Vimeo-Chefin Anjali Sud gilt als inspirierende Führungspersönlichkeit. Als CEO des US-Unternehmens gibt sie drei Hinweise, die Arbeitsplätze heute attraktiver machen.

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Vimeo hat 2017 mit Anjali Sud eine neue Chefin bekommen. Sie ist CEO der werbefreien Videoplattform und gehört als 1983 Geborene den Millennials (Generation Y) an. Als junge Chefin und weibliche Führungspersönlichkeit ist sie Vorbild und Inspiration für viele Menschen – und sie weiß, wie es ist, mit jungen Menschen der Gen Z zu arbeiten. In Interviews weist Sud deshalb vor allem auf eine Sache hin: Die Arbeitswelt verändert sich und als Führungskraft ist es wichtig, Unternehmenspraktiken zu überdenken.

Zahlreiche Arbeitgeber gehen bereits mit Positivbeispielen voran. Sie flexibilisieren Arbeitsplätze, geben Mitarbeitern mehr Entscheidungsfreiraum. Es ist dennoch viel zu tun. Vor allem die Pandemie hat dazu beigetragen, dass Führungskräfte wie Sud gelernt haben, umzudenken und bestehende Arbeitsstrukturen neu zu gestalten. Folgende drei Punkte sollen laut der Vimeo-Chefin eine wichtige Rolle spielen.

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Diese 3 Taktiken helfen, Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten

1. Sinnhaftigkeit und Werte: Das „Warum“ ist wichtig und sollte herausgearbeitet werden

Früher stand die Existenzsicherung an erster Stelle, wenn es um die Aufnahme eines Jobs ging. Und auch heute gehen wir einer Arbeit nach, um Geld zu verdienen. Die einzige Motivation ist das aber oft nicht mehr. Dienst nach Vorschrift auszuüben, ohne den Job zu hinterfragen, kommt für viele junge Menschen nicht mehr infrage. Sie wünschen sich vor allem eine Sache: Sinnhaftigkeit.

Sud macht auf diesen Punkt aufmerksam. Es ginge Mitarbeitern nicht mehr darum, einfach etwas zu tun, weil der Boss es sagt, so die Unternehmerin. Das „Warum“ ist wichtiger. Was Arbeitgeber tun können:

  • Mitarbeiter stärker einbinden: Jeder Mitarbeiter und jede Führungskraft ist wertvoll. Wer das jedoch nicht zu spüren bekommt, fühlt sich auch nicht als Teil der Unternehmensmission. Wollen Unternehmen Mitarbeiter für sich begeistern und sie halten, liegt es deshalb an ihnen, ihren Angestellten zu vertrauen und ihnen mehr Verantwortung zu übertragen, um sie stärker einzubinden. Sie sind Teil des Teams und sollten das spüren.
  • Werte kommunizieren: Wofür steht ein Unternehmen wirklich – nicht nur auf der Firmenseite? Mitarbeiter und potenzielle Arbeitnehmer möchten sich heute mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können. Um Werte transparent zu kommunizieren, müssen diese deshalb gelebt werden und nicht nur ein Lockangebot ohne Inhalt sein.
  • Ziele und Erwartungen erklären: Je transparenter Arbeitgeber kommunizieren, desto eher haben sie ihre Angestellten auf ihrer Seite. Erwartungen und gemeinsame Ziele sollten deshalb stets offengelegt werden. Junge Mitarbeiter und Nachwuchstalente sehnen sich nach Motivation und Inspiration und sie wollen etwas bewirken. Dafür ist es aber wichtig, die Mission zu kennen.

2. „Work-Life-Blending“ effektiv umsetzen

Obwohl Work-Life-Balance immer noch ein wichtiges Thema ist und künftig auch bleiben wird, hat sich in den letzten Jahren auch der Trend „Work-Life-Blending“ in die Arbeitswelt geschlichen. Er kam mit dem Arbeitsstil der jüngeren Generationen und der zunehmenden Digitalisierung und ist kaum noch aufzuhalten.

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Sud weist darauf hin, dass Arbeit und Privatleben sich aufeinander auswirken. Ein Beispiel für das Work-Life-Blending ist die Vertrauensarbeitszeit, die es im Homeoffice unabdingbar macht, dass sich unsere Arbeit mit unserem Privat- und Familienleben vermischt.

Die Kunst besteht aber darin, die Herausforderungen zu meistern, die mit diesem Trend einhergehen. Ein Nachteil ist, dass Arbeitnehmer und auch Führungskräfte ständig erreichbar zu sein haben, wenn es tatsächlich so ist, dass beide Bereiche verschwimmen. Nur eine gesunde Regelung lässt zu, diese Art von Arbeits- und Lebensstil zu realisieren. Zudem besteht das Risiko, sich mit mehr Arbeit als nötig zu belasten, weil es schwerer wird, sich selbst daran zu erinnern: „Jetzt ist Feierabend“.

Es ist deshalb nicht nur wichtig, über die Vorteile von Work-Life-Blending zu sprechen, sondern realistisch zu bleiben und alle Benefits und Nachteile abzuwägen. Ein Konsens sollte gefunden werden, der es für alle Beteiligten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – möglich macht, gesunde Grenzen zu wahren, auch wenn Job und Privatleben sich zunehmend vermischen.

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Zusammenfassend bedeutet ein solcher Trend auch, Gesundheitsangebote auszuweiten und den Fokus auf die mentale Gesundheit von Arbeitnehmern zu legen. Andernfalls wächst die Gefahr, dass Mitarbeiter ausbrennen, wenn Beruf und Privatleben so sehr miteinander verschmelzen, dass Burnout und Erschöpfung zum Alltag werden.

3. Wer für Arbeitnehmer attraktiv sein will, muss Flexibilität bieten

Junge Menschen wünschen sich Optionen. Sie wollen Wahlmöglichkeiten haben, sagt Sud. Dies gilt allen voran im Job. Der Begriff „Flexibilität“ gehört aktuell zu den wohl bedeutsamsten in der Arbeitswelt. Um Arbeitsplätze flexibler zu machen, experimentieren Unternehmen bereits mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen. Auch eine Vier-Tage-Woche ist denkbar. Zwar ist es auch so, dass ein solches Modell mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in jeder Branche oder gar bundesweit umsetzbar sein wird. Dennoch kann es helfen, sich zumindest darüber Gedanken zu machen, welche Optionen stattdessen funktionieren könnten.

Vor allem mit der Intention, gesetzte Ziele auch zu erreichen, wenn Mitarbeiter nicht acht Stunden im Büro sind oder kontrolliert werden. Liegt der Fokus auf dem Ergebnis und nicht unbedingt auf dem Weg, können Arbeitgeber außerdem busy work vermeiden. Denn das Zuschütten mit Aufgaben bedeutet nicht automatisch, dass Arbeitnehmer mehr schaffen oder produktiver arbeiten. Das Gegenteil ist häufig der Fall.

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Eine flexiblere Zeiteinteilung hat gleich mehrere Vorteile:

  • Die Mitarbeiterzufriedenheit wird steigen, wenn Arbeitnehmer sich in ihren Entscheidungen freier fühlen. Davon profitieren auch Arbeitgeber.
  • Arbeitnehmer mit Familie und privaten Verpflichtungen, zu denen etwa die Pflege von Angehörigen zählt, spüren Entlastung.
  • Die Attraktivität der Arbeitgebermarke steigt, weil viele junge Bewerber sich gezielt nach Unternehmen mit der Priorität „Flexibilität“ umschauen.

Vimeo als Arbeitgeber: So arbeiten Mitarbeiter der Videoplattform

CEO Sud hat die Pandemie als Herausforderung wahrgenommen. Sie berichtet aber auch, dass einige wesentliche Dinge verändert werden mussten: Mitarbeiter und Führungskräfte haben versucht, auf textbasierte Kommunikation zu verzichten, um stattdessen per Video zu kommunizieren, damit Mimik und Emotionen zur Geltung kommen.

Bis heute bietet das Unternehmen Remote Work an, sodass Mitarbeiter auch zu 100 Prozent von zu Hause aus arbeiten können. Wer will, so Sud, kann ins Büro kommen. Viele Arbeitgeber befürchten jedoch, dass die Präsenzkultur verloren geht. Um dem vorzubeugen und neue Teammitglieder zu integrieren, haben neue Vimeo-Mitarbeiter während der Pandemie Videobotschaften aufgenommen, um sich vorzustellen. Weil das Team kurze Videopräsentationen zusammengestellt hat, um auf lange Meetings zu verzichten, so Sud weiter, habe diese Art zu arbeiten ebenfalls dazu beigetragen, das Team zusammenzuschweißen, weil die menschliche Komponente besser durchkam.

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Das beweist vor allem eine Sache: New Work erfordert Kreativität. Trotz der vielen Umstellungen, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer heute erleben, haben Herausforderungen wie die Pandemie gezeigt, wie dringend Veränderung notwendig ist – dass Veränderung aber nicht bedeuten muss, dass die Menschlichkeit verloren geht. Auch wenn die digitale Kommunikation zunimmt, Mitarbeiter nicht mehr so häufig zusammenkommen, weil sie im Homeoffice sind oder früher Feierabend machen. Die Veränderungen sind real. Aber sie sind auch eine Chance für Unternehmen, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.

Bildnachweis: IMAGO / ZUMA Press

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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