Aufräumen, Fenster putzen, Wäsche sortieren. Sind das nur Aufgaben für Erwachsene? Weit gefehlt: Eine Langzeitstudie der Universität Harvard hat ergeben, dass das Erledigen von Haushaltsaufgaben aus Kindern später erfolgreiche Erwachsene macht. Hier kommen die wichtigsten Erkenntnisse.

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Haushaltsaufgaben sind Lektionen für das Leben

Die Langzeituntersuchung „Harvard Grant Study“, welche bereits im Jahre 1938 begann, lässt Eltern aufhorchen. Denn die Studie zeigt: Kinder werden später teamfähiger und auch gemeinnütziger, wenn sie bereits in jungen Jahren Aufgaben erhalten, die sie im Haushalt erledigen. So bekommen sie die Chance, eine gesunde Arbeitsmoral zu entwickeln. Diese kann später im Berufs- und Privatleben nützlich sein. Umgekehrt könnte deshalb gelten: Wer seine Socken nicht wegräumen oder seinen Teller nicht in die Spülmaschine legen muss, lernt, dass andere Menschen diese Aufgaben schon erledigen. Adieu, Selbstverantwortung!

Oder doch nicht? Man kann zu Recht behaupten, dass es hier geteilte Meinungen gibt. Sozialpädagoge Armin Krenz vom Kieler Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik ist der Auffassung, dass vor allem das Spielen im Kindesalter keine „Spielerei“ sei, sondern eine Art Hauptberuf des Kindes. Spielen ist also wichtig, um auch später im Beruf Erfolg zu haben. Und nicht unbedingt ein Widerspruch zu den Haushaltsaufgaben, wenn diese altersgerecht ausgelegt werden.

Ergo: Einerseits ist es wichtig, dass Kinder ganz Kind sein dürfen – frei, albern, ohne elterliche Verantwortung. Andererseits lernen sie durch Aufgaben, dass sie Verantwortung übernehmen und was es bedeutet, selbstständig und Teil einer Gemeinschaft zu sein. Beides eine gute Vorbereitung für das spätere Berufsleben.

Wertvoll für Kinder: Gemeinschaftsgefühl stärkt Selbstbewusstsein und bringt Zufriedenheit

Laut der Harvard-Studienleitung seien Haushaltsaufgaben für Kinder echte Lektionen fürs Leben. Im Kern ginge es demnach darum, dass diese Kinder schon früh lernen, Mitglied einer Gemeinschaft und nützlich für das Gemeinwohl zu sein. Später führe dies zu mehr Erfolg im Leben, zum Beispiel im Job.

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Weitere Untersuchungen stützen die Ergebnisse der Studie, darunter die des Soziologen Jürgen Schupp. Seit ungefähr 35 Jahren geht der Wissenschaftler und Glücksforscher der Frage nach, wie zufrieden die Menschen in Deutschland sind. In der Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) fand er heraus, dass vor allem die Gemeinschaft eine wichtige Rolle spielt.

Den Untersuchungen nach würden wir uns besonders zufrieden fühlen, wenn es darum ginge, einer Gemeinschaft zu dienen – und dieser Faktor wäre sogar wichtiger als zum Beispiel eine finanzielle Beförderung im Job zu erhalten. Daraus ließe sich ebenfalls schließen, dass Kinder, die schon früh ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, ein größeres Zufriedenheitsgefühl empfinden.

5 Tipps: Was Kinder fördert – und was nicht

Vielleicht fragst auch du dich jetzt als Elternteil: Wie mache ich es richtig? Fakt ist, dass wir unseren Sprösslingen Erfolg im Leben wünschen. Und falls du noch keine Kinder haben solltest, ist es nie zu früh, sich mit dem eigenen Erziehungsstil zu befassen, um dem Nachwuchs wichtige Hilfestellungen für Beruf und Privatleben mit auf den Weg zu geben. Hier kommen einige wertvolle Tipps:

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1. Altersgerechte Aufgabe finden

Damit Kinder sich nicht überfordert fühlen, sollten Haushaltsaufgaben dem Alter entsprechen. Hilfreich ist es deshalb, Aufgaben zunächst gemeinsam zu erledigen und zu schauen, wie es in speziellen Situationen reagiert: Ist es schnell müde, hilflos, verwirrt? Das könnte ein Zeichen für Überforderung sein. Damit es im späteren Berufsleben keine Angst vor vermeintlichen Mammutaufgaben entwickelt, sollten Eltern deshalb auf die Bedürfnisse und Grenzen ihrer Kinder achten.

2. Vorsicht, Haushaltsaufgaben sind keine Strafe

Wer seinem Kind Aufgaben als Druckmittel oder Strafe nach einer schlechten Schulnote oder einem „Fehlverhalten“ aufhalst, läuft Gefahr, seinem Kind zu schaden. Individualpsychologische Beraterin Dr. Sabine Scherz macht deutlich, dass Strafe ein unerwünschtes Verhalten zwar möglicherweise unterdrücken würde. Das Kind bekomme aber nicht die Chance, ein alternatives Verhalten zu erlernen. Deshalb bestehe die Gefahr der Rückfälligkeit. Besser: Aufgaben sollten auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhen, damit Kinder diese positiv bewerten und in Erinnerung behalten.

3. Geduld hat oberste Priorität

Für Kinder ist es ein desaströses Gefühl, wenn sie merken, dass sie nicht „gut genug“ sind. Leistungsdruck ist kontraproduktiv. Deshalb ist vor allem Geduld gefragt. Wenn eine Aufgabe nicht auf Anhieb gelingt, sollten Eltern zeigen, dass sie stolz sind und deutlich anerkennen, dass das Kind es versucht hat – und ein zweiter, dritter oder vierter Anlauf in Ordnung ist.

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4. Keine Psycho-Kontrolle durchführen

Wenn ein Kind eine Aufgabe erledigen darf, ist es mächtig stolz darauf, es alleine zu schaffen. Eltern fördern die Unabhängigkeit des Kindes, indem sie dies auch zulassen. Heißt: Das Kind darf eine Aufgabe auch mal ohne Hilfe schaffen. Ohne Einmischung. Auch wenn es in den Fingern kribbelt, sollten Erwachsene ihre Hände deshalb lieber bei sich behalten. Nicht nur die Hände, sondern jegliche Art von psychologischer Kontrolle. Kein schlechtes Gewissen einreden, kein Druck ausüben und nicht verbal bestrafen.

5. Das Kind loben

Nach einer erledigten Aufgabe sehnt sich jedes Kind (und jeder Erwachsene) nach Anerkennung und Wertschätzung. Auch und vor allem bei Kindern dürfen und müssen wir uns bedanken für das, was sie leisten. Das stärkt nicht nur zusätzlich das Gemeinschaftsgefühl, sondern das Selbstbewusstsein des Kindes.

Aber: Dennoch sollten Eltern aufpassen, das Kind nicht nur für seine Leistungen zu loben, sondern gleichzeitig vermitteln, dass es so geliebt wird, wie es ist. Andernfalls definieren Kinder Liebe über Leistung – und das ist bekanntermaßen großer Unfug.

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Weitere Faktoren, die den Erfolg von Kindern im späteren Leben beeinflussen

Einziger Garant für Erfolg im Leben kann nicht alleine das Abräumen des Tisches oder das Jäten des Unkrauts in jungen Jahren sein. Wer sich Erfolg für sein Kind wünscht, sollte sich darüber bewusst werden, dass alles schon viel früher beginnt.

Eine Langzeitstudie der University of Minnesota, welche im Jahre 1975 startete, zeigt, dass Kinder vor allem in den ersten Lebensjahren Zuwendung brauchen. Erst dann wären sie in der Lage, später im Berufsleben Erfolg zu erleben. Dies gelte der Studie nach auch für das Privatleben, also für ihre Beziehungen.

Gleichzeitig sollten Eltern sich selbst keinen Druck machen, wenn etwas mal nicht perfekt läuft. Wer übermüdet ist, sich durch den Alltag quält und dann noch froh und munter „spielt“, um Zeit für das Kind zu finden, verwehrt dem Kind eine wertvolle Chance. Nämlich: zu lernen, dass Pausen auch okay sind – und später zum beruflichen Erfolg sogar dazugehören.

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Fazit: Die Qualität der frühen Eltern-Kind-Bindung nimmt wesentlichen Einfluss auf die Lebensgestaltung des Kindes. Das ist zwar keine neue Erkenntnis – aber eine wertvolle, die wir uns merken dürfen, um unseren Kindern den Weg zu einem zufriedenen und erfolgreichen Leben zu ebnen. Außerdem gilt: Kinder können schon früh Verantwortung übernehmen und Lektionen für ihr späteres Berufsleben lernen. Wichtig hierbei ist jedoch, das Kind keinesfalls zu überfordern. Es trägt keine elterliche Verantwortung – und es darf Kind sein, bevor das Erwachsenenleben beginnt.

Bildnachweis: Miljan Živkovi?/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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