweltschonender zu gestalten und dadurch unseren Planeten heute und vor allem in Zukunft vor der Zerstörung durch den Menschen zu schützen.
  • der Entwicklungshelfer, welcher benachteiligten Kindern zu einem besseren Leben und neuen Perspektiven für ihre Zukunft verhilft.

Leider liegt der „Sinn“ in der Tätigkeit nicht in jedem Job so offensichtlich auf der Hand. Das bedeutet aber keinesfalls, dass du nicht auch als Informatiker, Sachbearbeiter oder Handwerker eine „innere Bestimmung“ für deinen Beruf finden kannst. Du musst nur vielleicht länger danach suchen. Und genau dabei kann etwas Hilfe durch eine Führungskraft manchmal kleine Wunder bewirken.

„Innere Bestimmung“ – Was hast du als Führungskraft davon?

Eine „Berufung“ im eigenen Job zu finden – das dient natürlich in erster Linie dem Betroffenen selbst. Dennoch ist die Suche nach dem Sinn in der Arbeit, wie bereits erwähnt, auch für die Unternehmen ein Thema mit zunehmender Wichtigkeit. Wer seinen Mitarbeitern eine sinnhafte Tätigkeit bieten kann, verfügt über ein erfolgreicheres Employer Branding und hat demnach beim Recruiting neuer Mitarbeiter sowie der Mitarbeiterbindung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, welcher sich auf lange Sicht auch wirtschaftlich bemerkbar machen wird. Du als Führungskraft profitierst bei Mitarbeitern, die ihre „innere Bestimmung“ gefunden haben, zudem von einer hohen intrinsischen Motivation, Zufriedenheit, Gesundheit, Produktivität und einem guten Arbeitsklima im Team.

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Es sollte deshalb (auch) deine „innere Bestimmung“ sein, deinen Mitarbeitern bei der Suche nach dem Sinn in ihrer Arbeit zu helfen und sie dadurch zu mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Glück im Leben zu „führen“. Aber wie? Suche in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel einmal pro Jahr oder halbjährlich, das Vieraugengespräch mit deinen Mitarbeitern und stelle folgende Fragen:

  • Wie ist Ihr aktuelles Befinden am Arbeitsplatz?
  • Mit welchen Aspekten sind Sie besonders zufrieden?
  • Was belastet Sie oder worunter leiden Sie im Arbeitsalltag? Womit sind Sie also unzufrieden?
  • Welche Arbeitsbereiche machen Ihnen besonders viel Spaß?
  • Sehen Sie einen tieferen „Sinn“ darin und wenn ja, welchen?
  • Welche Arbeitsinhalte machen Ihnen hingegen keinen Spaß und weshalb?
  • Identifizieren Sie sich mit den Leitwerten unseres Unternehmens und wenn ja, inwiefern?
  • Wenn nicht: Wieso möchten Sie dennoch hier arbeiten?
  • Passen die Arbeitsstrukturen, das Arbeitsklima und die Arbeitsinhalte Ihrer Meinung nach zu diesen Leitwerten?
  • Was können wir Ihrer Meinung nach verbessern, um diese in Einklang zu bringen?
  • In welchen Aufgabenbereichen würden Sie sich besten Gewissens als den „Besten“ beziehungsweise die „Beste“ im Team bezeichnen und weshalb?
  • Sind diese auch die Aufgabenbereiche, welche Ihnen am meisten Freude oder Sinn schenken? Und wenn ja, weshalb?
  • Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an den bevorstehenden Arbeitstag denken?
  • Wie sehen dementsprechend Ihre kurz-, mittel- und langfristigen Karriereziele aus?
  • Inwiefern kann ich Sie dabei unterstützen?

Fazit: Die Suche nach dem Sinn…

…ist und bleibt also schlussendlich die Aufgabe des Mitarbeiters selbst. Dennoch kannst du als Führungskraft ihn metaphorisch an der Hand nehmen und ihn durch die genannten Fragen zur Selbstreflexion anregen. Zudem solltest du natürlich als gutes Beispiel vorangehen und auch für dich selbst Sinn in deiner Arbeit suchen – sei es, deine Teammitglieder bei deren beruflichen und persönlichen Zielen zu unterstützen oder ein anderer. Als Führungskraft kannst du zudem die individuellen Ziele deiner Mitarbeiter nur optimal unterstützen, wenn du deren intrinsische Motivation verstehst. So kannst du zukünftig Aufgaben optimaler verteilen. Die Mitarbeiter sind zufriedener, glücklicher, motivierter, gesünder und produktiver. Das Arbeitsklima ist besser. Die Liste der Vorteile, wenn ihr euch gemeinsam auf die Suche nach der „inneren Bestimmung“ begebt, ist lang. Schlussendlich ist sie aber vor allem: eine Win-Win-Situation!

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Welche „innere Bestimmung“ beziehungsweise welchen Sinn siehst du in deiner Arbeit? Inwiefern hast du als Führungskraft Erfahrung darin, deine Mitarbeiter bei der Suche nach ihrer „Berufung“ zu unterstützen? Welche Vorteile der intrinsischen Motivation kannst du bei dir selbst oder in deinem Team beobachten? Wir freuen uns auf deine Anregungen zum Thema in den Kommentaren!

Bildnachweis: pixelfit/istockphoto.com