Was eine Ex-Mitarbeiterin des US-Unternehmens Cloudflare vormachte, machen viele nach: Sie nahm ihr Entlassungsgespräch auf und teilte es auf TikTok.

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Im Januar 2024 wird Brittany Pietsch von ihrem Arbeitgeber, dem US-Unternehmen Cloudflare, entlassen. Pietsch nimmt das Entlassungsgespräch, welches via Videokonferenz erfolgt, auf. Sie stellt es auf TikTok online. Und es geht im Netz viral.

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Die 27-Jährige fragt im Gespräch mehrmals nach dem konkreten Grund der Entlassung und auch, warum das Gespräch mit zwei „Fremden“ erfolgt, ihr Vorgesetzter jedoch nicht daran teilnimmt. Die Antworten der Personalvertreter bleiben über das ganze Gespräch eher vage, man bekommt das Gefühl, sie versuchten Pietsch zu vertrösten. Sie selbst besteht auf eine Erklärung, welche sie nicht erhält.

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Pietsch versucht sachlich zu bleiben, doch ihre starken Gefühle, ihre Wut und ihre Enttäuschung sind ihr anzumerken. So entlassen zu werden, ganz ohne konkrete Begründung, sei für viele Menschen traumatisierend, sagt sie. Trotzdem schafft sie es, über ihre Performance zu sprechen, über ihre Arbeit in den letzten Monaten, über ihre Mühe. Und dass sie stets positives Feedback erhalten und im Team herausragende Leistungen erbracht hätte. An der Leistung könne es also nicht liegen, dass sie entlassen wird. Doch damit wollen die Personalvertreter zu Beginn die Entlassung begründen.

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Millionenfach aufgerufenes Video: Das Entlassungsvideo sorgt für Diskussionen

Viele Beschäftigte teilen ihre eigenen Erfahrungen unter dem Post und im Netz tritt das Video eine echte Lawine los. Es geht darum, wie faire Kündigungen aussehen können und inwiefern es sinnvoll ist, Entlassung öffentlich zu machen. Sie aufzunehmen und auf TikTok zu teilen, wird unter dem Hashtag #layoffs zum Trend.

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Massiver Imageschaden für Unternehmen droht

Was Unternehmen in solchen Fällen droht, ist ein Imageschaden. Weil Beschäftigte, aber auch Verbraucher und Kunden sich vermehrt im Internet über Dienstleistungen, Produkte und Unternehmenswerte einer Marke informieren, ist das Image heute ein besonders wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg. Gerät es einmal in Verruf, muss es mühsam wieder aufgebaut werden – was nicht in allen Fällen gelingt.

Zugleich demonstriert ein solches Ereignis erneut, dass die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern vor allem bei einer Entlassung von enormer Bedeutung ist. Findet sie gänzlich nicht statt, weil Arbeitgeber es versäumen oder schwierige Gespräche „auslagern“, droht ein Vertrauensverlust.

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Pietsch, die nach dem Video immer wieder Stellung zu Ihrer Entlassung nimmt, sagt auch, dass ihr ehemaliger Arbeitgeber sich überraschenderweise nach dem Ereignis nicht mehr bei ihr gemeldet habe. Sie hätte dies zumindest erwartet, aber sie wurde beispielsweise auch nicht dazu aufgefordert, das Video zu löschen, sagt sie.

Der CEO des Unternehmens Matthew Prince äußert sich später öffentlich dazu. Für ihn sei es äußerst schmerzhaft, so der 49-Jährige, die Aufnahme zu sehen, und nicht alles sei perfekt gelaufen. Dennoch sei die Kündigung an sich kein Fehler.

Situation in Deutschland aus rechtlicher Sicht

Werden vertrauliche Inhalte aufgenommen oder online mit anderen geteilt, sind immer auch die jeweils gültigen Landesgesetze zu beachten. In Deutschland wäre zum Beispiel ein Strafantrag (§ 201 – Strafgesetzbuch) möglich, wenn Arbeitnehmer ein solches Gespräch aufnehmen würden. Problematisch ist es infolgedessen auch, wenn Videos wie die von Pietsch online mit der Community öffentlich geteilt werden. Wer sein Entlassungsgespräch filmt, ob nur mit Ton oder auch mit Bild, und dieses zudem auch noch im Netz teil, muss demnach mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

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Was könnte außerdem passieren, wenn ich mein Entlassungsvideo online stelle?

Häufig führen Kündigungen zu einem Rechtsstreit, wenn ehemalige Beschäftigte sich unfair behandelt fühlen und ihre Arbeitgeber zur Rechenschaft ziehen möchten. Liegen tatsächlich keine nachvollziehbaren oder gültigen Gründe für eine Entlassung vor, müssen auch Arbeitgeber sich wappnen.

Sehen wir von der rechtlichen Konsequenz einmal ab, hätte ein solch mutiger Post wie der von Pietsch hierzulande möglicherweise aber auch weitere Folgen. So wäre es beispielsweise möglich, dass künftige oder potenzielle Arbeitgeber einen „Hintergrundcheck“ durchführen oder anderweitig davon mitbekommen und um ihren eigenen Ruf fürchten, wenn sie einen Jobsuchenden einstellen, der seinen vorherigen Arbeitgeber in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht hat. Das wesentliche Problem, zumindest aus Sicht eines Arbeitgebers, ist demnach die „Illoyalität“ des Beschäftigten, der ein Gespräch, welches im Vertrauen stattfand, mit der Öffentlichkeit teilt.

Zugleich hat die Veröffentlichung von Pietsch aber auch etwas Gutes, da Sie Beschäftigten, die sich bei einer Kündigung unfair behandelt fühlen, Mut macht. Dass das Thema in die Öffentlichkeit kommt, ist eine Art Warnung für Unternehmen, deren Entlassungskultur intransparent und ihren Arbeitnehmern gegenüber immer noch nicht fair oder fair genug ist.

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Bild: Arbeits-ABC/KI

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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