Ein Image als Leistungsträger, das ist es, wovon viele ambitionierte Arbeitnehmer träumen. Klar, wer als fleißig gilt, wird eher befördert und klettert Sprosse für Sprosse die Karriereleiter hinauf. So zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht das allerdings anders aus. Diese drei Fragen solltest du dir deshalb jedes Mal stellen, bevor du dir noch mehr Arbeit aufhalst.

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Leistung und Karriere hängen weniger zusammen, als du denkst

Für viele Menschen sind Gesundheit, Freizeit oder Glück von Vornherein wichtigere Lebensziele als beruflicher Erfolg, Macht oder Geld. Was du im Leben erreichen möchtest, musst du schlussendlich selbst entscheiden.

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Doch auch, wenn du die große Karriere anstrebst, wäre es die falsche Strategie, immer noch mehr Arbeit anzunehmen und Überstunde um Überstunde abzusitzen.

Denn wenn du dein Leben nur noch mit Arbeit verbringst, macht dich das auf Dauer unglücklich und krank. Deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind aber deine wichtigsten Ressourcen auf dem Weg zum beruflichen Erfolg. Ansonsten geht dir früher oder später sprichwörtlich die Puste aus und all deine Mühe war umsonst.

Es ist zudem ein Trugschluss, dass du herausragende Leistungen erbringen musst, um befördert zu werden und in der Hierarchie aufzusteigen. Es gibt stattdessen andere Faktoren, die Entscheidungsträgern bei Anwärtern auf Führungspositionen viel wichtiger sind.

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Verstehe  uns nicht falsch: Leistung ist wichtig. Du solltest nicht schlechter sein als bei deinen Teammitgliedern. Nur muss sie eben auch nicht unbedingt besser sein. Du musst nicht 24/7 erreichbar sein, immer 100 Überstunden mehr haben als der fleißigste Kollege oder jede Weiterbildung in deinem Fachgebiet belegen, die es auf dem Markt gibt. Dein Image, deine Konformität und auch dein Selbstbewusstsein sind hingegen wichtigere Erfolgsfaktoren. Doch mehr hierzu erfährst du im Artikel:

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Das Fazit heute soll also schlicht lauten: Es ist nicht (nur) deine Leistung, welche über deinen beruflichen Erfolg oder Misserfolg bestimmt.

Lerne, „Nein“ zu sagen

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass du dir eben nicht immer noch mehr Arbeit aufhalsen musst, um in der Hierarchie Step-by-Step aufzusteigen. Denn wenn sich die unerledigten Aufgaben auf deinem Schreibtisch zu türmen beginnen, bringt dir das nichts als Stress, Zeitdruck, Hektik, Versagensängste, die ein oder andere Panikattacke oder sogar ein Burnout-Syndrom ein. Schlicht gesagt: Du wirst krank, unglücklich und erfolglos sein. „Nein“ zu sagen, ist deshalb eine wichtige Fähigkeit im Berufsalltag – vor allem im Sinne deines eigenen Wohlbefindens.

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Wenn also demnächst dein Kollege oder Chef mit weiteren Aufgaben auf dich zukommt, „solltest“ du dir folgende drei Fragen stellen, bevor du zusagst.

„Sollen“ – Ein Wort, das schnell zur Falle wird

Leider sind wir Menschen Sozialwesen und legen großen Wert darauf, was unser soziales Umfeld von uns denken könnte. Deshalb orientieren wir uns in der Regel an gesellschaftlichen Konventionen:

  • Wenn dich jemand um Hilfe bittet, „solltest“ du zusagen.
  • Mit 35 Jahren „solltest“ du längst verheiratet sein.
  • Du „solltest“ Sport machen und dich gesund ernähren.
  • Wenn der Chef dir Arbeit überträgt, „solltest“ du diese annehmen.

Das Leben vieler Menschen ist mehr vom „Sollen“ bestimmt als vom „Wollen“. Sie tun alles, damit sie beliebt, respektiert und vielleicht sogar bewundert werden. Dahinter kann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung mit dem ständigen Wunsch nach sozialer Bestätigung stecken – muss sie aber nicht.

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Ein Stück weit liegt die Angst vor Zurückweisung und dadurch die Orientierung an den gesellschaftlichen Konventionen auch einfach in unseren Genen verankert. Schließlich war das Überleben außerhalb einer sozialen Gruppe zu Zeiten der Jäger und Sammler äußerst schwierig bis unmöglich. Wer ausgestoßen wurde, war quasi zum Tode verurteilt.

Zwar sind diese Gepflogenheiten längst Vergangenheit, doch tragen wir den Wunsch nach Akzeptanz in unserem sozialen Umfeld immer noch tief in uns. An sich ist das eine gute Sache, sonst würden wir wohl in einer traurigen, einsamen und emotional kalten Welt leben. Doch hat sie eben auch einen Haken: Viele Menschen orientieren sich nur am „Sollen“ und leben dadurch an ihrem persönlichen Glück, ihren Wünschen, Vorstellungen, Bedürfnissen und Träumen vorbei.

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Was du im Job wirklich „sollst“ – und was nicht

Das „Sollen“ verfolgt uns auch im Job. Kennst du das nicht auch? Du „solltest“ heute etwas länger bleiben, weil du das Projekt XY unbedingt heute fertigstellen „solltest“, da du nächste Woche keine Zeit hast, sondern eine Geschäftsreise antreten „sollst“. Du „sollst“ immer höflich, korrekt gekleidet und gesund sein. „Sollen“ stellt nur die beschönigte Formulierung vom „Müssen“ dar – und warum dieses deinem Erfolg mehr schadet als nützt, erfährst du in folgendem Artikel:

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Du „sollst“ beziehungsweise „musst“ also im Beruf nicht alle deine aufgetragenen Arbeiten widerstandlos annehmen, um beruflich erfolgreich zu werden. Stattdessen „solltest“ du dir stets diese drei Fragen stellen, bevor du dir noch mehr Arbeit aufhalst und dadurch deine Gesundheit aufs Spiel setzt:

Frage #1: Handelt es sich um intrinsische oder extrinsische Motivation?

Im Idealfall lebst du selbstbestimmt und gemäß deiner intrinsischen Motivation. Das bedeutet: Du gehst nur jenen Aufgaben nach, die dir wirklich Spaß machen oder in welchen du einen Sinn siehst.

Definition „Intrinsische Motivation“: Die intrinsische Motivation beschreibt einen Zustand, in welchem du für die ausgeübte Tätigkeit einen inneren Anreiz verspürst. Die Befriedigung für deine Arbeit liegt also nicht in dem erwarteten Ergebnis, einer Beförderung beispielsweise oder einer Gehaltserhöhung, sondern in der Ausübung der Tätigkeit selbst. Wenn du einer Aufgabe intrinsisch motiviert nachgehst, gerätst du in den sogenannten „Flow-Zustand“.

Natürlich ist das in der Praxis nur in den wenigsten Berufen möglich. Selbst, wenn du selbstständig und dein eigener Boss bist, wird es immer Aufgaben geben, welche dir keinen Spaß machen, die du aber nicht (vollständig) outsourcen kannst. Das Leben ist eben kein Ponyhof, wie man so schön sagt. Dennoch kannst du dir die Frage nach deiner Motivation stellen:

  • Wenn ich diese zusätzliche Aufgabe meines Teamkollegen oder Vorgesetzten annehmen würde, weshalb?
  • Was verspreche ich mir davon?
  • Wovor habe ich vielleicht Angst?

Die Antwort könnte also lauten: Du halst dir immer mehr und mehr Arbeit auf, weil du auf eine Beförderung hoffst oder Angst davor hast, dass du im Falle einer Ablehnung gekündigt wirst.

Lese-Tipp: „Flow“ – Wenn’s läuft, dann läuft’s!

Im Idealfall neimmst dudie zusätzliche Arbeit also nur an, weil du dich tatsächlich für das Projekt interessierst, weil du einen Sinn in der Tätigkeit siehst oder bereits kreative Ideen für den Slogan hast. Manchmal musst du natürlich auch ungeliebte Aufgaben übernehmen. Doch kommst du stets zu demselben Ergebnis, nämlich dass deine Arbeit nur auf extrinsischer Motivation beruht, „solltest“ du nicht nur lernen, Nein zu sagen, sondern eventuell sogar über einen Jobwechsel nachzudenken.

Frage #2: Kann ich die Aufgabe mit mir vereinbaren?

Kommen der Chef oder die Kollegen mit einem neuen Projekt, einer Aufgabe oder Tätigkeit auf sie zu, welche sie übernehmen sollen, stellen sich viele Arbeitnehmer die Frage: Lässt sich die zusätzliche Arbeit mit meiner Zeit vereinbaren? Ist der Workload also ohne oder mit einem überschaubaren Maß an Überstunden machbar? Allerdings wäre die viel spannendere Frage: Kannst du diese Aufgabe mit dir selbst vereinbaren? Entspricht sie also deinen Werten, deinen Moralvorstellungen und deinen beruflichen sowie privaten Zielen, Wünschen und Träumen? Oder überschreitet sie vielleicht Grenzen, zum Beispiel moralischer, legaler oder gesundheitlicher Art?

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Es braucht eine Menge Selbstbewusstsein, eine Bitte abzulehnen, weil die Arbeit nicht deiner Persönlichkeit entspricht. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass du dir eigene Grenzen setzt und dir selbst treu bleibst. Das Problem an der Sache ist, dass viele Menschen ihre persönlichen Werte, Ziele, Wünsche und Grenzen überhaupt nicht kennen. Sie sind dir also „selbst nicht bewusst“. Wie kannst du das ändern? Versuche es mit einer Liste:

  • Lege eine Tabelle mit vier Spalten an.
  • Schreibe in der ersten Spalte mindestens fünf Dinge nieder, die dir im Leben am wichtigsten sind.
  • Hierzu können deine Familie gehören, Zeit für dich selbst, Reisen oder finanzielle Sicherheit.
  • Je genauer du diese persönlichen Ziele formulierst, umso besser. Nutze hierfür die SMART-Formel.
  • Verwende die verbleibenden drei Spalten, um deine Ressourcen einzuteilen: Geld, Zeit und Energie.

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Du wirst sehen, dass dein Leben ein ständiges Spannungsfeld aus Entscheidungen zwischen dem, was du „willst“, und dem, was du „sollst“, ist. Sich dies einmal vor Augen zu führen, kann deinen Fokus wieder auf jene Dinge lenken, die dir persönlich im Leben wirklich wichtig sind. Du bist es ansonsten nämlich auch, wer die falschen Entscheidungen am Ende bereut, zum Beispiel, wenn du zu wenig Zeit mit deinen Kindern verbracht hast, als diese noch klein waren.

Nimm dir zusätzliche Arbeit also nur an, wenn diese nicht deine Zeit, Energie oder Finanzen verschlingt, die du lieber anderweitig einsetzen würdest. Ansonsten sitzt du am Wochenende widerwillig bei der Arbeit, obwohl du lieber mit deiner Familie im Schwimmbad wärst – und leisten dadurch nur mittelmäßige Ergebnisse. Ob das deinem beruflichen Erfolg, deiner Gesundheit und deinem Lebensglück einen Nutzen bringen würde, ist äußerst fraglich.

Frage #3: Habe ich überhaupt die Wahl?

Schön und gut, denkst du dir jetzt, aber das klingt eher nach einer Märchenwelt als nach der Realität im Arbeitsleben? Leider ist das in vielen Branchen der Fall. Nur wenige Menschen genießen die Freiheit, im Job ausschließlich geliebte Aufgaben zu übernehmen und ungeliebte anderweitig zu delegieren. Wer nicht gerade selbstständig, ganz oben in der Hierarchie oder eine heiß begehrte Fachkraft in einer vom Fachkräftemangel betroffenen Branche ist, muss eben manchmal in den sauren Apfel beißen und zusätzliche Arbeit annehmen – auch, wenn diese nicht aus intrinsischer Motivation resultiert oder in deinen „Ressourcenplan“ passt.

Lese-Tipp: „Ich kann nicht mehr“ – So sagst du es deinem Chef

Frage dich deshalb auch, ob du überhaupt eine Wahl hast. Und wenn nicht, wieso? Was würde passieren, wenn du „Nein“ sagst? Wichtig ist allerdings, dass diese Frage an dritter und nicht an erster Stelle steht. Denn nur so entwickelst du ein Bewusstsein dafür, was dir wirklich wichtig ist und was dich auf Dauer (nicht) glücklich machen wird. Kommst du nämlich immer wieder zu dem Entschluss, dass du die zusätzliche Arbeit eigentlich lieber ablehnen würdest, aber schlichtweg keine Wahl hast, solltest du ernsthaft eine berufliche Neuorientierung in Erwägung ziehen – einen Jobwechsel vielleicht, eine Selbstständigkeit oder eine Umschulung.

Lese-Tipp: Wer sein Gehalt steigern möchte, sollte den Job wechseln – und zwar regelmäßig

Wirklich erfolgreich, glücklich und gesund wirst du auf Dauer nämlich nur sein, wenn du einen Job hast, für welchen du eine intrinsische Motivation hegst, der sich mit deinem Ressourcen- sowie Lebensplan vereinbaren lässt und in welchem du nicht immer nur „sollst“, sondern vor allem „willst“. Und da die Patchwork-Karriere ohnehin schwer im Kommen ist, „sollte“ die Angst vor dem Jobwechsel das Letzte sein, was dich dazu zwingt, dir immer neue Arbeit aufzuhalsen, obwohl du lieber „Nein“ sagen würdest.

Oder was denkst du? Wie gehst du vor, wenn der Chef oder Kollege mit noch mehr Arbeit auf dich zukommt? Wie entscheidest du, welche Aufgaben du selbst übernimmst, welche du delegierst und wann du von Vornherein „Nein“ sagst? Hast du deshalb schon einmal den Job gewechselt? Erzähle uns deine Geschichten und Meinungen in den Kommentaren!

Bild: Rowan Jordan/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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