„Finde einen Beruf, den du liebst – und du musst nie wieder arbeiten!”. Kommt dir dieses Sprichwort bekannt vor? Natürlich träumt jeder Mensch davon, eines Tages den Job zu finden, der einen schon bei dem Gedanken an den nächsten Arbeitstag mit Vorfreude erfüllt. Klingt unrealistisch? Ist es in der Regel auch! Wir verraten dir deshalb heute, was es wirklich damit auf sich hat, seinen Job zu „lieben“ und wie auch du das schaffen kannst.

Um deinen Beruf zu lieben, musst du kein „Star“ sein

Wenn du ein Kind nach seinen späteren Berufswünschen fragst, erhältst du meist die Antwort Feuerwehrmann, Pilot, Astronaut oder Bauer. Alles schöne Berufe, keine Frage, doch nur die wenigsten der Befragten werden diese Pläne im Erwachsenenalter auch in die Tat umsetzen.

Stattdessen wandeln sich die Wünsche meist im Laufe der Kindheit und Pubertät. Die meisten Jugendlichen träumen von der großen Karriere als Musiker, Schauspieler, Model, Fußballer, Instagram-Star & Co. Irgendetwas mit Ruhm und Geld – das klingt für viele Menschen in unserer narzisstischen Gesellschaft erstrebenswert. Doch auch diese Wunschvorstellung werden nur die wenigsten Erwachsenen tatsächlich erfüllen. Bedeutet das also, dass du früher oder später irgendeinen zweitklassigen Job annehmen musst, wenn es mit deinem eigentlichen Traum, der nächste Olympiasieger zu werden, nicht geklappt hat?

Nein! Es gibt viele Berufe, die zwar mit weniger Geld, Macht oder gesellschaftlicher Anerkennung einhergehen, die du aber dennoch erfüllen kannst. Und ebenso merken viele „Stars“, dass die Realität weniger glamourös aussieht als in ihren Träumen. Plötzlich ist ihr Beruf doch nicht mehr so liebenswert, die Paparazzi treiben sie in den Wahnsinn, ihre Freunde sind nur auf das Geld oder den Ruhm aus und ständig diese Angst davor, eines Tages wieder „weg vom Fenster“, pleite und zurück in der Welt der 08/15-Menschen zu sein. Doch vielleicht merken sie dann auch, dass es in dieser Welt gar nicht so übel ist. Um deinen Beruf zu lieben, musst du nämlich kein „Star“ sein.

Den perfekten Job gibt es nicht, sondern er ist Einstellungssache

Die Schilderung macht eines deutlich: Wir leben in einer Gesellschaft mit überzogenen Erwartungen, unrealistischen Vorstellungen und „First World Problems“. Angetrieben durch die scheinbar perfekten Instagram-Feeds der Influencer und die schillernden Bilder aus Hollywood denken die Menschen in der westlichen Welt, ein perfektes Leben sei möglich und damit ein erreichbares Ziel. Doch selbst in Hollywood bröckeln zwischen Weinstein-Skandalen und Drogeneskapaden langsam aber sicher die Fassaden. Und immer mehr wird auch uns hierzulande bewusst: So etwas wie „Perfektion“ gibt es im Leben nicht – nicht in Hollywood, nicht in märchenhaften Liebesbeziehungen und eben auch nicht bei angeblichen Traumberufen.

Sogar das Vortrefflichste hängt von Umständen ab und hat nicht immer seinen Tag.

(Baltasar Gracián y Morales)

Doch keine Sorge, wir möchten keine Schwarzmalerei betreiben und dich anschließend frustriert sowie desillusioniert wieder ins Berufsleben entlassen. Die gute Nachricht ist nämlich: Wenn du endlich verstehst, dass Perfektion nicht existiert, kannst du lernen, deinen Job zu lieben – ohne ein berühmter Musiker, Sänger, Sportler oder Visionär à la Steve Jobs zu sein.

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Im Gegenteil: Wahres Glück liegt in der Einfachheit des Lebens. Glückliche Menschen sind bescheiden, dankbar und in der Lage, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Das bedeutet keinesfalls, dass du arm sein oder im Minimalismus leben musst, um glücklich zu werden. Keine Frage: Viele Menschen leiden unter finanziellen Problemen, Stress am Arbeitsplatz oder auch Krankheiten. Das lässt sich nicht schönreden. Doch mindestens genauso viele Menschen in Deutschland haben schlichtweg die Zufriedenheit verlernt.

Job-Hopping ist nicht die Lösung!

Sie wandern von einer Beziehung zur nächsten, von einem Wohnort zum nächsten und von einem Job zum nächsten – stets auf der Suche nach dem vermeintlichen Glück. Doch sie müssen immer wieder feststellen, dass sie es auch beim zehnten Umzug, achten Partner und zwölften Jobwechsel noch nicht gefunden haben. Das Problem liegt nämlich nicht im Äußeren, sondern im Inneren. Um beim Thema Beruf zu bleiben, bedeutet das: Du musst nicht in Job-Hopping verfallen, um eines Tages den perfekten Job zu ergattern. Du wirst diesen ohnehin nicht finden. Gleichzeitig musst du dich aber auch nicht zwangsweise mit Ihrer Situation zufriedengeben und diese „lieben“ lernen.

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Denn wer im Job dauerhaft unzufrieden ist, setzt damit nicht nur sein Glück aufs Spiel, sondern auch seine Gesundheit. Folgen wie Migräne, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Rückenschmerzen, ein Burnout-Syndrom oder sogar Erkrankungen mit Todesfolge wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sind leider keine Seltenheit.

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Wie also findest du das richtige Maß? Wann ist es Zeit zu gehen? Und wann musst du nur ein wenig deine Ansprüche herunterschrauben und wieder lernen, einfach zufrieden zu sein? Denn Hand aufs Herz: Den Job, bei welchem du jeden Morgen freudig aus dem Bett springst, gibt es schlichtweg nicht. Du wirst immer Tage haben, an welchen es dir gesundheitlich nicht gut geht, Zeiten an denen du lieber Freizeit hättest und etwas mit deiner Familie unternehmen würdest oder Phasen, in denen scheinbar alles schiefläuft.

Sobald du eines Tages lieber im Bett bleiben als zur Arbeit gehen würdest, musst du längst noch nicht die Kündigung zücken. Ist deine Freude am Job hingegen gänzlich erloschen oder der Gedanke an den nächsten Tag bereitet dir regelrechte Bauchschmerzen, solltest du rechtzeitig die Notbremse ziehen. Zudem gibt es weitere triftige Gründe, einen Job – manchmal sogar fristlos – hinzuschmeißen, wie wir dir in folgendem Artikel bereits erläutert haben:

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Wir möchten dir deshalb verraten, wie du es schaffst, deinen Job (wieder) zu lieben und wann du stattdessen zur Kündigung greifen solltest.

Genügsamkeit ist der Schlüssel zu einem Job, den du liebst

Wenn die Liebe für deinen aktuellen Job verlorengegangen ist oder diese nie existiert hat, wird es Zeit für ein wenig Selbstreflexion. Nimm dir Papier und Stift oder neumodischer den Laptop zur Hand und schreibe nieder…

  • …weshalb du dich damals für den Job entschieden hast.
  • …was du seither in fachlicher sowie persönlicher Hinsicht gelernt hast.
  • …was dir im Berufsalltag besonders viel Spaß macht.
  • …welchen Sinn du in deiner Tätigkeit siehst.
  • …welche Situationen dir immer wieder das Gefühl gibt, im „richtigen“ Job zu sein.
  • …wie deine Perspektiven und Wünsche für die Zukunft in diesem Beruf aussehen.
  • …was der Gedanke, diesen Job noch bis zum Renteneintritt auszuführen, in dir auslöst.
  • …welche Erfolge du in der aktuellen Anstellung – oder Selbstständigkeit – bereits verzeichnet hast.
  • …wie die realistischen Alternativen aussehen würden.

Hinterfrage also deine aktuelle berufliche Situation und deine damaligen Beweggründe, genau diesen Job zu wählen. Vielleicht hat sich das Betriebsklima seither zum Negativen verändert oder du hast dich persönlich in eine andere Richtung weiterentwickelt, sodass du in deiner ursprünglichen Berufswahl als Bänker keinen Sinn mehr siehst, sondern lieber als Erzieher arbeiten würdest. In den meisten Fällen wirst du jedoch merken, dass der Job noch genauso gut oder schlecht ist wie zu Beginn deiner Karriere und dass sich lediglich dein Fokus nach der Euphorie der Anfangszeit mittlerweile auf die negativen Aspekte des Berufsalltages verlagert hat.

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Es kann daher kleine Wunder für deine Zufriedenheit und deine „Liebe“ zum Job bewirken, wenn du dir die genannten Aspekte immer wieder ins Bewusstsein rufst und dich dadurch auf das Positive in deinem Beruf zurückbesinnt. Trainiere dein Gehirn darauf, dich auf die Erfolgserlebnisse, Fortschritte und anderen positiven Erlebnisse des (beruflichen) Alltags zu konzentrieren, statt auf das Negative. In erster Linie ist Glück nämlich nicht mehr als Einstellungssache.

Diese Strategie ist vor allem für Job-Hopper empfehlenswert, die mit großer Wahrscheinlichkeit nach einer unrealistischen Utopie suchen und durch ihr Verhalten nicht nur ihrer Karriere schaden, sondern auch niemals ihr Ziel des Jobs, den sie „lieben“, erreichen werden.

Wann solltest du stattdessen zur Kündigung greifen – und wieso?

Menschen, die davon sprechen, dass sie ihren Job „lieben“, sind also in der Regel nicht außergewöhnlich reich, mächtig oder berühmt. Sie haben stattdessen gelernt, ihre Erwartungshaltung an die Realität anzupassen und schlichtweg zufrieden zu sein. Sie finden Freude, Sinn und Glück in den kleinen Erfolgen des Berufsalltages und Dingen wie netten Kollegen, dem „Danke“ eines Patienten oder der Freiheit flexibler Arbeitszeiten.

Solltest du hingegen keine positiven Aspekte in deinem Berufsalltag finden können oder der Gedanke an den nächsten Arbeitstag bereitet dir dennoch Bauchschmerzen, weil du zum Beispiel gemobbt wirst, am Rande eines Burnout-Syndroms wandelst oder gegen deine eigenen Werte arbeitest – als Tierfreund im Schlachthof vielleicht – musst du rechtzeitig die Notbremse ziehen und dich beruflich umorientieren. Aber wieso eigentlich?

  1. Gesundheit: Wie bereits erwähnt, setzet du deine Gesundheit aufs Spiel, wenn du dauerhaft im Job unglücklich bist. Natürlich gilt es im Leben und damit auch im Job manchmal schlechte Phasen zu überwinden. Doch wenn aus der Phase ein Dauerzustand wird und sich erste gesundheitliche Zipperlein – psychischer oder physischer Art – bemerkbar machen, ist es Zeit für die Kündigung oder interne Versetzung.
  2. Reue: Wenn du dein Leben in einem Beruf verbringst, der dich unglücklich macht oder sogar gegen deine moralischen Werte verstößt, wird das früher oder später zu Reue führen. Du wirst eines Tages auf deinem Sterbebett liegen und dich fragen, weshalb du niemals den Mut hattest, deinen Job zu kündigen und stattdessen deinen Träumen nachzujagen. Natürlich sind nicht alle davon realistisch, doch du musst und solltest dich eben auch nicht dauerhaft mit einem Zustand zufriedengeben, der dich unglücklich macht. Eine Verbesserung der Situation ist nur durch Veränderung möglich.
  3. Erfolg: Zuletzt wirst du garantiert niemals in einem Job dauerhaft erfolgreich sein, der nicht zu dir passt. Nicht nur deine Gesundheit, sondern auch deine Motivation und deine Performance werden nämlich unter deiner Unzufriedenheit leiden. Schlimmstenfalls wird deine Karriere eines Tages jäh durch ein Burnout-Syndrom beendet. Wenn du hingegen einen Job findest, der in dir Leidenschaft weckt und in welchem du einen tieferen Sinn siehst, verfügst du über eine hohe intrinsische Motivation, die Erfolg überhaupt erst auf lange Sicht möglich macht.

Schlussendlich musst du also ein individuelles Gespür dafür entwickeln, wann du dich mit einer guten, aber nicht perfekten Situation zufriedengeben solltest und wann ein Job nicht (mehr) zu dir passt und es Zeit wird für eine berufliche Veränderung. Gehe deshalb regelmäßig in die Selbstreflexion, üben dich in Bescheidenheit sowie Dankbarkeit und fasse auf der anderen Seite aber auch den Mut zur Veränderung, sobald diese im Sinne der drei genannten Gründe notwendig wird. So kommst du früher oder später garantiert doch noch an einen Job, den du „liebst“ – sei es der bisherige oder ein neuer.

Liebst du deinen Job? Weshalb (nicht)? Denkst du auch, dass viele Menschen in Deutschland schlichtweg die Zufriedenheit verlernt haben? Oder bist du ein überzeugter Verfechter des Job-Hopping? Vielen Dank für deinen Kommentar!

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