Ungünstige Formulierungen können Bewerber charakterschwach und passiv wirken lassen. Vermeide diese Sätze, um bessere Chancen zu haben.

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Entscheidungen, die auf Basis von falschen ersten Eindrücken zur Jobabsage führen, sind ärgerlich. Weil der Mensch aber dazu neigt, voreilige Entscheidungen zu treffen, die manchmal nicht bewusst erfolgen, spielt eben dieser erste Eindruck eine bedeutende Rolle. Bewerbungsgespräche sind deshalb besonders heikel: Ob Chef oder Personaler – es dauert bis zu einem gedanklichen Urteil nicht lange. Wir sprechen von Sekunden. Und solche ersten Eindrücke lassen sich nicht immer revidieren.

Hier kommt die von uns gewählte Sprache ins Spiel: Einige Formulierungen, die wir selbst nutzen, ohne sie groß zu reflektieren, können zu einem schlechten Eindruck beitragen. Damit sind zum Beispiel Sätze gemeint, mit denen wir es uns einfach machen, passiv bleiben und keine Verantwortung übernehmen. Aber auch solche, die den Eindruck erwecken, dass wir unflexibel sind, obwohl wir es in Wahrheit nicht sind. Einige No-Go-Sätze solltest du im Jobinterview deshalb lieber vermeiden.

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6 Sätze, die du im Bewerbungsgespräch lieber nicht sagst

#1: „Das weiß ich nicht.“

Wenn wir auf eine Frage unseres Gegenübers damit antworten, dass wir die Antwort nicht kennen, ist dies erst einmal kein Weltuntergang. Im Bewerbungsgespräch kann die Formulierungen aber zu Missverständnissen führen. Denn die Interpretationsmöglichkeiten sind groß. Personaler, die den Satz hören, könnten Folgendes denken und den Eindruck auf deine Arbeitsmoral übertragen:

  • Du bist desinteressiert.
  • Du weichst einer unangenehmen Frage lieber aus.
  • Du bist nicht bemüht oder lösungsorientiert und wählst den einfachen Weg.
  • Du nimmst dir keine Zeit, um die Frage zu reflektieren und um dann zu antworten.
  • Du weißt es tatsächlich nicht, bist aber auch nicht bereit, es näher auszuführen.

Ob mangelnde Kooperationsfähigkeit oder fehlendes „Um-die-Ecke-Denken“, es ist zumeist der einfache Weg, eine fehlende Antwort mit Unwissenheit zu begründen. Etwas nicht zu wissen, ist auch völlig in Ordnung. Doch als Bewerber solltest du berücksichtigen, dass es nicht unbedingt darum geht, ob du eine Frage beantworten kannst – sondern um die Art, wie du mit Problemen umgehst.

Um es anders zu machen, eignen sich zum Beispiel folgende Formulierungen:

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„Ich benötige einen kurzen Moment, um mir Gedanken zu machen.“

„Das klingt nach einer interessanten Frage. Geben Sie mir bitte eine Minute?“

Solltest du über eine Frage stolpern, die dich ins Schwitzen bringt, ist es sinnvoller, kurz innezuhalten und dich zu sortieren – anstatt deine Unwissenheit zu vertuschen oder der Frage viel zu schnell auszuweichen.

#2: „Ich habe keine Fragen an Sie.“

Die solltest du unbedingt haben. Vor lauter Sorge, einen vielleicht doofen Eindruck zu machen oder dem Gesprächspartner Unannehmlichkeiten zu bereiten, schweigen wir manchmal lieber. Das wirkt passiv. Rückfragen im Jobinterview sind jedoch wichtig:

  • Sie helfen dir dabei, eigene Unklarheiten zu beseitigen.
  • Sie zeigen, dass du dich mit deinem Arbeitgeber beschäftigt hast.
  • Sie signalisieren Interesse.
  • Sie zeigen deine Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, um Probleme lösen zu können – ein Skill, der in vielen Jobs wichtig ist.

Diesen No-Go-Satz vermeidest du, indem du dir schon vor dem Bewerbungsgespräch einige Fragen notierst, die dir wichtig sind. Das kann zum Beispiel die Frage nach der Unternehmenskultur sein oder aber, warum die Position neu besetzt werden soll.

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#3: „Ich bin ein großer Fan Ihres Unternehmens und kenne alle Details.“

Vor lauter Euphorie, einen Termin für ein Jobinterview ergattert zu haben, lagst du nächtelang wach und hast recherchiert. Du hast den Newsletter des Unternehmens abonniert, hältst dich via Social Media immer up to date und verfolgst fleißig, was dein potenzieller Arbeitgeber so treibt.

Auch wenn wir uns damit auf der sicheren Seite fühlen: Wie es intern abläuft, weißt du dennoch nicht. Du kannst auch noch nicht wissen, wie es tatsächlich um die Arbeitskultur in einem Unternehmen steht, welche Probleme es bei den internen Abläufen gibt oder womit ein Betrieb aktuell vielleicht zu kämpfen hat.

Wer stolz verkündet, ein großer Fan und auf dem aktuellsten Stand zu sein, sollte sich deshalb auf detailspezifische Fragen gefasst machen. Damit könnte ein Personaler dich kalt erwischen. Du solltest dich informieren und gut vorbereitet ins Gespräch gehen, mit deinem Wissen aber nicht prahlen.

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Wer Interesse und Engagement signalisieren möchte, entscheidet sich lieber für ein spezielles Ereignis oder Detail, das erwähnt werden kann, ufert jedoch nicht aus. Damit gibst du zumindest nicht vor, allwissend zu sein, zeigst zugleich Neugier und Lernbereitschaft und verhinderst einen überheblichen Eindruck.

#4: „Mir ist es extrem wichtig, dass …“

Selbstbewusste Jobkandidaten hinterlassen zumeist einen positiven Eindruck. Einige Bewerber wirken jedoch unflexibel und besonders fordernd, wenn sie sich in ihren Formulierungen einschränken. Dass ein Punkt dir „extrem wichtig“ ist, solltest du zwar auf den Tisch bringen. Wie du kommunizierst und sprichst, macht aber oft den Unterschied.

Dir ist das Thema Work-Life-Balance wichtig? Eine geeignete Formulierung, um mehr dazu zu erfahren und dich auch zu positionieren, könnte folgende sein:

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„Mich interessiert, wie Arbeitgeber heute das Thema Work-Life-Balance handhaben. Könnten Sie mir dazu etwas/mehr erzählen?“

Fragen sind generell eine gute Möglichkeit, um nicht nur Informationen zu erhalten, sondern auch die eigene Haltung zu einem Thema kundzutun, indem wir solche Fragen gezielt mit dem jeweiligen Fokus stellen. Auf diese Weise wirken wir nicht aufdringlich, aber dennoch selbstbewusst, interessiert und professionell.

#5: „Das muss ich mir eben alles aufschreiben.“

Bei diesem Satz handelt es sich nicht nur um eine No-Go-Phrase, sondern auch um ein Verhalten, das nicht unbedingt zu empfehlen ist. Sich jedes Detail des Jobinterviews zu notieren, mag auf den ersten Blick einen engagierten Eindruck erwecken. Viel wichtiger aber ist es, dass du aktiv am Bewerbungsgespräch teilnimmst, weil es Priorität hat. Notizen können hier und da sinnvoll sein, unterbrechen jedoch den Gesprächsfluss immer wieder.

Zudem könnte ein eifriges Mitschreiben auch Unsicherheit signalisieren: Du wirkst perfektionistisch, möchtest kein Detail auslassen und wirkst dabei nicht sonderlich entspannt. Vor allem in Situationen, in denen du direkten Kundenkontakt haben wirst, wünschen sich Unternehmen Serviceorientierung, Empathie und Professionalität. Blickkontakt und eine zugewandte Körpersprache sind deshalb bereits im Jobinterview wichtiger als der Blick in dein Notizheft.

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#6: „Das war schon immer so bei mir.“

Dieser unscheinbare Satz wirkt harmlos, macht ihn aber umso riskanter. Bewerber, die während eines Jobinterviews mitteilen, „schon immer so“ gewesen zu sein, legen eine passive Haltung an den Tag, die für ein Fixed Mindset spricht. Gemeint ist damit eine Einstellung, Haltung oder Überzeugung, die davon ausgeht, dass wenig veränderbar ist. Dass es kaum möglich ist, dazuzulernen und dass das, was wir können oder nicht können, so hingenommen werden muss.

Das muss es zumeist aber nicht: Wir lernen ständig dazu und können, auch wenn es keine Änderungsmöglichkeiten gibt, zumindest unsere Sichtweise auf Probleme verändern. Auch im Joballtag verlassen sich Arbeitgeber darauf, dass Arbeitnehmer das, was in ihrer Macht steht, tun, um einen Umgang mit Herausforderungen zu finden. Diesen Satz sollte man lieber unerwähnt lassen, um seine Jobchancen zu erhöhen und um das Bewerbungsgespräch mit einem guten Gefühl zu verlassen.

Bild: fizkes/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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