Rücksichtslos, manipulativ, kaum wertschätzend: Eine toxische Arbeitskultur kann Fluktuation fördern und Unternehmen ruinieren. Beuge diese als Führungskraft wirksam vor – mit diesen 5 Wegen.

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Studienergebnis: Fluktuation ist auf toxische Arbeitskultur zurückzuführen

Weder eine zu niedrige Bezahlung noch Probleme mit der Work-Life-Balance seien die wichtigsten Gründe für eine Kündigung – sondern eine toxische Arbeitskultur. Zu diesem Fazit kommt eine Studie des Forschungsmagazins „Sloan Management Review“. Demnach sei eine vergiftete Arbeitskultur im Vergleich bedeutender als etwa eine unterdurchschnittliche Vergütung, um den Umsatz eines Unternehmens prognostizieren zu können.

Die wichtigsten Elemente für eine vergiftete Arbeitskultur seien der Analyse nach vor allem fehlende Gerechtigkeit und dass Vielfalt und Inklusion zu wenig oder nicht gefördert werden würden. Auch Führungscoach Edward Sullivan – unter anderem tätig für Führungskräfte von Google und Salesforce – und John Baird, welcher Executive Coach im Silicon Valley war, haben Unternehmensdaten aus insgesamt 40 Jahren ausgewertet.

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Die dreijährige Recherche ergab eine Auffälligkeit: Baird und Sullivan sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine gesunde Arbeitskultur – und damit zusammenhängend eine bessere Leistung von Arbeitskräften und erfolgreiche Mitarbeiterbindung – maßgeblich mit der Qualität und Art der Gespräche zwischen Führungskräften und ihrem Team verbunden ist.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer als Führungskraft Fluktuation vorbeugen und keine Umsatzeinbußen erleben will, sollte eine toxische Arbeitskultur verhindern.

Lese-Tipp: 43.000 Euro pro Kündigung: Wie Fluktuation Unternehmen teuer zu stehen kommt

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Welche Zeichen deuten auf eine toxische Arbeitskultur hin?

Die Herausforderung für Führungskräfte ergibt sich aus den theoretischen Erkenntnissen der heutigen Forschung sowie der praktischen Umsetzung einer Arbeitskultur, die gesund ist, einer Fluktuation vorbeugt und den Unternehmenserfolg nachhaltig fördert.

Kurz: Führungskräfte stehen vor einer Mammutaufgabe. Während zum Beispiel Empathie gefragt ist, kann zu viel des Guten dazu führen, dass Grenzen zwischen Vorgesetzten und Angestellten verschwimmen.

Deshalb gilt es, die Anzeichen und Elemente einer vergifteten Arbeitskultur zu kennen:

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  • Gruppierungen: Es formen sich dauerhafte „Grüppchen“, deren Dynamik einzelne Teammitglieder konsequent ausschließt bzw. ausgrenzt.
  • Mobbing, Manipulation und Co.: Lästereien, Einschüchterung und Ausgrenzung gehören zur Tagesordnung; Führungskräfte greifen nicht ein oder durch.
  • Eingefahrene Hierarchie: Führungskräfte und Angestellte begegnen sich nicht auf Augenhöhe; es herrscht eine strenge Hierarchieebene.
  • Fehlende Diversität: Es fehlt an Vielfalt und Diversität im Unternehmen, was Flexibilität, Toleranz und Wandlungsfähigkeit fördern könnte.
  • Kühle Arbeitsatmosphäre: Freundlichkeit und Herzlichkeit sind rar. Stattdessen dominiert ein kühles Arbeitsklima mit harschem Ton zwischen Vorgesetzten und Angestellten.

Diese 5 Wege verhindern eine toxische Arbeitskultur

Ob du nun einige der genannten Anzeichen bereits kennst oder verhindern als Führungskraft verhindern möchtest: Laut Baird und Sullivan gilt es, sich vor allem auf die Art des Umgangs mit dem eigenen Team zu konzentrieren. Faktoren wie eine höhere Vergütung oder Firmenfitness können zwar eine Motivation sein, Mitarbeiter zu binden. Noch wichtiger ist aber der persönliche Umgang, der Aufbau einer gesunden Beziehung zum Team und die richtigen Fragen im persönlichen Gespräch.

Wichtig bei allen Punkten: Im Vordergrund steht die Art der Kommunikation mit den Mitarbeitern. Die Art, wie wir mit ihnen sprechen würden, sei der Schlüssel.

Tipp 1: Stelle klar, welche Bedeutung jeder einzelne Mitarbeiter für die Organisation hat

Wer sich gebraucht fühlt und einen Sinn in einer Bindung erkennt, ist eher gewillt, zu bleiben. Das gilt nicht nur für persönliche Beziehung. Sondern auch für die Beziehung zwischen Mitarbeitern und ihrem Arbeitsplatz.

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Was hilft?

  • Um einer toxischen Arbeitskultur vorzubeugen, sollten Beschäftigte daran erinnert werden, welche Bedeutung sie für das Unternehmen haben.
  • Mache deutlich, was das die Unternehmensziele sind und in welchem Zusammenhang diese mit dem Dasein und dem Zutun des jeweiligen Angestellten stehen. Stelle eine Verbindung zwischen dem „großen Ganzen“ und deinen Beschäftigten her.
  • Während eines Gespräches mit Mitarbeitern können Führungskräfte gezielt nach dem persönlichen Sinn der Beschäftigten fragen und herausfinden, wo es eine „Lücke“ gibt – und wie sie dieser entgegenwirken können.

Tipp 2: Sei empathisch, aber konsequent

Empathie gilt im heutigen Arbeitszeitalter als das A und O – aber es bedeutet nicht, toxisches Verhalten zu fördern, indem Freiräume keine akkuraten „Grenzen“ mehr haben.

Werden Grenzen nicht gesetzt, können einzelne Mitarbeiter sich über andere Teammitglieder dauerhaft hinwegsetzen, Machtspiele ausüben und für ein toxisches Arbeitsklima sorgen. Mobbing, Lästereien und auch Ausgrenzung sollten deshalb konsequent verfolgt werden und keinen Platz am Arbeitsplatz finden.

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Was hilft?

Für Führungskräfte ist es wichtig, eine Balance zwischen Autonomie und Verpflichtung zu fördern: Einerseits bedeutet es, Beschäftigten das Gefühl zu vermitteln, dass sie gesehen, verstanden und wertgeschätzt werden – sowie eine gewisse Freiheit in ihren Entscheidungen genießen. Andererseits gilt es, Grenzüberschreitungen und ihre Konsequenzen deutlich zu kommunizieren und umzusetzen.

Tipp 3: Kenne die Bedürfnisse deiner einzelnen Mitarbeiter

Ob ein emotional sicheres Umfeld, regelmäßige Events im Team oder einfach nur frisches Obst: Jedes Teammitglied hat andere Bedürfnisse, um motiviert zu bleiben. Hat die Berücksichtigung dieser keinen Platz im Unternehmen, spricht es für eine vergiftete Arbeitskultur.

Was hilft?

Um Mitarbeiter erfolgreich an das Unternehmen zu binden und eine gesunde Arbeitskultur zu schaffen, solltest du deshalb wissen, was die individuellen Bedürfnisse sind. Umfragen und Einzelgespräche sind die einfachste Möglichkeit, Antworten zu finden, um zu schauen, welche Maßnahmen du ergreifen kannst.

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Tipp 4: Fordere nichts ein, was die Kompetenz übersteigt

Eigenverantwortlichkeit fördern und das Zutrauen und Abgeben von Aufgaben an Beschäftigte – beides ist wichtig. Wer sich als Führungskraft jedoch lediglich auf die eigene To-do-Liste konzentriert, um Aufgaben abzuarbeiten, überfordert seine Mitarbeiter möglicherweise.

Stattdessen ist es wichtig, Kompetenzen gezielt zu fördern – und nicht wahllos Aufgaben abzugeben, um etwas von der Liste streichen zu können. Als Führungskraft begehst du andernfalls den Fehler, Beschäftigte nicht nur zu überfordern. Sondern ihnen auch das Gefühl zu geben, häufiger zu scheitern – ein echter Killer für die Arbeitsmotivation.

Was hilft?

Frage in Einzelgesprächen gezielt danach, was deinen Mitarbeitern Freude bereitet, was sie motiviert und wann sie sich am wohlsten fühlen. Das kann auf einen Arbeitsbereich, auf ein bestimmtes Projekt oder auf ein persönliches Erlebnis bezogen sein. So erfährst du mehr über die Interessen und individuelle Kompetenzen.

Zusätzlicher Tipp: Über einige ihrer Skills oder förderungsfähige Kompetenzen sind Beschäftigte sich nicht immer bewusst. Fortbildungsprogramme, Coachings oder regelmäßiges Feedback können hier helfen.

Tipp 5: Zeige dich, deine Ängste und deine Gedanken

Jeder kennt es: Versagensängste, Leistungsdruck, Anspannung, Sorgen. Als Führungskraft befinden wir uns – für den einen mehr, für den anderen weniger – in einer Vorbildrolle. Zeigst du wenig von dir, sind möglicherweise auch deine Mitarbeiter nicht bereit, Ängste und Unsicherheiten zu kommunizieren.

Was hilft?

Trotz Professionalität auf der Arbeit: Ist kein Raum für Gefühle da, durchfrisst eine vergiftete Arbeitskultur die Strukturen des Unternehmens. Unausgesprochenes führt zu noch größeren Sorgen und schließlich zu einer inneren Kündigung.

Umgekehrt gilt: Wer als Führungskraft bereit ist, offen über eigene Ängste und Unsicherheiten zu sprechen, eröffnet ganz neue Wege, mit intimen und zugleich menschlichen Gedanken umzugehen. Eine gute Basis, um einer toxischen Arbeitskultur keinen Nährboden zu bieten.

Grenzen setzen, Wertschätzung zeigen: Ein positives Arbeitsumfeld ist kein Zufall

Schon ein wenig Gift in der Unternehmenskultur kann dafür sorgen, dass die ganze Arbeitsatmosphäre toxisch wirkt. Um das Team zu schützen, beginnt alles bei einer offenen Haltung und einer wertschätzenden Kommunikation. Sorge dafür, dass Beschäftigte sich gesehen und gehört fühlen, Grenzen eingehalten werden und einzelne Mitarbeiter ihre persönliche Bedeutung für das Unternehmen kennen.

Ein proaktives Vorgehen bei der Konfliktlösung und regelmäßiges Feedback sind ebenfalls entscheidend und helfen, Missverständnisse frühzeitig zu klären, sowie eine Kultur der Transparenz und des Vertrauens zu fördern.

Bildnachweis: AlexanderFord/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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