Gehörst du zu den Menschen, welche in einer neuen Situation erst einmal eine Weile brauchen, um sich zu „akklimatisieren“? Vielen Bewerbern geht es ähnlich, doch leider sind gerade die ersten Minuten in einem Vorstellungsgespräch häufig die entscheidenden. Die Begrüßungssituation souverän zu meistern, kann deine Fahrkarte in den neuen Job werden. Wie also solltest du dich zu Beginn eines Bewerbungsgespräches verhalten?

Jedes Vorstellungsgespräch ist ein Sprung ins kalte Wasser

Vor einem Bewerbungsgespräch nervös zu sein und sich gerade zu Beginn nicht sonderlich wohl zu fühlen, ist vollkommen normal. Die meisten Bewerber betreten den Raum mit schwitzigen Händen und Herzrasen. Erst, wenn du dich im Laufe des Gesprächs wohl zu fühlen beginnst, lässt die Nervosität langsam nach, du wirst selbstbewusster und gelassener.

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So oder so ähnlich geht es vielen Menschen. Sie müssen sich in neuen Situationen und ungewohnten Umgebungen erst einmal „zurechtfinden“. Dabei handelt es sich um einen völlig normalen Prozess im Gehirn. Unwillkürlich scannt es die fremden Gesichter, Räumlichkeiten & Co nach möglichen Gefahren ab und versucht vorherzusagen, was als Nächstes passieren könnte. Ein Mechanismus, welcher wieder einmal beeindruckend beweist, dass unsere Gehirne zu wesentlichen Teilen nach wie vor aus der Zeit der „Jäger und Sammler“ stammen. Für das Gehirn bedeutet jedes Vorstellungsgespräch daher einen Sprung ins kalte Wasser, eine Herausforderung, ja eine mögliche Gefahr.

Das Problem mit dem ersten Eindruck

An dieser Stelle spielt es dir aber einen fiesen Streich, denn gerade diese ersten „unsicheren“ Momente sind in einem Bewerbungsgespräch die wichtigsten. Der erste Eindruck ist bekanntlich bleibend und in diesem präsentierst du dich nicht selten unsicher, angespannt und nervös. In Extremfällen bringst du vielleicht kaum ein Wort über die Lippen, verhaspelst dich und begrüßt den Personaler mit zittrigen Händen. Im Laufe des Gesprächs wirst du hingegen immer souveräner, präsentierst dich selbstbewusst und beginnst, dich zu entspannen.

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Bei der Verabschiedung ist der Schweiß von deinen Händen längst getrocknet, deine Orientierung sagt dir genau, wo der Ausgang ist, und dir liegt ein strahlendes Lächeln der Erleichterung auf den Lippen. Eigentlich sollte es also dieser letzte Eindruck sein, welcher dem Personaler im Gedächtnis bleibt. Er ist in der Regel nicht nur viel positiver, sondern auch deutlich realistischer. Schließlich basiert der erste Eindruck lediglich auf optischen und akustischen Reizen wie deinem Aussehen, deiner Körpersprache, deiner Stimme oder deiner Mimik. Über dich als Person sagt er also – vor allem angesichts der Ausnahmesituation, in welcher du dich befindest – so gut wie überhaupt nichts aus. So viel zur Theorie. In der Praxis ist es leider genau dieser erste Eindruck, der häufig über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Und das auch, aber nicht nur, in Bewerbungsgesprächen.

Lautet die Devise also „Fake It Till You Make It“?

Wie du einen guten ersten Eindruck hinterlässt und warum das so wichtig ist, haben wir dir bereits in folgendem Artikel erläutert:

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Die Fragen, welche uns heute stattdessen beschäftigen, sind: Wie solltest du dich in der Begrüßungssituation bei einem Vorstellungsgespräch verhalten? Welchen Knigge gilt es zu befolgen? Und wohin mit deiner Nervosität? Prinzipiell bleibt dir erst einmal nichts anderes übrig, als dein Gehirn auszutricksen. Je selbstbewusster du dich nach außen gibst, umso überzeugender wird das nicht nur auf dein Gegenüber, sondern auch auf dich selbst wirken. Egal, wie ängstlich du dich in Wirklichkeit fühlst: dein Motto lautet erst einmal „Fake It Till You Make It“. Befolge also unsere Regeln für die Begrüßung in einem Bewerbungsgespräch und gib dich souverän, bis dein Gehirn sich an die neue Situation gewöhnt hat und langsam entspannt.

Schritt für Schritt durch die Begrüßungssituation im Vorstellungsgespräch

Wenn du dank unserer Tipps Selbstbewusstsein ausstrahlst, auf Mimik, Gestik, Körperhaltung und Worte achtest, hinterlässt du gewiss auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Dennoch zeigen sich viele Bewerber verunsichert, wie sie sich konkret in der Begrüßungssituation verhalten sollen. Wir haben dir deshalb einen Leitfaden mit acht kurzen Schritten zusammengestellt – noch bevor du sitzt und das eigentliche Gespräch beginnt:

Schritt 1: Stelle dich vor!

Wie bereits erwähnt, musst du dich nach Betreten des Unternehmensgeländes beziehungsweise -gebäudes erst einmal orientieren. Doch stehe nicht einfach verloren in der Gegend herum, sondern gehe schnurstracks auf die Rezeption zu, um dich anzumelden.

„Guten Tag, ich bin Herr Mustermann und habe um 14 Uhr ein Bewerbungsgespräch mit Frau Musterfrau.“

Nun wirst du entweder die Aufforderung zum Hinsitzen und Warten erhalten oder du wirst direkt in den Raum des Vorstellungsgespräches oder zu deinen Ansprechpartnern geführt. Stehe hingegen nur passiv im Flur, bis du irgendwann à la „Wer sind Sie und was wollen Sie hier eigentlich?“ angesprochen wirst, hinterlässt das einen unprofessionellen sowie verunsicherten Eindruck. Sollte es keine Rezeption geben, wie in vielen kleineren Unternehmen üblich, wirst du dennoch aktiv: Gehe auf die nächste Person, welche deinen Weg kreuzt, zu.

„Entschuldigung, darf ich Sie kurz stören? Ich heiße Herr Mustermann und habe um 14 Uhr ein Bewerbungsgespräch bei Frau Musterfrau. Wissen Sie vielleicht, wo ich sie finde oder wo ich mich anmelden soll? Vielen Dank!“

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass dir die angesprochene Person nicht weiterhelfen kann, probiere es bei der nächsten einfach erneut. Bleibe geduldig und freundlich. Du wwirst deinen Weg schon finden. Besser als Däumchendrehen ist deine Eigeninitiative allemal – und sie stellt zugleich eine willkommene Abwechslung von deiner Nervosität dar.

Schritt 2: Stehe auf!

In den meisten Fällen musst du noch auf deinen Gesprächspartner warten. Wirst du zum Sitzen aufgefordert, folge der Anweisung gerne. Dennoch solltest du aufstehen, sobald eine Person zielgerichtet auf dich zusteuert und Augenkontakt herstellt. Dies ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass es sich um einen Gesprächspartner, eine Personalerin vielleicht oder den CEO höchstpersönlich handelt – und nicht nur um einen vorbeihaschenden Praktikanten. Stehst du zu spät auf, hinterlässt das einen unhöflichen Eindruck. Bleibe also aufmerksam und reagiere schnell. In das Smartphone vertieft zu sein und erst einmal durch ein Räuspern aufgeschreckt werden zu müssen, wirkt höchst unprofessionell sowie desinteressiert.

Schritt 3: Achte auf einen festen Händedruck!

Es ist die immer gleiche Geschichte vom Händedruck. Doch sie hat ihre Daseinsberechtigung. Ein Großteil der Personal achtet tatsächlich auf einen festen Händedruck. Fühlt sich deine Hand schweißnass oder lasch wie ein „toter Fisch“ an, schließen viele Experten auf wenig Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit. Ob ein Händedruck wirklich so viel über eine Person aussagt, ist fraglich. Ein „falscher“ Händedruck bedeutet aber zumindest, dass du dich schlecht vorbereitet hast. Übe stattdessen im Voraus mit Freunden oder Bekannten und achte unbedingt auf trockene Hände – aller Nervosität zum Trotz.

Schritt 4: Merke dir die Namen!

Dein Gesprächspartner wird vermutlich so oder so ähnlich auf dich zukommen:

„Herr Mustermann, guten Tag, ich bin Frau Musterfrau. Schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben. Bitte folgen Sie mir. Hatten Sie eine gute Anreise?“

Mit etwas Smalltalk geht es dann in Richtung Besprechungszimmer oder – solltest du dich bereits darin befinden – es folgt direkt die Begrüßungsrunde. Wichtig ist nun, dass du dir nicht nur den Namen von „Frau Musterfrau“ merkst, sondern auch jene all deiner anderen Gesprächspartner im Raum. Wenn du jeden davon auch am Ende des Bewerbungsgesprächs noch mit dem korrekten Namen ansprechen kannst, schindest du garantiert Eindruck. Es zeugt zudem von Interesse und Respekt. Aber was, wenn du Probleme damit hast, dir Namen zu merken – vor allem angesichts der Stresssituation? Versuche es mit einer Eselsbrücke, wie in folgendem Artikel beschrieben:

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Schritt 5: Wähle die richtige Reihenfolge!

Bei der Begrüßungsrunde ist aber nicht nur wichtig, dass du die Namen deiner Gesprächspartner kennst, sondern du musst diese auch unbedingt in der richtigen Reihenfolge begrüßen. Beginne bei der hierarchisch am höchsten gestellten Person. Arbeite dich anschließend quasi „vom CEO zum Praktikanten“ vor. Aber woher sollst du wissen, wer wer ist? Gute Frage! Warte erst einmal ab, ob nicht dein Gegenüber selbst die Initiative ergreift. Dies ist in den meisten Vorstellungsgesprächen der Fall. Ansonsten können Merkmale wie Alter, Kleidung oder Sitzposition am Tisch wichtige Hinweise auf die Hierarchie sein.

Schritt 6: Bedanke dich!

Stelle dich jedem Gesprächspartner mit deinem Namen vor und schüttele dessen Hand. Bedanken dich anschließend für die Einladung zum Vorstellungsgespräch und drücke deine Freude über diese Chance aus. Höflichkeit hat schließlich noch nie geschadet – auch nicht im Bewerbungsgespräch.

Schritt 7: Streiche das Wort „Nein“!

Das Wort „Nein“ wirkt bei der Begrüßung sehr unhöflich, selbst wenn du es durch ein „Danke“ ergänzt. Wird dir also etwas zum Trinken angeboten, sage stattdessen „Ja, gerne. Vielen Dank“. Auch, wenn du das Glas Wasser oder den Kaffee schlussendlich kaum anrührst, hinterlässt du dadurch einen sympathischeren Eindruck. Zudem wäre es seltsam, würdest du zu Beginn ablehnen und dann im Laufe des Gesprächs doch nach etwas Wasser fragen. Also gehe lieber auf Nummer sicher!

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Schritt 8: Warte auf Anweisungen!

Hast du die bisherigen sieben Schritte sowie die Tipps aus dem Video beachtet, musst du nun eigentlich nur noch auf die Anweisung zum Hinsetzen warten und schon kann das Gespräch losgehen. Sich von selbst einfach zu setzen – vor allem, wenn deine Gesprächspartner noch stehen – wäre äußerst unhöflich.

Geschafft! Leider war das erst die Begrüßung und die wahre Herausforderung, das eigentliche Bewerbungsgespräch, hast du noch vor dir. Bleibe also konzentriert und gib dein Bestes. Und zwar nicht nur bis zur Verabschiedung, sondern bis du außer Sicht- und Hörweite des Unternehmens bist. Aber weitere Informationen hierzu findest du im Artikel:

Lese-Tipp:Vorstellungsgespräch – So verabschieden Sie sich richtig

Klingt kompliziert? Niemand hat behauptet, ein Bewerbungsgespräch wäre einfach. Schließlich handelt es sich um eine Ausnahmesituation mit allen eingangs geschilderten Stressfaktoren für das Gehirn. Doch auch hier gilt: Übung macht den Meister. Und wenn du stets authentisch, sympathisch und motiviert bleibst, wird es schon schiefgehen. Ansonsten weißt du ja: „Fake It Till You Make It“!

Oder was denkst du? Worauf sollte der Bewerber bei der Begrüßung noch achten? Welche sind in deinen Augen absolute No-Gos? Oder ist der erste Eindruck deiner Meinung nach vielleicht gar nicht so wichtig? Wir bedanken uns für deine Kommentare!

Bildnachweis: cottonbro/Pexels.com