Den ersten Eindruck vermasselt? Da täuschst du dich: Erfahre, warum wir selbst ein schlechtes Urteil fällen – und woran du erkennst, dass dich jemand sympathischer findet, als du glaubst.

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Im falschen Moment herzhaft gelacht oder gegähnt. Overdressed zu einem Treffen erschienen. Oder einfach keinen Ton herausbekommen. So geht es uns allen mal. Und doch gehen wir mit uns zu hart ins Gericht. Das konnte 2018 wissenschaftlich belegt werden: Eine psychologische Untersuchung mit der Beteiligung der Forscherin und Psychologin Erica J. Boothby hat ergeben, dass wir systematisch unterschätzen, wie gut wir bei unseren Gesprächspartnern ankommen.

Warum glauben wir, nicht gemocht zu werden?

Während wir mit dem Beurteilen unseres eigenen Auftretens beschäftigt sind, haben wir bereits einige Sympathiepunkte beim Gegenüber gesammelt. Die Fehlinterpretation oder Illusion, der wir uns fälschlicherweise oft hingeben, bezeichnen die Forscher als „Liking Gap“ (Sympathielücke). Diese Lücke beschreibt die Distanz zwischen unserer Wahrnehmung und die Wahrnehmung unseres Gesprächspartners, wenn es um unseren eigenen Sympathiewert geht – und oft liegen Welten dazwischen.

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Ein wichtiger Einflussfaktor sind subjektive Erfahrungen, aus denen wir versuchen, schlau zu werden und uns ein Urteil zu bilden. Aber auch das eigene Selbstwertgefühl spielt eine Rolle. Wer häufiger auf Ablehnung trifft, wird schneller davon ausgehen, keine Sympathiepunkte beim Gesprächspartner sammeln zu können. Erschwert wird die ganze Situation von gesellschaftlichen Normen und Gepflogenheiten. Das bedeutet, dass wir – etwa aus Höflichkeit und anerzogener Scham – nie direkt mit der Tür ins Haus fallen würden und unserem Gegenüber plump mitteilen, wie sehr wir diesen mögen.

Es ist ein Balanceakt: Oft bedarf es einer gewissen Vertrautheit, bis wir uns öffnen und eine Sympathiebekundung als angemessen empfinden. Auch aus Selbstschutz möchten wir zunächst sichergehen, dass wir gemocht und nicht abgelehnt werden, bevor wir unsere eigenen Gefühle offenbaren.

In Gruppensituation sind wir besonders verunsichert

Eine psychologische Studie von Forschern der Universitäten Pennsylvania und Harvard, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen BetterUp entstanden ist, liefert zusätzliche Neuigkeiten. Der Studie nach unterschätzen wir unseren Sympathiewert besonders häufig in Situationen, in denen wir mit mehreren Menschen interagieren. Das bedeutet, dass wir vor allem in Gruppensituationen systematisch unterschätzen, wie sehr wir beispielsweise von Kollegen geschätzt und gemocht werden.

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Das Bewusstsein darüber, dass wir beliebt sind, so die Forscher, kann sich darauf auswirken, wie wir arbeiten. So nimmt Psychologin Boothby zum Beispiel an, dass unser Feedback ehrlicher ausfällt. Auch die Leistung und Kommunikation im Team könnte sich verbessern, wenn wir sichergehen könnten, dass unsere Kollegen uns ins Herz geschlossen haben.

6 Anzeichen, dass dich jemand sympathischer findet, als du annimmst

Ob kollegiale Beziehungen, Rendezvous oder Freundschaften – wir werden uns immer wieder in Situationen befinden, in denen wir nicht einschätzen können, ob unser Gegenüber uns mag. Vielmehr noch: Wir werden davon ausgehen, nicht gemocht zu werden. Im Folgenden findest du deshalb einige Anzeichen, die darauf hindeuten, dass du besser ankommst, als du glaubst.

Anzeichen #1: Eine zugewandte Körpersprache

Dein Gesprächspartner hält Blickkontakt, wendet sich dir mit dem Oberkörper zu und du hast grundsätzlich das Gefühl, dass dein Gegenüber physisch besonders präsent ist? Das sind gute Zeichen. Unsere Körpersprache soll einen Großteil unserer Kommunikation ausmachen. Deshalb hilft es, subtile Hinweise, die wir mit unseren Körpern – oft sogar unbewusst – vermitteln, wahrzunehmen.

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Tipp: Denke auch daran, dass nicht jede Körperbewegung etwas mit dir zu tun hat. Wer beispielsweise müde ist und einen harten Tag hinter sich hat, wird möglicherweise etwas abgewandt oder schläfrig wirken. Die meisten von uns würden jetzt fälschlicherweise annehmen, einen langweiligen Eindruck beim Gegenüber zu hinterlassen.

Anzeichen #2: Die aktive Suche nach Möglichkeiten, Zeit mit dir zu verbringen

Du bist neu im Team und merkst, dass deine Kollegen dich häufiger zum Mittagessen einladen, Blickkontakt suchen oder sich zu dir setzen? Das sind eindeutige Zeichen, die dafür sprechen, dass du gemocht wirst. Es ist nicht immer das Pflichtgefühl von anderen Kollegen, welches sie dazu bewegt, dich integrieren zu müssen. Häufig gehen wir deshalb davon aus, im Grunde nicht gemocht, sondern lediglich „abgearbeitet“ zu werden. Manchmal aber sind es einfach einige Gemeinsamkeiten, bestimmte Charakterzüge oder Gesamteindrücke, die dazu verhelfen, dass wir tatsächlich viele Sympathiepunkte sammeln.

Anzeichen #3: Das Phänomen „Mimikry“

Wenn wir jemanden sympathisch finden oder zu einer Gruppe dazugehören wollen, neigen wir unbewusst dazu, diese Personen nachzuahmen. Das psychologische und biologische Phänomen wird auch als Mimikry bezeichnet. Möglicherweise wird dein Gegenüber also bestimmte Verhaltensweisen von dir übernehmen. Das kann eine Körperbewegung, dein Redetempo oder zum Beispiel auch deine Ausdrucksweise sein.

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Anzeichen #4: Häufiges Nachfragen

Dein Gesprächspartner bezieht dich immer wieder in Gruppengesprächen mit ein, fragt nach deiner Meinung und stellt generell häufig Fragen, die sich an dich richten? Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass diese Person dich zu schätzen weiß und deshalb besonders an deiner Meinung interessiert ist. Dieser Mensch mag dich vielleicht mehr, als du glauben kannst. Ein auffälliges Signal ist auch der direkte Vergleich: Wenn du mehr im Fokus dieser Person stehst, als es andere Kollegen oder Menschen tun, hast du wahrscheinlich einen großen Fan.

Anzeichen #5: Ein auffällig tollpatschiges, merkwürdiges Verhalten

Dass dich jemand respektiert und mag oder dich, wenn es beispielsweise um das Dating geht, sogar sympathischer findet, als du annimmst, merkst du auch an einem etwas seltsamen Verhalten. Das können zum Beispiel tollpatschige Gesten sein: ein zu lautes Lachen über deinen Witz. Eine nervöse Stimme. Reden wie ein Wasserfall. Wenn sich die Person, mit der du interagiert hast und die du magst, so benimmt, könnte die Sympathie auf Gegenseitig beruhen.

Wichtig: Manchmal hilft es, den ersten Schritt zu gehen und einfach nach einem zweiten Meeting oder Date zu fragen. Möglicherweise ergibt sich auf diese Weise, je nach Situation, eine wunderbare Gelegenheit, dein Business voranzubringen, deinen Traumpartner für dich zu gewinnen oder eine Freundschaft aufzubauen.

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Anzeichen #6: Vielsagende Blicke

Unsere Augen verraten mehr, als wir glauben – denn über sie erfahren wir oft auch, ob uns jemand mehr mag, als wir zunächst annehmen. Nach deinem ersten Gespräch mit einem potenziellen Geschäftspartner, einem Date oder einem Kollegen wirst du anhand der „Augensprache“ erkennen, ob Sympathie vorhanden ist. Menschen, die uns mögen, werden bewusst unsere Blicke suchen, weil sie das Bedürfnis verspüren, mit uns interagieren zu wollen. So tasten auch wir selbst uns häufig an unser Gegenüber heran, um die Stimmung abzuchecken und zu schauen, ob sich gerade eine Gelegenheit bietet, in Beziehung zu treten.

Aber: Im Kontext der Liebe ist es manchmal andersherum. Finden wir jemanden anziehend, ist es wahrscheinlich, dass wir manchmal sogar den Blickkontakt vermeiden – etwa aus Scham.

Fazit

Ob nach einem Jobinterview, dem ersten Date oder beim Knüpfen von neuen Freundschaften: Du hinterlässt in den meisten Fällen einen besseren Eindruck, als du selbst glaubst. Sei deshalb nicht zu kritisch mit dir, um die Gesellschaft von Menschen, die du magst, in vollen Zügen genießen zu können.

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Es lohnt sich übrigens, offener und direkter zu kommunizieren – auch wenn wir es aus Höflichkeit, Scham oder Angst vor Ablehnung manchmal nicht tun. Denn oft tut unser Gesprächspartner genau das, was wir auch tun: sich den Kopf darüber zerbrechen, wie der erste Eindruck nun wirklich war und ob wir gemocht werden oder nicht.

Bildnachweis: Mixmike/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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